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I. Die weiße Taube
Vor eines Königs Palast stand ein prächtiger Birnbaum, der trug jedes Jahr die schönsten Früchte, aber wenn sie reif waren, wurden sie in einer Nacht alle geholt, und kein Mensch wusste, wer es getan hatte. Der König aber hatte drei Söhne, davon ward der jüngste für einfältig gehalten, und hieß der Dummling. Da befahl er dem ältesten, er solle ein Jahr lang alle Nacht unter dem Birnbaum wachen, damit der Dieb einmal entdeckt werde.
Der tat das auch und wachte alle Nacht, der Baum blühte und war ganz voll von Früchten, und wie sie anfingen reif zu werden, wachte er noch fleißiger, und endlich waren sie ganz reif und sollten am anderen Tage abgebrochen werden. In der letzten Nacht aber überfiel ihn ein Schlaf, und er schlief ein, und wie er aufwachte, waren alle Früchte fort, und nur die Blätter noch übrig.
Da befahl der König dem zweiten Sohn ein Jahr zu wachen, dem ging es nicht besser, als dem ersten. In der letzten Nacht konnte er sich des Schlafes gar nicht erwehren, und am Morgen waren die Birnen alle abgebrochen. Endlich befahl der König dem Dummling ein Jahr zu wachen, darüber lachten alle, die an des Königs Hof waren. Der Dummling aber wachte, und in der letzten Nacht wehrt“ er sich den Schlaf ab, da sah er, wie eine weiße Taube geflogen kam, eine Birne nach der anderen abpickte und fort trug. Und als sie mit der letzten fortflog, stand der Dummling auf und ging ihr nach.
Die Taube flog aber auf einen hohen Berg und verschwand auf einmal in einem Felsenritz. Der Dummling sah sich um, da stand ein kleines graues Männchen neben ihm, zu dem sprach er: „Gott segne dich!“ – „Gott hat mich gesegnet in diesem Augenblick durch diese deine Worte, antwortete das Männchen, denn sie haben mich erlöst, steige du in den Felsen hinab, da wirst du dein Glück finden.“ Der Dummling trat in den Felsen, viele Stufen führten ihn hinunter, und wie er unten hinkam, sah er die weiße Taube ganz von Spinnweben umstrickt und zugewebt. Wie sie ihn aber erblickte brach sie hindurch, und als sie den letzten Faden zerrissen, stand eine schöne Prinzessin vor ihm, die hatte er auch erlöst, und sie ward seine Gemahlin und er ein reicher König, und regierte sein Land mit Weisheit.
II. Die Bienenkönigin
Zwei Königssöhne gingen auf Abenteuer aus, und gerieten in ein wildes, wüstes Leben, so dass sie gar nicht wieder nach Haus kamen. Der jüngste, der Dummling, ging aus und suchte seine Brüder. Wie er sie fand, spotteten sie sein, dass er mit seiner Einfalt sich durch die Welt schlagen wolle, da sie zwei nicht durchkämen und wären doch viel klüger. Da zogen sie miteinander fort und kamen an einen Ameisenhaufen, die zwei ältesten wollten ihn aufwühlen, und sehen, wie die kleinen Ameisen in der Angst herumkröchen und ihre Eier forttrügen.
Aber der Dummling sagte: „lasst die Tiere in Frieden, ich leid‘s nicht, dass ihr sie stört.“ Dann gingen sie weiter und kamen an einen See, auf dem schwammen viele, viele Enten. Die zwei Brüder wollten ein paar fangen und braten, aber der Dummling sagte wieder: „lasst die Tiere in Frieden, ich leid‘s nicht, dass ihr sie tötet.“ Endlich kamen sie an ein Bienennest, darin war so viel Honig, dass er am Stamm herunterlief. Die zwei wollten Feuer unter den Baum legen, dass die Bienen erstickten, und sie den Honig wegnehmen könnten.
Der Dummling hielt sie aber wieder ab und sprach: „lasst die Tiere in Frieden, ich leid‘s nicht, dass ihr sie verbrennt.“ Da kamen die drei Brüder in ein Schloss, wo in den Ställen lauter steinerne Pferde standen, auch war kein Mensch zu sehen, und sie gingen durch alle Säle, bis sie vor eine Türe ganz am Ende kamen, davor hingen drei Schlösser. Es war aber mitten in der Türe ein Lädlein, dadurch konnte man in die Stube sehen.
Da sahen sie ein grau Männchen an einem Tische sitzen, das riefen sie an einmal, zweimal, aber es hörte nicht; endlich riefen sie zum dritten Mal, und da stand es auf und kam heraus. Es sprach kein Wort, fasste sie aber an und führte sie zu einem reichbesetzten Tisch, und als sie gegessen hatten, führte es einen jeglichen in ein eigenes Schlafgemach. Am anderen Morgen kam es zu dem ältesten, winkte ihm und brachte ihn zu einer steinernen Tafel, darauf standen die drei Aufgaben geschrieben, wodurch das Schloss erlöst werden konnte.
Die erste war: in dem Wald unter dem Moos lagen die tausend Perlen der Königstochter, die mussten aufgesucht werden, und vor Sonnenuntergang durfte nicht eine einzige fehlen, sonst ward der, welcher es unternahm zu Stein. Der Prinz ging hin und suchte den ganzen Tag, als aber der Tag zu Ende war, hatte er erst hundert gefunden, und ward in einen Stein verwandelt. Am folgenden Tag unternahm der zweite Bruder das Abenteuer. Er ward aber wie der älteste zu Stein, weil er nicht mehr, als zweihundert gefunden. Endlich kam auch an den Dummling die Reihe, der suchte im Moos, es war aber so schwer, die Perlen zu finden, und ging so langsam, da setzte er sich auf einen Stein und weinte.
Und wie er so saß kam der Ameisenkönig, den er einmal erhalten hatte mit fünftausend Ameisen, und es währte gar nicht lang, so hatten die die Perlen miteinander gefunden und auf einen Haufen getragen. Die zweite Aufgabe aber war, den Schlüssel zu der Schlafkammer der Prinzessin aus der See zu holen. Wie der Dummling zur See kam, schwammen die Enten, die er einmal gerettet hatte, heran, tauchten unter, und holten den Schlüssel aus der Tiefe.
Die dritte Aufgabe aber war die schwerste: aus den drei schlafenden Töchtern des Königs sollte die jüngste und die liebste herausgesucht werden, sie glichen sich aber vollkommen, und waren durch nichts verschieden, als dass die älteste ein Stück Zucker, die zweite Sirup, die jüngste einen Löffel voll Honig gegessen hatte, und es war bloß an dem Hauch zu erkennen, welche den Honig gegessen.
Da kam aber die Bienenkönigin von den Bienen, die der Dummling vor dem Feuer geschützt, und versuchte den Mund von allen dreien, zuletzt blieb sie auf dem Mund sitzen, der Honig gegessen, und so erkannte der Prinz die rechte, und da war aller Zauber vorbei, alles war aus dem Schlaf erlöst, und wer von Stein war, erhielt seine menschliche Gestalt wieder, und der Dummling vermählte sich mit der jüngsten und liebsten, und ward König nach ihres Vaters Tod. Seine zwei Brüder aber mit den beiden anderen Schwestern.
III. Die drei Federn
Es war einmal ein König, der schickte seine drei Söhne in die Welt, und welcher von ihnen das feinste Leinengarn mitbrächte, der sollte nach seinem Tode das Reich haben. Und damit sie wüssten, wo hinaus sie zögen, stellte er sich vor sein Schloss und blies drei Federn in die Luft, nach deren Flug sollten sie sich richten. Die eine flog nach Westen, der folgte der älteste, die andere nach Osten, der folgte der zweite, die dritte aber fiel auf einen Stein, nicht weit von dem Palast, da musste der dritte Prinz, der Dummling zurück bleiben, und die anderen lachten ihn aus und sagten: er sollte bei dem Stein das Leinengarn aufsuchen. Der Dummling aber setzte sich auf den Stein und weinte, und wie er so hin und her wankte, schob sich der Stein fort, und darunter lag eine Marmorplatte mit einem Ring.
Der Dummling hob sie auf, und da war eine Treppe, die führte hinunter, darauf ging er fort und kam in ein unterirdisches Gewölbe, da saß ein Mädchen und spann Flachs. Es fragte ihn, warum er so verweinte Augen hätte, da klagte er ihm sein Leid, dass er das feinste Leinen suchen solle, und doch nicht darnach ausziehen dürfe, da haspelte ihm das Mädchen sein Garn ab, das war das allerfeinste Leinengarn und hieß ihn das hinauf zu seinem Vater bringen. Wie er nun hinaufkam, war er lange Zeit weggewesen, und seine Brüder waren eben zurückgekommen und glaubten gewiss, sie hätten das feinste mitgebracht.
Als aber ein jeder das seinige vorzeigte, da hatte der Dummling noch einmal so feines, und das Reich wär sein gewesen; aber die zwei anderen gaben sich nicht zufrieden, und verlangten von dem Vater, er solle noch eine Bedingung machen. Der König verlangte nun den schönsten Teppich, und blies die drei Federn wieder in die Luft, und die dritte fiel wieder auf den Stein, und der Dummling durfte nicht weiter gehen, die anderen aber zogen nach Osten und Westen.
Er hob den Stein auf und ging wieder hinab, und fand das Mädchen geschäftig, einen wunderschönen Teppich aus den brennendsten Farben zu weben, und als er fertig war, sprach es: „der ist für dich gewirkt, den trag hinauf, kein Mensch auf der Welt wird einen so prächtigen haben.“ Er ging damit vor seinen Vater, und übertraf wieder seine Brüder, die die schönsten Teppiche aus allen Ländern zusammengebracht hatten, aber diese brachten den König doch dahin, dass er die neue Bedingung machte, wer das Reich erben wollte, müsse die schönste Frau mit nach Haus bringen.
Die Federn werden wieder geblasen, und Dummlings seine bleibt auf dem Stein liegen. Da ging er hinunter und klagte dem Mädchen, was sein Vater wieder für ihn so schweres aufgelegt habe, das Mädchen aber sagte, es wolle ihm schon helfen, er solle nur weiter in dem Gewölbe gehen, da werde er die schönste auf der Welt finden. Der Dummling ging hin und kam an ein Gemach, worin alles von Gold und Edelsteinen schimmerte und flimmerte, aber statt einer schönen Frau, saß ein garstiger Frosch mitten darin.
Der Frosch rief ihm zu: „umschling mich und versenke dich!“ Er wollte aber nicht, da rief der Frosch zum zweiten und dritten Mal: „umschling mich und versenke dich!“ Da fasste der Dummling den Frosch, und trug ihn herauf zu einem Teich, und sprang mit ihm hinein, kaum aber hatte das Wasser sie berührt, so hielt er die allerschönste Jungfrau in seinen Armen. Und sie stiegen heraus, und er führte sie vor seinen Vater, da war sie tausendmal schöner, als die Frauen, die sich die anderen Prinzen mitgebracht.
Nun wäre das Reich wieder dem Dummling gewesen, aber die zwei lärmten und verlangten, der sollte den Vorzug haben, dessen Frau bis zu einem Ring, der mitten im Saal festhing, springen könnte. Der König willigte auch endlich darein. Die Frau des ältesten konnte aber kaum halb so hoch hinaufkommen, die Frau des zweiten kam ein wenig höher, aber die Frau des dritten sprang bis in den Ring. Da mussten sie endlich zugeben, dass Dummling nach ihres Vaters Tod das Reich erben solle, und als der starb, ward er König und hat lange in Weisheit regiert.
IV. Die goldene Gans
Es war einmal ein Mann, der hatte drei Söhne, der jüngste aber war ein Dummling. Eines Tags sprach der älteste: „Vater, ich will in den Wald gehen, Holz hauen.“ – „Lasst das bleiben, antwortete der Vater, du kommst sonst mit einem verbundenen Arm heim.“ Der Sohn aber achtete nicht darauf, dachte, er wisse sich schon zu hüten, steckte einen Kuchen in die Tasche und ging hinaus.
In dem Walde begegnete ihm ein graues altes Männchen, das sagte: „gib mir doch ein Stück von dem Kuchen, den du in der Tasche hast, ich bin so hungrig.“ Der kluge Sohn aber sprach: „was soll ich dir meinen Kuchen geben, dann hab“ ich selber nichts, pack dich deiner Wege!“ und ging fort mit seiner Axt, und fing an einen Baum zu behauen, nicht lange aber, da hieb er fehl, die Axt fuhr ihm in den Arm, und er musste heimgehen und sich verbinden lassen. Das war aber von dem alten grauen Männchen gekommen.
Darauf ging der zweite Sohn in den Wald, wo ihn das Männchen auch um ein Stück Kuchen ansprach. Er schlug’s ihm aber auch ab, und hieb sich dafür ins Bein, dass er sich musste nach Haus tragen lassen. Endlich ging der Dummling hinaus, das Männchen sprach ihn, wie die anderen, um ein Stück Kuchen an. „Da hast du ihn ganz,“ sagte der Dummling, und gab ihn hin. Da sagte das Männchen: „hau diesen Baum ab, so wirst du etwas finden.“ Der Dummling hieb dazu, und als der Baum umfiel, saß eine goldene Gans darunter. Er nahm sie mit sich, und ging in ein Wirtshaus und wollte da übernachten, blieb aber nicht in der großen Stube, sondern ließ sich eine allein geben, da setzte er seine Gans mitten hinein.
Die Wirtstöchter sahen die Gans und waren neugierig, und hätten gar zu gern eine Feder von ihr gehabt. Da sprach die älteste: „ich will einmal hinauf gehen, und wenn ich nicht bald wieder komme, so geht mir nach.“ Darauf ging sie zu der Gans, wie sie aber kaum die Feder berührt hat, bleibt sie daran hängen. Weil sie nun nicht wieder herunter kam, ging ihr die zweite nach, und wie sie die Gans sieht, kann sie gar der Lust nicht widerstehen, ihr eine Feder auszuziehen.
Die älteste rät ihr ab, was sie kann, das hilft aber alles nichts, sie fasst die Gans an und bleibt an der Feder hängen. Die dritte Tochter, nachdem sie unten lange gewartet, ging endlich auch hinauf, die anderen rufen ihr zu, sie sollt ums Himmels willen der Gans nicht nahe kommen, sie hört aber gar nicht drauf, meint, eine Feder müsse sie haben, und bleibt auch daran hängen.
Am anderen Morgen nahm der Dummling die Gans in den Arm und ging fort, die drei Mädchen hingen fest und mussten hinter ihm drein. Auf dem Feld begegnet ihnen der Pfarrer: „pfui, ihr garstigen Mädchen, was lauft ihr dem jungen Burschen so öffentlich nach, schämt euch doch!“ damit fasst er eine bei der Hand, und will sie zurückziehen, wie er sie aber angerührt bleibt er an ihr auch hängen, und muss nun selber hinten drein laufen. Nicht lang, so kommt der Küster:
„Ei! Herr Pfarrer, wo hinaus so geschwind? heut ist noch eine Kindtaufe!“ er läuft auf ihn zu, fasst ihn beim Ärmel, bleibt aber auch hängen. Wie die fünf so hintereinander her marschieren, kommen zwei Bauern mit ihren Hacken vom Feld, der Pfarrer ruft ihnen zu, sie sollten sie los machen, kaum aber haben sie den Küster nur angerührt, so bleiben sie hängen, und waren ihrer nun sieben, die dem Dummling mit der Gans nachliefen.
Er kam darauf in eine Stadt, da regierte ein König, der hatte eine Tochter, die war so ernsthaft, dass sie niemand zum Lachen bringen konnte. Da hatte der König ein Gesetz gegeben wer sie könnte zu lachen machen, der sollte sie heiraten. Der Dummling, als er das hörte, ging mit seiner Gans und ihrem Anhang vor die Königstochter. Wie diese den Aufzug sah, fing sie überlaut an zu lachen, und wollte gar nicht wieder aufhören. Er verlangte sie nun zur Braut, aber der König machte allerlei Einwendungen und sagte, er müsste ihm erst einen Mann bringen, der einen Keller voll Wein austrinken könnte.
Da ging er in den Wald, und auf der Stelle, wo er den Baum abgehauen hatte, sah er einen Mann sitzen, der machte ein gar betrübtes Gesicht, der Dummling fragte, was er sich so sehr zu Herzen nähme? „Ei! ich bin so durstig, und kann nicht genug zu trinken kriegen, ein Fass Wein hab ich zwar ausgeleert, aber was ist ein Tropfen auf einen heißen Stein?“ – „Da kann ich dir helfen, sagte der Dummling, komm nur mit mir, du sollst satt haben.“ Er führte ihn in des Königs Keller, der Mann machte sich über die großen Fässer, trank und trank, dass ihm die Hüften weh taten, und ehe ein Tag herum war, hatte er den ganzen Keller ausgetrunken.
Der Dummling verlangte nun seine Braut, der König aber ärgerte sich, dass ein schlechter Bursch, den jedermann einen Dummling nannte, seine Tochter davon tragen sollte, und machte neue Bedingungen: er müsse ihm erst einen Mann schaffen, der einen Berg voll Brod aufessen könnte. Der Dummling ging wieder in den Wald, da saß auf des Baumes Platz ein Mann, der schnürte sich den Leib mit einem Riemen zusammen, machte ein grämliches Gesicht und sagte: „Ich habe einen ganzen Backofen voll Raspelbrot gegessen, aber was hilft das bei meinem großen Hunger, ich spür doch nichts davon im Leib und muss mich nur zuschnüren, wenn ich nicht Hungers sterben soll.“ Wie der Dummling das hörte, war er froh und sprach: „steige auf und geh mit mir, du sollst dich satt essen.“
Er führte ihn zu dem König, der hatte alles Mehl aus dem ganzen Reich zusammenfahren, und einen ungeheuren Berg davon backen lassen, der Mann aber aus dem Wald stellte sich davor, und in einem Tag und einer Nacht, war der ganze Berg verschwunden. Der Dummling forderte wieder seine Braut, der König aber suchte noch einmal Ausflucht, und verlangte ein Schiff, das zu Land wie zu Wasser fahren könnte; schaffe er aber das, dann solle er gleich die Prinzessin haben.
Der Dummling ging noch einmal in den Wald, da saß das alte graue Männchen, dem es seinen Kuchen gegeben, und sagte: „ich hab für dich getrunken und gegessen, ich will dir auch das Schiff geben, das alles tue“ ich, weil du barmherzig gegen mich gewesen bist.“ Da gab er ihm das Schiff, das zu Land und zu Wasser fuhr, und als der König das sah, musste er ihm seine Tochter geben. Da ward die Hochzeit gefeiert, und er erbte das Reich, und lebte lange Zeit vergnügt mit seiner Gemahlin.
Hintergründe zum Märchen „Von dem Dummling“
„Von dem Dummling“ (KHM 64a) ist ein Titel, der in der ersten Auflage der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm aus dem Jahr 1812 verwendet wurde, um eine Sammlung von vier Märchen zusammenzufassen. Diese Märchen waren: Die weiße Taube, Die Bienenkönigin, Die drei Federn und Die goldene Gans. In späteren Auflagen wurden diese Märchen getrennt und erhielten eigene Nummern und Titel.
Die Märchen in dieser Sammlung haben gemeinsam, dass sie von einem Dummling handeln, einem naiven oder ungeschickten jungen Protagonisten, der trotz seiner scheinbaren Unfähigkeit am Ende erfolgreich ist und oft die Gunst einer Königstochter oder anderer Belohnungen gewinnt. Die Geschichten vermitteln die Botschaft, dass Güte, Ehrlichkeit und Durchhaltevermögen oft wichtiger sind als Intelligenz oder Geschicklichkeit.
Die Brüder Grimm sammelten diese Geschichten aus mündlichen Erzählungen und schriftlichen Quellen, die sie während ihrer Forschung in Deutschland entdeckten. Die Geschichten wurden von verschiedenen Erzählern gehört und aufgezeichnet, bevor sie von den Grimms in ihre Sammlung aufgenommen wurden. In späteren Auflagen der Kinder- und Hausmärchen wurden die vier Märchen getrennt und erhielten eigene Titel und Platzierungen innerhalb des Buches. Die weiße Taube wurde später nur noch in der Anmerkung zu KHM 57 Der goldene Vogel erwähnt, während die anderen drei Märchen weiterhin als KHM 62 (Die Bienenkönigin), KHM 63 (Die drei Federn) und KHM 64 (Die goldene Gans) enthalten blieben.
Die Märchen „Von dem Dummling“ sind Beispiele für die reiche Erzähltradition und das kulturelle Erbe, das die Brüder Grimm in ihrer Sammlung festhielten. Sie sind heute noch ein wichtiger Teil des Kanons der deutschen Märchenliteratur und werden weiterhin gelesen, analysiert und in verschiedenen Medien adaptiert.
Interpretationen zum Märchen „Von dem Dummling“
Obwohl „Von dem Dummling“ (KHM 64a) ursprünglich ein Sammelbegriff für vier verschiedene Märchen war (Die weiße Taube, Die Bienenkönigin, Die drei Federn und Die goldene Gans), teilen sie gemeinsame Motive und Themen, die in verschiedenen Interpretationen und Analysen der Geschichten hervorgehoben wurden. Hier sind einige Interpretationsansätze:
Triumph des Underdogs: In allen vier Geschichten wird der Dummling, oft der jüngste Bruder, von seinen Geschwistern oder anderen Charakteren unterschätzt. Trotz seiner scheinbaren Schwächen und Unfähigkeiten gelingt es ihm, erfolgreich zu sein und wird letztendlich belohnt. Diese Geschichten betonen den Wert von Tugenden wie Ehrlichkeit, Durchhaltevermögen und Mitgefühl im Gegensatz zu bloßer Intelligenz oder Geschicklichkeit.
Die Rolle des Schicksals: In den Geschichten des Dummlings spielt das Schicksal eine wichtige Rolle. Die Protagonisten treffen oft auf magische oder übernatürliche Kreaturen (wie die weiße Taube, das graue Männlein oder die goldene Gans), die ihnen bei ihren Abenteuern helfen. Diese Begegnungen zeigen, dass das Schicksal auf der Seite derjenigen ist, die aufrichtig und gut sind.
Bildung und persönliches Wachstum: Die Geschichten des Dummlings zeigen oft eine Entwicklung des Protagonisten im Laufe der Erzählung. Durch die Bewältigung von Schwierigkeiten und die Begegnung mit verschiedenen Charakteren wächst der Dummling als Person, gewinnt Selbstvertrauen und Reife.
Soziale Hierarchie und Normen: Die Märchen „Von dem Dummling“ stellen oft die bestehende soziale Hierarchie und Normen infrage. Der Dummling, der ursprünglich am unteren Ende der sozialen Hierarchie steht, steigt durch seine Taten und Tugenden auf. Das zeigt, dass wahre Werte und Charakterstärke wichtiger sind als gesellschaftlicher Status oder Ansehen.
Symbolik und Allegorie: Die verschiedenen Elemente in den Märchen „Von dem Dummling“ können als Symbole und Allegorien interpretiert werden. Zum Beispiel kann die weiße Taube als Symbol für Reinheit und Unschuld gesehen werden, während die goldene Gans Reichtum und Belohnung repräsentiert.
Insgesamt bieten die Märchen „Von dem Dummling“ vielfältige Interpretationsmöglichkeiten, die sowohl literarische als auch kulturelle Bedeutungen aufzeigen. Sie betonen die Wichtigkeit von Tugenden und Charakterstärke und zeigen, dass diese oft wichtiger sind als gesellschaftlicher Status oder äußere Erscheinungen.
Die Figur des Dummling in Grimms Märchen
In den Märchen der Gebrüder Grimm spielt der Dummling eine wiederkehrende Rolle als Hauptfigur. Die Figur des Dummlings ist oft ein junger Mann, der von seinen Geschwistern oder anderen Charakteren im Märchen als dumm oder ungeschickt angesehen wird. Trotz seiner vermeintlichen Schwächen gelingt es dem Dummling oft, im Verlauf der Geschichte die widrigen Umstände zu überwinden und als Sieger hervorzugehen. Dies geschieht meist durch seine Ehrlichkeit, Reinheit des Herzens, Mut oder Beharrlichkeit.
Einige Beispiele für Märchen der Gebrüder Grimm, in denen der Dummling eine zentrale Rolle spielt, sind:
„Die drei Federn“ (KHM 63): Der Dummling, als jüngster der drei Prinzen, wird von seinen älteren Brüdern verspottet und unterschätzt, doch er ist es, der die Aufgaben meistert und am Ende König wird.
„Hans im Glück“ (KHM 83): Hans, der Dummling, tauscht immer wieder seine Besitztümer gegen vermeintlich minderwertigere Dinge ein und wird dennoch am Ende glücklich, weil er zufrieden mit dem ist, was er hat.
„Die goldene Gans“ (KHM 64): Der Dummling ist gutherzig und hilfsbereit und wird dafür mit der goldenen Gans belohnt, die ihm schließlich zu einer Prinzessin und einem Königreich verhilft.
Die Rolle des Dummlings in den Märchen der Gebrüder Grimm dient dazu, eine Botschaft der Hoffnung und des Glaubens an das Gute im Menschen zu vermitteln. Sie zeigt, dass Ehrlichkeit, Bescheidenheit und Mitgefühl oft wichtiger sind als Intelligenz oder Geschicklichkeit und dass diese Tugenden letztendlich zu Erfolg und Glück führen können.
Die Roll des Dummling in anderen Grimm Märchen
Das Märchen „Vom Dummling“ der Gebrüder Grimm ist ein bekanntes Werk, das verschiedene Aspekte der menschlichen Natur und des Schicksals beleuchtet. In diesem Märchen wird die Geschichte eines jungen Mannes erzählt, der im Vergleich zu seinen Geschwistern als weniger intelligent oder geschickt angesehen wird, aber letztlich durch seine Güte und reines Herz triumphiert.
Im Märchen „Die drei Federn“ ist der Dummling ein Königssohn, der zusammen mit seinen beiden älteren Brüdern an einem Wettbewerb teilnimmt, den ihr Vater organisiert hat, um zu entscheiden, wer von ihnen der nächste König wird. Obwohl die älteren Brüder als klüger und fähiger angesehen werden, gewinnt der Dummling letztendlich aufgrund seiner Ehrlichkeit und seines reinen Herzens, unterstützt durch die Hilfe einer Kröte.
In „Der Vogel Greif“ verbindet sich das Motiv des Dummlings mit der Wanderung zum Ort des Bösen, wobei der Greif hier dem Teufel entspricht. Auch in dieser Geschichte wird der Dummling, trotz seiner vermeintlichen Einfachheit, zum Helden, indem er Herausforderungen besteht, die seine älteren Brüder nicht meistern können.
Das Märchen „Die Bienenkönigin“ zeigt ebenfalls, wie der Dummling durch seine Tugenden und die Hilfe dankbarer Tiere, denen er zuvor geholfen hat, schwierige Aufgaben löst. Seine Güte gegenüber Tieren wie Ameisen und Enten führt dazu, dass diese ihm bei der Lösung scheinbar unmöglicher Aufgaben helfen.
Diese Erzählungen der Gebrüder Grimm spiegeln das wiederkehrende Thema wider, dass nicht immer die offensichtlich fähigsten oder intelligentesten Charaktere am Ende siegreich sind. Vielmehr sind es oft diejenigen, die durch ihre Tugenden wie Güte, Mitgefühl und Ehrlichkeit hervorstechen. Der Dummling repräsentiert den unerwarteten Helden, der trotz seiner Einfachheit und scheinbaren Unterlegenheit triumphiert. Die Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm, zu der auch diese Geschichten gehören, ist weltweit bekannt und wurde in über 160 Sprachen übersetzt. Sie ist ein bedeutendes Werk der deutschen Kulturgeschichte und spiegelt das Interesse der Brüder Grimm an der „Volkspoesie“ wider.
Adaptionen zum Märchen „Von dem Dummling“
Da „Von dem Dummling“ (KHM 64a) ursprünglich ein Sammelbegriff für vier verschiedene Märchen war (Die weiße Taube, Die Bienenkönigin, Die drei Federn und Die goldene Gans), gibt es zahlreiche Adaptionen der einzelnen Geschichten in unterschiedlichen Medien und kulturellen Kontexten. Hier sind einige Beispiele:
Filme: „Die goldene Gans“ (1964), eine deutsche Filmproduktion von Siegfried Hartmann, zeigt die Geschichte des Dummling Klaus, der durch seine Güte und Ehrlichkeit die goldene Gans findet und schließlich die Königstochter gewinnt.
Theater: Das Märchen wurde auch als Bühnenstück oder Musical adaptiert, zum Beispiel in der Inszenierung „Die goldene Gans“ von Peter Ensikat (1997).
Fernsehen: „Die drei Federn“ wurde 2004 als Teil der deutschen Märchenfilmreihe „Sechs auf einen Streich“ verfilmt, in der die Geschichte des jüngsten Prinzen und seiner Suche nach einer magischen Feder und einer schönen Prinzessin erzählt wird.
Literatur: Es gibt keine spezifischen bekannten literarischen Adaptionen des Märchens „Von dem Dummling“ (KHM 64a) der Gebrüder Grimm. Allerdings gibt es eine Vielzahl von Märchen, in denen ein Dummling oder ein einfältiger Charakter eine wichtige Rolle spielt und am Ende erfolgreich ist. Daher könnten Adaptionen anderer Dummling-Märchen teilweise von diesem Märchen beeinflusst sein. In Cornelia Funkes Kinderbuch „Reckless: Steinernes Fleisch“ (2010) gibt es eine Anspielung auf das Märchen „Die Bienenkönigin“, in der die Hauptfigur auf eine Bienenkönigin trifft, die ihm bei seiner Suche hilft.
Die Märchen „Von dem Dummling“ haben die Menschen seit ihrer Veröffentlichung im frühen 19. Jahrhundert fasziniert, und ihre Themen und Motive wurden auf unterschiedliche Weise in verschiedenen Medien und kulturellen Kontexten interpretiert und adaptiert.
Zusammenfassung der Handlung
„Von dem Dummling“ (KHM 64a) ist kein eigenständiges Märchen, sondern ein Sammelbegriff, der in der ersten Auflage der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm aus dem Jahr 1812 verwendet wurde. Dieser Begriff umfasste vier verschiedene Märchen: Die weiße Taube, Die Bienenkönigin, Die drei Federn und Die goldene Gans. In späteren Ausgaben wurden diese Geschichten getrennt und erhielten eigene Titel. Die gemeinsamen Themen der vier Geschichten betreffen den Dummling, einen naiven oder ungeschickten Protagonisten, der trotzdem erfolgreich ist und Belohnungen gewinnt. Hier sind kurze Zusammenfassungen der einzelnen Märchen:
Die weiße Taube: Der König verliert jedes Jahr reife Birnen von seinem Baum. Die Brüder des Königs übernehmen nacheinander die Wache, schlafen jedoch in der letzten Nacht ein. Als der Dummling an der Reihe ist, bleibt er wach und folgt einer weißen Taube. Er findet einen Felsen, in dem ein graues Männlein und eine Königstochter gefangen sind, und erlöst sie.
Die Bienenkönigin: Ein Dummling rettet eine Bienenkönigin, die ihm daraufhin bei der Suche nach einer Königstochter hilft. Durch seine Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft gewinnt er am Ende die Gunst der Prinzessin.
Die drei Federn: Ein König lässt seine drei Söhne Federn in die Luft werfen, um ihre zukünftigen Ehefrauen zu finden. Der Dummling, der jüngste Sohn, folgt seiner Feder und entdeckt eine verzauberte Froschprinzessin. Durch seine Beharrlichkeit und Freundlichkeit kann er die Prinzessin erlösen, die sich in eine schöne Königstochter verwandelt.
Die goldene Gans: Der Dummling, ein armer Holzfäller, trifft auf ein Männlein im Wald und teilt sein Essen mit ihm. Als Belohnung erhält er eine goldene Gans, die Menschen an sich kleben lässt, wenn sie versuchen, ihre Federn zu stehlen. Durch seine Güte und Ehrlichkeit gewinnt der Dummling schließlich die Gunst einer Königstochter und heiratet sie.
Die Geschichten „Von dem Dummling“ zeigen, dass Güte, Ehrlichkeit und Durchhaltevermögen oft wichtiger sind als Intelligenz oder Geschicklichkeit und betonen die Wichtigkeit von Tugenden und Charakterstärke.
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Kennzahl | Wert |
---|---|
Nummer | KHM 64a |
Aarne-Thompson-Uther-Index | ATU 550 |
Lesbarkeitsindex nach Amstad | 70.7 |
Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 40 |
Flesch-Reading-Ease Index | 59.3 |
Flesch–Kincaid Grade-Level | 11 |
Gunning Fog Index | 12.1 |
Coleman–Liau Index | 11.2 |
SMOG Index | 10.9 |
Automated Readability Index | 12 |
Zeichen-Anzahl | 16.824 |
Anzahl der Buchstaben | 13.239 |
Anzahl der Sätze | 119 |
Wortanzahl | 2.892 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 24,30 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 454 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 15.7% |
Silben gesamt | 4.201 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,45 |
Wörter mit drei Silben | 210 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 7.3% |