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Vogel Phönix
Grimm Märchen

Vogel Phönix - Märchen der Gebrüder Grimm

Vorlesezeit für Kinder: 6 min

Eines Tags ging ein reicher Mann spazieren an den Fluss, da kam ein kleines Kästchen geschwommen, dies Kästchen nahm er und machte den Deckel auf, da lag ein kleines Kind darin, welches er mit heim nahm und aufziehen ließ.

Der Verwalter konnte aber das Kind nicht leiden, und einmal nahm er’s mit sich in einem Kahn auf den Fluss, und als er mitten darin war, sprang er schnell heraus ans Land, und ließ das Kind allein im Kahn. Und der Kahn trieb immer fort, bis an die Mühle, da sah der Müller das Kind und erbarmte sich, nahm es heraus und erzog es in seinem Haus.

Einmal aber kam von ungefähr der Verwalter in dieselbe Mühle, erkannte das Kind und nahm es mit sich. Bald darauf gab er dem jungen Menschen einen Brief zu tragen an seine Frau, worin stand: „den Überbringer dieses Briefs sollst du den Augenblick umbringen.“ Unterwegs aber begegnete dem jungen Menschen im Walde ein alter Mann, welcher sprach: weis“ mir doch einmal den Brief, den du da in der Hand trägst!

Da nahm er ihn, drehte ihn bloß einmal herum und gab ihn wieder, nun stand darin: dem Überbringer sollst du augenblicks unsere Tochter zur Frau geben! So geschah es, und als der Verwalter das hörte, geriet er in Ärger und sagte: „he, so geschwind geht’s nicht, eh ich dir meine Tochter lasse, sollst du mir erst drei Federn vom Vogel Phönix bringen.“

Der Jüngling machte sich auf den Weg nach dem Vogel Phönix, und an derselben Stelle im Wald begegnete ihm wieder derselbe alte Mann und sprach: geh den ganzen Tag weiter fort, Abends wirst du an einen Baum kommen, darauf zwei Tauben sitzen, die werden dir das weitere sagen! Wie er Abends an den Baum kam, saßen zwei Tauben drauf.

Die eine Taube sprach: wer da zum Vogel Phönix will, muss gehen den ganzen Tag, so wird er Abends an ein Tor kommen, das ist zugeschlossen. Die andere Taube sprach: unter diesem Baum liegt ein Schlüssel von Gold, der schließt das Tor auf. Da fand er den Schlüssel und Schloss das Tor damit auf; hinterm Tor, da saßen zwei Männer, der eine Mann sprach: wer den Vogel Phönix sucht, muss einen großen Weg machen über den hohen Berg, und dann wird er endlich in das Schloss kommen.

Am Abend des dritten Tags langte er endlich im Schloss an, da saß ein weißes Mamsellchen, und sprach: was wollt ihr hier? – Ach, ich will mir gern drei Federn vom Vogel Phönix holen. Sie sprach: ihr seid in Lebensgefahr, denn wo euch der Vogel Phönix gewahr würde, fräße er euch auf mit Haut und Haar, doch will ich sehen, wie ich euch zu den drei Federn verhelfe, alle Tage kommt er hierher, da muss ich ihn mit einem engen Kamm kämmen; geschwind hier unter den Tisch, der war rund um mit Tuch beschlagen.

Indem kam der Vogel Phönix heim, setzte sich oben auf den Tisch und sprach: ich wittere, wittere Menschenfleisch! – „Ach was? ihr seht ja wohl, dass niemand hier ist“ – kämm mich nun, sprach der Vogel Phönix. Das weiße Mamsellchen kämmte ihn nun, und er schlief darüber ein. Wie er recht fest schlief, packte sie eine Feder, zog sie aus und warf sie unterm Tisch.

Da wachte er auf: „was raufst du mich so? mir hat geträumt, es käme ein Mensch und zöge mir eine Feder aus.“ Sie stellte ihn aber zufrieden, und so ging’s das andere Mal und das dritte Mal. Wie der junge Mensch die drei Federn hatte, zog er damit heim und bekam nun seine Braut.

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Hintergründe zum Märchen „Vogel Phönix“

Das Märchen „Vogel Phönix“ (KHM 75a) von den Gebrüder Grimm erschien nur in der ersten Auflage von 1812 in den Kinder- und Hausmärchen. Die Geschichte folgt dem Aarne-Thompson-Uther-Index (ATU) 461, einem internationalen Klassifikationssystem für Märchen. Im Laufe der verschiedenen Auflagen der Grimm’schen Märchen wurde die Geschichte von „Vogel Phönix“ durch andere ähnliche Märchen, wie „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ (KHM 29) und „Der Vogel Greif“ (KHM 165), ersetzt.

Herkunft: Die Quelle des Märchens ist Marie Hassenpflug, eine deutsche Schriftstellerin und Märchensammlerin. Sie gehörte zur Gruppe von Frauen, die den Brüdern Grimm viele ihrer Geschichten lieferten. Die Hassenpflugs waren eine deutsch-französische Familie aus Hessen, und es wird angenommen, dass sie aufgrund ihrer kulturellen Hintergründe Zugang zu einer Vielzahl von Märchen hatten, die sowohl deutsche als auch französische Einflüsse hatten.

Märchenmotive: Das Motiv des Helden, der eine scheinbar unmögliche Aufgabe bewältigen muss, um seine Geliebte zu gewinnen, ist ein häufiges Thema in Märchen. In „Vogel Phönix“ wird der Protagonist, ein verstoßener Junge, von einem alten Mann unterstützt, der ihm hilft, den Vogel Phönix zu finden und seine Federn zu erhalten. Dieser Aspekt der Geschichte spiegelt das Motiv der helfenden Alten oder übernatürlichen Helfer wider, die dem Helden bei seinen Abenteuern zur Seite stehen.

Figur des Vogel Phönix: Die Figur des Vogel Phönix selbst ist ein mythisches Wesen, das in verschiedenen Kulturen auf der ganzen Welt vorkommt. In der griechischen Mythologie ist der Phönix ein unsterblicher Vogel, der am Ende seines Lebenszyklus verbrennt und aus der Asche wiedergeboren wird. Die Verwendung des Vogel Phönix im Märchen symbolisiert möglicherweise die Überwindung von Schwierigkeiten und die Veränderungen, die der Held durchläuft, um seine Ziele zu erreichen.

Obwohl „Vogel Phönix“ in späteren Ausgaben der Grimm’schen Märchen nicht mehr erschien, bleibt es dennoch ein interessantes Beispiel für die Vielfalt und den Reichtum der Märchenwelt, die von den Gebrüder Grimm gesammelt und dokumentiert wurde.

Interpretationen zum Märchen „Vogel Phönix“

Als ein Märchen aus der Sammlung der Brüder Grimm bietet „Vogel Phönix“ (KHM 75a) mehrere Interpretationen und Lesarten. Hier sind einige mögliche Interpretationen:

Reifeprozess und Selbstentwicklung: Die Geschichte des Jungen, der durch verschiedene Prüfungen geht, um seine Aufgaben zu erfüllen und seine Braut zu gewinnen, kann als Allegorie für den Reifeprozess und die persönliche Entwicklung eines Individuums gesehen werden. Der Protagonist überwindet Hindernisse, meistert Herausforderungen und wächst als Person, während er seine Reise fortsetzt.

Die Macht der Güte und Hilfe: In „Vogel Phönix“ trifft der Junge auf seinem Weg auf verschiedene helfende Charaktere wie den alten Mann und das Mütterchen. Diese Figuren repräsentieren möglicherweise die Güte und Hilfe, die Menschen auf ihrem Lebensweg begegnen können. Sie betonen die Bedeutung von Solidarität und der Unterstützung anderer in schwierigen Zeiten.

Die Kraft der List und Intelligenz: Der Junge in der Geschichte verwendet List und Intelligenz, um die geforderten Federn vom Vogel Phönix zu erhalten und seine Aufgabe zu erfüllen. Diese Interpretation betont die Bedeutung von Intelligenz und Klugheit bei der Bewältigung von Herausforderungen und der Erreichung persönlicher Ziele.

Die Überwindung von Widrigkeiten: Die Geschichte zeigt, wie der Protagonist trotz seiner schwierigen Umstände und der Hindernisse, die ihm in den Weg gelegt werden, seinen Weg erfolgreich fortsetzt. Dies kann als eine Ermutigung für die Leser gesehen werden, Widrigkeiten zu überwinden und an sich selbst zu glauben.

Die Transformation und Wiedergeburt: Der Vogel Phönix symbolisiert oft Transformation und Wiedergeburt in verschiedenen Kulturen. In der Geschichte steht der Vogel für die Veränderungen und das persönliche Wachstum, die der Held durchläuft, um seine Ziele zu erreichen. Diese Interpretation betont die Idee, dass Menschen ihre Schwierigkeiten überwinden und sich weiterentwickeln können, um ein erfülltes Leben zu führen.

Insgesamt bietet das Märchen „Vogel Phönix“ eine Fülle von Interpretationsmöglichkeiten und kann auf verschiedene Weise gelesen und analysiert werden. Es zeigt die zeitlose Natur von Märchen und deren Fähigkeit, universelle Themen und menschliche Erfahrungen zu erfassen.

Adaptionen zum Märchen „Vogel Phönix“

Adaptionen des Märchens „Vogel Phönix“ (KHM 75a) von den Gebrüder Grimm sind selten, da das Märchen nur in der ersten Auflage von 1812 erschienen ist und später durch andere, ähnliche Geschichten ersetzt wurde. Eine der wenigen Adaptionen ist der Film „Die Pfauenfeder“, der auf dem Märchen basiert:

Filme: „Die Pfauenfeder“ (1987) – Regie: Petr Weigl Diese tschechoslowakische Verfilmung ist eine Adaption des Märchens „Vogel Phönix“. Der Film erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der auf der Suche nach den Federn des Vogels Phönix ist, um die Hand der Prinzessin zu gewinnen. Eva Vejmělková spielt die Rolle der Prinzessin. Obwohl der Film einige Änderungen und Anpassungen an der ursprünglichen Handlung vornimmt, bleibt die Grundstruktur des Märchens erhalten.

Da das Märchen „Vogel Phönix“ nicht so bekannt ist wie andere Grimm’sche Märchen und in späteren Ausgaben der Kinder- und Hausmärchen nicht mehr erschien, gibt es nur wenige Adaptionen und Interpretationen des Textes. Das Fehlen weiterer Adaptionen kann auch darauf zurückzuführen sein, dass ähnliche Geschichten wie „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ (KHM 29) und „Der Vogel Greif“ (KHM 165) in der Sammlung der Brüder Grimm mehr Bekanntheit erlangt haben.

Literarische Werke mit ähnlichen Themen

Obwohl es keine bekannten direkten literarischen Adaptionen des Märchens „Vogel Phönix“ (KHM 75a) der Gebrüder Grimm gibt, beziehen sich viele Geschichten und Werke auf den Phönix als mythologisches Wesen, das für seine Fähigkeit, aus seiner eigenen Asche wiedergeboren zu werden, bekannt ist. Hier sind einige Beispiele für literarische Werke, die den Phönix als Motiv oder Hauptfigur verwenden:

„Harry Potter“-Reihe von J.K. Rowling: In dieser berühmten Buchreihe spielt der Phönix Fawkes eine wichtige Rolle als treuer Begleiter von Albus Dumbledore. Fawkes hilft den Hauptfiguren mehrmals und demonstriert die Wiedergeburt des Phönix aus der Asche.

„Das Buch der Vögel“ von Farid ud-Din Attar: Dieses klassische persische Epos enthält eine Geschichte, in der der Phönix als das höchste und weiseste unter den Vögeln dargestellt wird, die auf der Suche nach der göttlichen Wahrheit sind.

„Die Phönix-Gedichte“ aus der angelsächsischen Literatur: In diesen Gedichten, die auf einer lateinischen Vorlage basieren, wird der Phönix als Symbol für Auferstehung und ewiges Leben verwendet, das mit der christlichen Vorstellung von Auferstehung und Erlösung verknüpft ist.

„Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury: In diesem dystopischen Roman steht der Phönix symbolisch für die Hoffnung auf Erneuerung und Wiederaufbau der Gesellschaft nach ihrer Zerstörung durch totalitäre Kontrolle und Zensur.

Literarische Adaptionen von „Vogel Phönix“ könnten sich auf die Symbolik des Phönix konzentrieren, seine Rolle in der Mythologie und verschiedenen Kulturen untersuchen oder neue Geschichten rund um das mächtige und mystische Wesen schaffen. Autoren können sich von der ursprünglichen Geschichte der Brüder Grimm inspirieren lassen und ihre eigenen kreativen Interpretationen und Variationen entwickeln.

Zusammenfassung des Märchen „Vogel Phönix“

„Vogel Phönix“ (KHM 75a) ist ein Märchen der Gebrüder Grimm, das in der ersten Auflage von 1812 erschien. Die Handlung folgt einem Jungen, der von einem reichen Mann gefunden und aufgezogen wird, später jedoch von dessen Verwalter ausgesetzt wird. Der Junge kommt daraufhin zu einem Müller, der ihn bei sich aufnimmt.

Als der Verwalter den Jungen wiederfindet, schickt er ihn mit einem Brief an seine Frau. In dem Brief steht, dass sie den Jungen sofort töten soll. Auf dem Weg begegnet der Junge einem alten Mann, der den Brief so verändert, dass der Junge nun die Tochter des Verwalters zur Frau bekommen soll. Der Verwalter stellt dem Jungen jedoch die Aufgabe, drei Federn vom Vogel Phönix zu besorgen, bevor er die Tochter heiraten darf.

Der Junge trifft erneut auf den alten Mann, der ihm den Weg zu zwei Tauben zeigt. Eine Taube verrät ihm den Standort eines geheimen Tores, während die andere Taube ihm sagt, dass der goldene Schlüssel dazu unter dem Baum vergraben ist. Hinter dem Tor trifft der Junge auf zwei Männer, von denen einer ihm den Weg zu einem Schloss hinter einem Berg zeigt. Im Schloss versteckt ein Mütterchen den Jungen unter dem Tisch und reißt dem menschenfressenden Vogel Phönix beim Kämmen drei Federn aus. Mit den Federn des Phönix erfüllt der Junge die gestellte Aufgabe und gewinnt die Hand der Tochter des Verwalters als seine Braut.

Die Handlung des Märchen

Eines Tages fand ein reicher Mann ein Kästchen im Fluss, in dem sich ein kleines Kind befand. Er nahm das Kind mit nach Hause und zog es auf. Der Verwalter mochte das Kind nicht und versuchte, es loszuwerden, indem er es in einem Kahn auf dem Fluss zurückließ. Das Kind wurde jedoch von einem Müller gefunden und aufgezogen.

Eines Tages erkannte der Verwalter das Kind und forderte es auf, einen Brief an seine Frau zu überbringen, in dem stand, dass sie den Überbringer sofort töten solle. Unterwegs traf das Kind einen alten Mann, der den Brief änderte, so dass nun darin stand, dass der Überbringer sofort ihre Tochter heiraten solle. Als der Verwalter davon hörte, forderte er den Jüngling auf, ihm zuerst drei Federn des Vogels Phönix zu bringen.

Der Jüngling machte sich auf die Suche und begegnete wieder dem alten Mann. Der Mann wies ihm den Weg zu einem Baum mit zwei Tauben, die ihm sagten, wie er zum Vogel Phönix gelangen könne. Er folgte ihren Anweisungen und gelangte schließlich zu einem Schloss, in dem ein weißes Mamsellchen lebte. Sie warnte ihn vor der Gefahr, vom Vogel Phönix gefressen zu werden, aber sie versprach, ihm bei der Beschaffung der Federn zu helfen. Als der Vogel Phönix ankam, versteckte sich der Jüngling unter einem Tisch. Das Mamsellchen kämmte den Vogel, bis er einschlief. Dann zog sie eine Feder nach der anderen heraus und warf sie dem Jüngling zu. Als er die drei Federn hatte, kehrte er zum Verwalter zurück und bekam dessen Tochter zur Frau.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
Aarne-Thompson-Uther-IndexATU Typ 461
Lesbarkeitsindex nach Amstad76.8
Lesbarkeitsindex nach Björnsson35
Flesch-Reading-Ease Index67.8
Flesch–Kincaid Grade-Level9.7
Gunning Fog Index10.8
Coleman–Liau Index9.9
SMOG Index9.5
Automated Readability Index11
Zeichen-Anzahl3.335
Anzahl der Buchstaben2.592
Anzahl der Sätze25
Wortanzahl593
Durchschnittliche Wörter pro Satz23,72
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben67
Prozentualer Anteil von langen Wörtern11.3%
Silben gesamt806
Durchschnittliche Silben pro Wort1,36
Wörter mit drei Silben30
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben5.1%
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