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Der Herr will das Birnli schüttle,
das Birnli will nit fallen:
der Herr, der schickt das Jockli hinaus,
es soll das Birnli schüttle:
das Jockli schüttelts Birnli nit,
das Birnli will nit fallen.
Da schickt der Herr das Hündli naus,
es soll das Jockli beißen:
das Hündli beißt das Jockli nit,
das Jockli schüttelts Birnli nit,
das Birnli will nit fallen.
Da schickt der Herr das Prügeli naus,
es soll das Hündli treffen:
das Prügeli trifft das Hündli nit,
das Hündli beißt das Jockli nit,
das Jockli schüttelts Birnli nit,
das Birnli will nit fallen.
Da schickt der Herr das Fürli naus,
es soll das Prügeli brennen:
das Fürli brennt, das Prügeli nit,
das Prügeli trifft das Hündli nit,
das Hündli beißt das Jockli nit,
das Jockli schüttelts Birnli nit,
das Birnli will nit fallen.
Da schickt der Herr das Wässerli naus,
es soll das Fürli löschen:
das Wässerli löscht das Fürli nit,
das Fürli brennt das Prügeli nit,
das Prügeli trifft das Hündli nit,
das Hündli beißt das Jockli nit,
das Jockli schüttelts Birnli nit,
das Birnli will nit fallen.
Da schickt der Herr das Kälbli naus,
es soll das Wässerli läpple: (trinken)
das Kälbli läppelt das Wässerli nit,
das Wässerli löscht das Fürli nit,
das Fürli brennt das Prügeli nit,
das Prügeli trifft das Hündli nit,
das Hündli beißt das Jockli nit,
das Jockli schüttelts Birnli nit,
das Birnli will nit fallen.
Da schickt der Herr den Metzger naus,
er soll das Kälbli metzle:
der Metzger metzelts Kälbli nit,
das Kälbli läppelt das Wässerli nit,
das Wässerli löscht das Fürli nit,
das Fürli brennt das Prügeli nit,
das Prügeli trifft das Hündli nit,
das Hündli beißt das Jockli nit,
das Jockli schüttelts Birnli nit,
das Birnli will nit fallen.
Da schickt der Herr den Schinder naus,
er soll den Metzger hängen:
der Schinder will den Metzger hänge,
der Metzger will das Kälbli metzle,
das Kälbli will das Wässerli läpple,
das Wässerli will das Fürli lösche,
das Fürli will das Prügeli brenne,
das Prügeli will das Hündli treffe,
das Hündli will das Jockli beiße,
das Jockli will das Birnli schüttle,
das Birnli das will fallen.
Hintergründe zum Märchen „Das Birnli will nit fallen“
„Das Birnli will nit fallen“ (KHM 72a) ist ein Kettenmärchen, das in der Erstauflage der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm aus dem Jahr 1812 enthalten ist. Hier sind einige Hintergründe zum Märchen:
Struktur des Märchens: Das Märchen folgt einer typischen Kettenstruktur, bei der eine Handlung oder ein Ereignis auf das nächste folgt, oft in einer aufsteigenden oder absteigenden Reihenfolge. In diesem Fall schickt der Herr verschiedene Figuren, um das Birnchen vom Baum zu schütteln, wobei jede Figur ihre eigene Aufgabe hat und auf die vorherige Handlung reagiert.
Volkstümliche Tradition: Wie viele Märchen der Gebrüder Grimm hat auch „Das Birnli will nit fallen“ seine Wurzeln in der mündlichen Erzähltradition. Die Brüder Grimm sammelten solche Geschichten von verschiedenen Quellen, in diesem Fall aus der Schweiz. Die mündliche Tradition bedeutet, dass es viele Variationen und Interpretationen desselben Märchens geben kann, die sich im Laufe der Zeit verändern.
Pädagogischer Wert: Kettenmärchen wie „Das Birnli will nit fallen“ haben oft einen pädagogischen Wert, indem sie den Hörern oder Lesern eine moralische oder praktische Lektion vermitteln. In diesem Fall könnte die Lektion darin bestehen, dass man selbst aktiv werden und Verantwortung für seine Handlungen übernehmen sollte, anstatt sich auf andere zu verlassen.
Verbindung zu anderen Märchen: „Das Birnli will nit fallen“ hat Ähnlichkeiten mit anderen Geschichten, wie zum Beispiel „Der Bauer schickt sein Jockel aus“ aus Johannes Fischarts „Geschichtsklitterung“ von 1575. Solche Verbindungen zeigen, dass solche Geschichten oft universelle Themen und Motive aufweisen und in verschiedenen Kulturen und Zeiten populär sind.
Entfernung aus späteren Auflagen: Das Märchen „Das Birnli will nit fallen“ war nur in der Erstauflage der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm enthalten. In späteren Auflagen wurde es entfernt, möglicherweise weil es als weniger bedeutend oder weniger interessant angesehen wurde als andere Geschichten in der Sammlung.
Interpretationen zum Märchen „Das Birnli will nit fallen“
„Das Birnli will nit fallen“ (KHM 72a) ist ein Kettenmärchen, das verschiedene Interpretationen und Bedeutungen haben kann. Hier sind einige mögliche Interpretationen:
Selbstverantwortung: Das Märchen kann als Aufforderung zur Selbstverantwortung und zum Ergreifen der Initiative gedeutet werden. Der Herr verlässt sich auf eine Kette von Charakteren, um das Birnchen zu schütteln, anstatt selbst aktiv zu werden. Die Geschichte zeigt, dass es oft am effektivsten ist, wenn man seine Probleme selbst in die Hand nimmt und nicht auf andere angewiesen ist.
Hierarchie und Autorität: Eine weitere Interpretation des Märchens könnte die Hierarchie und die Rolle von Autorität in der Gesellschaft untersuchen. Der Herr, der die höchste Position in der Hierarchie innehat, gibt seine Befehle an die verschiedenen Figuren weiter. Jede Figur ist in der Kette der Autorität eingeordnet, und das Scheitern, die Anweisungen auszuführen, führt dazu, dass die nächste Figur in der Kette eingesetzt wird. Die Geschichte zeigt die Grenzen von Autorität und die möglichen Folgen, wenn Befehle nicht befolgt werden.
Kommunikation und Zusammenarbeit: Das Märchen zeigt auch die Bedeutung von Kommunikation und Zusammenarbeit, um ein Ziel zu erreichen. Jede Figur versucht, unabhängig voneinander das Birnchen zu schütteln, aber sie scheitern. Die Geschichte könnte die Idee vermitteln, dass eine effektive Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren notwendig ist, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
Zyklen und Wiederholungen: Eine weitere Interpretation könnte sich auf die zyklische Natur der Handlung konzentrieren. Die Handlung wiederholt sich, da jede Figur die gleiche Aufgabe erhält, aber die Anweisungen nicht ausführt. Die Geschichte zeigt, dass zyklische Muster oft zu keinem Fortschritt führen und dass ein Ausbruch aus solchen Mustern notwendig ist, um Veränderungen und Erfolge zu erzielen.
Absurdes Theater: Schließlich kann „Das Birnli will nit fallen“ als absurdes Theater gesehen werden. Die Handlung folgt einer scheinbar sinnlosen Kette von Ereignissen, die zu keinem befriedigenden Ergebnis führen. Diese Interpretation könnte die Sinnlosigkeit bestimmter menschlicher Bemühungen aufzeigen und die Tatsache betonen, dass nicht alle Probleme durch logisches Denken oder lineares Handeln gelöst werden können.
Adaptionen zum Märchen „Das Birnli will nit fallen“
Da „Das Birnli will nit fallen“ (KHM 72a) kein so bekanntes Märchen der Brüder Grimm ist wie beispielsweise „Aschenputtel“ oder „Hänsel und Gretel“, gibt es nicht so viele Adaptionen oder Variationen in verschiedenen Medien. Dennoch gibt es einige Beispiele, die sich auf das Märchen beziehen oder es als Inspirationsquelle nutzen:
Theateraufführungen: In lokalen Theatern oder Schulen könnten Aufführungen des Märchens stattfinden, bei denen die Handlung in einer modernen oder humorvollen Weise angepasst wird. Durch die Kettenstruktur des Märchens eignet es sich gut für Theaterstücke, bei denen die verschiedenen Charaktere nacheinander auf die Bühne treten und ihre jeweiligen Rollen spielen.
Kinderbücher: Das Märchen könnte als Bilderbuch für Kinder neu interpretiert werden, wobei die Handlung und die Charaktere an ein jüngeres Publikum angepasst werden. Die Illustrationen könnten eine wichtige Rolle bei der Darstellung der verschiedenen Charaktere und der humorvollen Natur der Geschichte spielen.
Animation und Kurzfilme: „Das Birnli will nit fallen“ könnte als animierter Kurzfilm oder als Teil einer Märchen-Anthologie adaptiert werden. Die Handlung und die Charaktere könnten so dargestellt werden, dass sie für ein modernes Publikum ansprechend sind, und die Geschichte könnte eine aktualisierte Botschaft oder Moral enthalten.
Musik: Das Märchen kann als Grundlage für ein musikalisches Werk dienen, zum Beispiel als Kinderlied oder als Teil eines größeren musikalischen Projekts. Die Handlung könnte in Versen erzählt werden, die die verschiedenen Charaktere und ihre Versuche, das Birnchen zu schütteln, beschreiben.
Leider gibt es keine konkreten Beispiele für Adaptionen von „Das Birnli will nit fallen“ in Film, Fernsehen oder Literatur, da das Märchen weniger bekannt ist und nicht den gleichen Bekanntheitsgrad wie andere Grimm-Märchen hat. Es ist jedoch möglich, dass lokale Künstler oder Gemeinschaften das Märchen als Inspirationsquelle für ihre eigenen Projekte nutzen.
Zusammenfassung der Handlung
„Das Birnli will nit fallen“ (KHM 72a) ist ein Kettenmärchen der Gebrüder Grimm, das in der Erstauflage von 1812 veröffentlicht wurde. Die Handlung besteht aus acht Strophen und erzählt die Geschichte eines Herrn, der versucht, ein Birnchen von einem Baum zu schütteln. Anstatt selbst zu handeln, schickt er verschiedene Figuren, um das Birnchen zu schütteln, doch jede Figur scheitert auf unterschiedliche Weise:
Zuerst schickt der Herr einen Hahn, um das Birnchen zu schütteln, aber der Hahn schüttelt nicht. Als nächstes schickt er einen Hund, um den Hahn zu beißen, damit dieser schüttelt. Aber der Hund beißt nicht. Der Herr schickt dann einen Prügel, um den Hund zu schlagen, damit dieser beißt. Aber der Prügel schlägt nicht. Er schickt daraufhin Feuer, um den Prügel zu verbrennen, damit dieser schlägt. Aber das Feuer brennt nicht.
Weiter schickt er Wasser, um das Feuer zu löschen, damit es brennt. Aber das Wasser löscht nicht. Anschließend schickt er ein Kalb, um das Wasser zu trinken, damit es löscht. Aber das Kalb trinkt nicht. Der Herr schickt dann einen Metzger, um das Kalb zu schlachten, damit es trinkt. Aber der Metzger schlachtet nicht. Schließlich schickt er einen Henker, um den Metzger zu hängen, damit er schlachtet. Doch auch der Henker hängt nicht.
Die Handlung zeigt die erfolglosen Versuche des Herrn, das Birnchen zu schütteln, indem er eine Kette von Figuren einsetzt, die alle in ihrer jeweiligen Aufgabe scheitern. Das Märchen endet ohne Auflösung und lässt den Leser oder Zuhörer über die Bedeutung der Geschichte nachdenken.
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Kennzahl | Wert |
---|---|
Nummer | KHM 72a |
Lesbarkeitsindex nach Amstad | 60.4 |
Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 51 |
Flesch-Reading-Ease Index | 49.3 |
Flesch–Kincaid Grade-Level | 12 |
Gunning Fog Index | 14.2 |
Coleman–Liau Index | 11.7 |
SMOG Index | 11.7 |
Automated Readability Index | 12 |
Zeichen-Anzahl | 2.164 |
Anzahl der Buchstaben | 1.660 |
Anzahl der Sätze | 10 |
Wortanzahl | 356 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 35,60 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 55 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 15.4% |
Silben gesamt | 511 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,44 |
Wörter mit drei Silben | 22 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 6.2% |