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Die Galoschen des Glücks
Grimm Märchen

Die Galoschen des Glücks - Märchen von Hans Christian Andersen

Vorlesezeit für Kinder: 67 min

1. Ein Anfang

Es war einmal in Kopenhagen in einem der Häuser in der Nähe vom Königsneumarkt eine große Gesellschaft eingeladen, denn das muss zwischendurch auch einmal sein, dann ist es abgemacht, und man kann auch wieder eingeladen werden. Die eine Hälfte der Gesellschaft saß schon an den Spieltischen, und die andere Hälfte wartete ab, was sich entwickeln würde, denn die Hausfrau hatte gesagt: „Nun, was tun wir jetzt!“ Soweit war man nun, und die Unterhaltung ging ziemlich lebhaft. Unter anderem kam auch die Rede auf das Mittelalter.

Einzelne sahen es für weit schöner an als die Jetztzeit, ja, Justizrat Knap verteidigte diese Meinung so eifrig, dass die Frau des Hauses es sofort mit ihm hielt, und beide eiferten nun gegen Oerstedts Artikel im Almanach über alte und neue Zeit, worin unserem Zeitalter im wesentlichen der Vorrang eingeräumt wird. Justizrat Knap betrachtete die Zeit des dänischen Königs Hans als die hervorragendste und glücklichste.

Während dieses Wortkampfes für und wider, der kaum einen Augenblick aussetzte, als die Zeitung ankam, aber in der auch weiter nichts Lesenswertes stand, wollen wir in das Vorzimmer hinausgehen, wo Mäntel, Stöcke, Regenschirme und Galoschen ihren Platz hatten. Hier saßen zwei Mädchen, eine Junge und eine alt. Man glaubte, sie seien gekommen, um ihre Herrschaft heimzugeleiten, irgendein altes Fräulein oder eine Witwe; sah man sie aber genauer an, so bemerkte man bald, dass sie keine gewöhnlichen Dienstmädchen waren.

Dazu waren ihre Hände zu fein, ihre Haltung und die Art, sich zu bewegen, zu königlich, und auch die Kleider hatten einen ganz eigentümlich freien Schnitt. Es waren zwei Feen, die jüngere war wohl nicht das Glück selbst, aber eins der Kammermädchen ihrer Kammerjungfern, die die geringeren Gaben des Glückes verteilen, die ältere sah tiefernst aus. Es war die Trauer. Sie besorgt immer in höchsteigener Person ihre Angelegenheiten. Dann weiß sie, dass sie wohl ausgeführt werden.

Sei erzählten einander, wo sie heute gewesen waren. Das Laufmädchen des Glückes hatte nur einige unbedeutende Sachen besorgt, sie hatte, wie sie sagte, einen neuen Hut vor dem Regen bewahrt, einem ehrlichen Manne einen Gruß von einer vornehmen Null verschafft und ähnliches, aber was nun noch übrig war, war etwas ganz Ungewöhnliches.

„Ich muss doch erzählen,“ sagte sie, „dass heute mein Geburtstag ist und dem zu Ehren sind mir ein Paar Galoschen anvertraut worden, die ich der Menschheit bringen soll. Diese Galoschen haben die Eigenschaft, dass jeder, der sie anzieht, sogleich an die Stelle oder in die Zeit versetzt wird, wo er am liebsten sein möchte.

Jeder Wunsch in Hinsicht auf Zeit oder Ort wird augenblicklich erfüllt, und die Menschheit wird endlich einmal glücklich sein hienieden!“ – „Ja, das glaubst du!“ sagte die Trauer, „sie wird unglücklich werden und den Augenblick segnen, wo sie die Galoschen wieder los wird!“ – „Wo denkst du hin!“ sagte die andere. „Nun stelle ich sie hier an die Tür, einer irrt sich beim Zugreifen und wird der Glückliche!“ Sieh, das war ihr Gespräch!

2. Wie es dem Justizrat erging.

Es war spät. Justizrat Knap, noch ganz vertieft in König Hans Zeit, wollte nach Hause, und nun war es ihm beschieden, dass er an Stelle seiner Galoschen die des Glückes bekam, als er nun auf die Oststraße hinaustrat; jedoch durch der Galoschen Zauberkraft war er in die Zeit des Königs Hans zurückversetzt, und deshalb setzte er seinen Fuß mitten in Schlamm und Morast auf der Straße, da es in jenen Zeiten noch keine gepflasterten Wege gab.

„Es ist ja fürchterlich, wie schmutzig es hier ist!“ sagte der Justizrat. „Der ganze Bürgersteig ist weg, und alle Laternen sind aus!“ Der Mond war noch nicht aufgegangen und die Luft überdies ziemlich neblig, so dass alles ringsum im Dunkel verschwamm. An der nächsten Ecke hing jedoch eine Laterne vor einem Madonnenbilde, aber diese Beleuchtung war so gut wie keine, er bemerkte sie erst, als er gerade darunter stand und seine Augen auf das gemalte Bild mit Mutter und Kind fielen.

„Das ist wahrscheinlich,“ dachte er, „eine Kunsthandlung, wo vergessen worden ist, das Schild hereinzunehmen!“ – Ein paar Menschen, in der damaligen Tracht, gingen an ihm vorbei. „Wie sahen die denn aus! Sie kamen wahrscheinlich von einem Maskenfest!“ Da erklangen mit einem Male Trommeln und Pfeifen, und Fackeln leuchteten auf. Der Justizrat blieb stehen und sah nun einen wunderlichen Zug vorbeiziehen.

Voran ging ein ganzer Trupp Trommelschläger die ihr Instrument recht artig bearbeiteten, ihnen folgten Trabanten mit Bogen und Armbrüsten. Der Vornehmste im Zuge war ein geistlicher Herr. Erstaunt fragte der Justizrat, was das zu bedeuten habe und wer jener Mann wäre. „Das ist der Bischof von Seeland!“ antwortete man ihm.

„Herrgott! was fällt denn dem Bischof ein?“ seufzte der Justizrat und schüttelte mit dem Kopfe. Der Bischof konnte es doch nicht gut sein. Darüber nachgrübelnd und nicht rechts, nicht links blickend ging der Justizrat durch die Oststraße über den Hohenbrückenplatz. Die Brücke zum Schlossplatz war nicht zu finden. Er sah undeutlich ein seichtes Flussufer und stieß hier endlich auf zwei Männer, die ein Boot bei sich hatten.

„Will der Herr nach dem Holm übergesetzt werden?“ fragten sie. „Nach dem Holm hinüber?“ sagte der Justizrat, der ja nicht wusste, in welchem Zeitalter er herumwanderte. „Ich will nach Christianshafen hinaus in die kleine Torfgasse!“ Die Männer sahen ihn an. „Sagt mir doch, wo die Brücke ist!“ sagte er. „Es ist schändlich, dass hier keine Laternen angezündet sind, und dann ist es ein Schmutz hier, als ob man im Sumpf watete!“

Je länger er mit den Bootsmännern sprach, um so unverständlicher wurden sie ihm. „Ich kann euer Bornholmisch nicht verstehen!“ sagte er zuletzt wütend und wandte ihnen den Rücken. Die Brücke konnte er nicht finden. Ein Geländer war auch nicht da! „Es ist ein Skandal, wie es hier aussieht!“ sagte er. Niemals hatte er sein Zeitalter elender gefunden, als an diesem Abend.

„Ich glaube, ich werde eine Droschke nehmen müssen!“ dachte er, aber wo eine hernehmen? Zu sehen war jedenfalls keine. „Ich werde zum Königsneumarkt zurückgehen müssen, dort halten wohl Wagen, sonst komme ich nie nach Christianshafen hinaus!“ Nun ging er die Oststraße zurück und war fast an ihrem Ende, als der Mond hervorkam. „Herr Gott, was ist denn hier für ein Gerüst aufgestellt worden!“ sagte er, als er das Osttor sah, das zu jener Zeit die Oststraße abschloss.

Endlich fand er doch eine kleine Pforte, und durch diese kam er bei unserem Neumarkt heraus, das war damals ein großer Wiesengrund; einzelnes Gesträuch wuchs wild durcheinander, und quer über die Wiese ging ein breiter Kanal oder Strom. Einige verwahrloste Holzbuden für die holländischen Schiffer, nach welchen der Ort den Namen „Hollandsau“ trug, lagen auf dem gegenüberliegenden Ufer.

„Entweder sehe ich eine Fata Morgana, wie man es nennt, oder ich bin betrunken!“ jammerte der Justizrat. „Was ist das nur! Was ist das nur!“ Er kehrte wieder zurück in dem festen Glauben dass er krank sei; als er in die Straße einbog, sah er sich die Häuser etwas genauer an. Die meisten waren aus Fachwerk, und viele hatten nur ein Strohdach.

„Nein, es geht mir doch gar nicht gut!“ seufzte er, „und ich habe doch nur ein Glas Punsch getrunken aber ich kann ihn nicht vertragen! Und es war auch ganz und gar verkehrt, uns Punsch und warmen Lachs zu geben. Das werde ich der Dame auch einmal sagen. Ob ich zurückgehen und sie wissen lassen sollte, was das bei mir für Folgen hat. Aber das ist auch peinlich und wer weiß, ob sie überhaupt noch auf sind!“ Er suchte nach dem Hause, konnte es aber nirgends finden.

„Es ist doch schrecklich! Ich kann die Oststraße nicht wiedererkennen! Nicht ein Laden ist da. Alte, elende Hütten sehe ich, als ob ich in Roskilde oder Ringstedt wäre! Ach, ich bin krank. Es nutzt nichts, sich zu genieren. Aber wo in aller Welt ist doch das Haus, aus dem ich eben fortging. Es ist nicht mehr dasselbe. Aber dort drinnen sind wenigstens noch Leute wach. Ach, ich bin ganz bestimmt krank!“

Nun stieß er auf eine halboffene Türe, durch deren Spalt Licht fiel. Es war eine der Herbergen der damaligen Zeit, eine Art Bierhaus. Die Stube hatte das Aussehen einer holsteinischen Diele. Eine ganze Menge guter Bürger, bestehend aus Schiffern, kopenhagener Patriziern und ein paar Gelehrten saßen hier in Gespräche vertieft bei ihren Krügen und gaben nur wenig acht auf den Eintretenden.

„Verzeihung!“ sagte der Justizrat zu der Wirtin, die ihm entgegenkam, „mir ist plötzlich unwohl geworden! Wollen Sie mir nicht eine Droschke nach Christianshavn hinaus holen lassen?“ Die Frau sah ihn an und schüttelte den Kopf. Darauf sprach sie ihn in deutscher Sprache an. Der Justizrat nahm an, dass sie der dänischen Zunge nicht mächtig sei und brachte daher seinen Wunsch auf deutsch vor.

Dies, wie auch seine Tracht bestärkten die Frau darin, dass sie einen Ausländer vor sich habe. Dass er sich krank fühle, begriff sie schnell und gab ihm deshalb einen Krug Wasser, das freilich abgestanden schmeckte, obgleich es aus dem Brunnen war. Der Justizrat stützte seinen Kopf in die Hand, holte tief Luft und grübelte über all das Seltsame rundum. „Ist das ‚Der Tag‘ von heute Abend?“ fragte er, nur um etwas zu sagen, als er die Frau ein großes Stück Papier weglegen sah.

Sie verstand nicht, was er meinte, reichte ihm aber das Blatt. Es war ein Holzschnitt, der eine Lufterscheinung, die sich in der Stadt Köln gezeigt hatte, darstellte. „Das ist sehr alt!“ sagte der Justizrat und wurde ganz aufgeräumt bei dem Gedanken, dass er ein so altes Stück entdeckt habe. „Wie sind Sie zu diesem seltenen Blatte gekommen? Das ist sehr interessant, obgleich es eine Fabel ist. Man erklärt sich dergleichen Lufterscheinungen als Nordlichter. Aber wahrscheinlich werden sie durch Elektrizität hervorgerufen!“

Diejenigen, die in der Nähe saßen und seine Rede gehört hatten, sahen verwundert zu ihm auf, und einer von ihnen erhob sich, lüftete ehrerbietig den Hut und sagte mit der ernsthaftesten Miene: „Ihr seid gewiss ein hochgelehrter Herr, Monsieur!“ – „O nein,“ erwiderte der Justizrat, „ich kann nur von diesem und jenen mitsprechen, wie es ja ein jeder können sollte!“

„Bescheidenheit ist eine schöne Tugend!“ sagte der Mann. „Im übrigen muss ich zu Eurer Rede sagen, dass ich anderer Meinung bin, doch will ich hier gern mein Urteil zurückhalten!“ – „Darf ich nicht fragen, mit wem ich das Vergnügen habe, zu sprechen?“ fragte der Justizrat. „Ich bin Baccalaureus der Heiligen Schrift!“ antwortete der Mann.

Diese Antwort war dem Justizrat genug. Der Titel entsprach hier der Tracht. Es ist sicher, so dachte er, ein alter Landschulmeister, so ein sonderlicher Kauz wie man sie noch ab und zu in Jütland da oben antrifft. „Hier ist wohl nicht eigentlich der rechte Ort zu Gesprächen,“ begann der Mann, „doch bitte ich euch, euch zum Sprechen zu verstehen. Ihr seid gewiss sehr belesen in den Alten!“

„O ja, einigermaßen!“ antwortete der Justizrat, „ich lese gern alte, nützliche Schriften, aber ich habe auch viel für die neueren übrig, nur nicht für die Alltagsgeschichten, die erleben wir genug in der Wirklichkeit!“ – „Alltagsgeschichten?“ fragte unser Baccalureus. „Ja, ich meine diese neuen Romane, die man jetzt hat.“ – „O,“ lächelte der Mann, „sie enthalten doch viel Geist und werden auch bei Hofe gelesen.

Der König liebt besonders den Roman von Herrn Ivent und Herrn Gaudian, der von König Artus und den Rittern seiner Tafelrunde handelt. Er hat darüber mit seinen hohen Herren gescherzt!“ – „Ja, den habe ich noch nicht gelesen!“ sagte der Justizrat, „das muss etwas ganz neues sein, das Heiberg herausgegeben hat!“ – „Nein,“ antwortete der Mann, „der ist nicht bei Heiberg herausgekommen, sondern bei Gottfried von Gehmen!“ – „So ist das der Verfasser?“ fragte der Justizrat. „Das ist ein sehr alter Name. Das ist ja der erste Buchdrucker, den es in Dänemark gab.“

„Ja, das ist unser erster Buchdrucker!“ sagte der Mann. Bis dahin ging alles gut. Nun sprach einer der guten Bürgersleute von der schrecklichen Pestilenz, die vor ein paar Jahren geherrscht habe, und meinte damit die vom Jahre 1. Der Justizrat nahm an, dass von der Cholera die Rede sei, und so ging der Diskurs recht gut vonstatten. Der Freibeuterkrieg von 1 lag nahe, dass er berührt werden musste.

Die englischen Freibeuter hätten die Schiffe von der Reede genommen, meinten sie, und der Justizrat, der sich so recht in die Begebenheiten von 11 hineingelebt hatte, stimmte vortrefflich gegen die Engländer mit ein. Die übrige Unterhaltung dagegen lief nicht so gut ab. Jeden Augenblick schulmeisterten sie sich gegenseitig. Der gute Baccalaureus war doch allzu unwissend, und ihm erschienen des Justizrats einfachste Bemerkungen zu dreist und fantastisch. Sie sahen einander scharf an, und wurde es gar zu arg, so sprach der Baccalaureus Latein, weil er glaubte, so besser verstanden zu werden, aber es half nicht viel.

„Wie geht es euch!“ fragte die Wirtin und zog den Justizrat am Ärmel. Da kehrte seine Besinnung zurück, denn beim Gespräche hatte er alles vergessen, was vorausgegangen war. „Herrgott, wo bin ich?“ fragte er, und es schwindelte ihm, während er es bedachte. „Klaret wollen wir trinken! Met und Bremer Bier!“ rief einer der Gäste, „und Ihr sollt mithalten!“ Zwei Mädchen kamen herein. Die eine hatte eine zwiefarbene Haube. Sie schenkten ein und neigten sich zu ihm. Dem Justizrat lief es eiskalt über den Rücken.

„Was ist das nur! Was ist das nur!“ sagte er, aber er musste mit ihnen trinken. Sie ergriffen ganz artig Besitz von dem guten Mann, und er war aufs höchste verzweifelt. Als dann einer sagte, er sei betrunken, zweifelte er durchaus nicht an des Mannes Wort und bat ihn nur, ihm doch ein Droschke herbeizuschaffen. Da glaubten sie, er rede moskowitisch.

Niemals war er in so roher und beschränkter Gesellschaft gewesen. „Man könnte fast glauben, das Land sei zum Heidentum zurückgekehrt,“ meinte er, „dies ist der schrecklichste Augenblick meines Lebens!“ Aber gleichzeitig kam ihm der Gedanke, sich unter den Tisch zu bücken, zur Tür hinzukriechen und zu sehen, wie er hinausschlüpfen könne. Aber als er am Ausgang war, merkten die anderen, was er vorhatte. Sie ergriffen ihn bei den Beinen, und da, zu seinem größten Glück, gingen die Galoschen ab – und mit diesen der ganze Zauber.

Der Justizrat sah ganz deutlich eine helle Laterne vor sich brennen, und hinter dieser lag ein großes Haus, er erkannte es ebenso wie die Nachbarhäuser. Es war die Oststraße, wie wir sie alle kennen. Er selbst lag mit den Beinen gegen eine Tür, und geradeüber saß der Wächter und schlief. „Du mein Schöpfer, habe ich hier auf der Straße gelegen und geträumt!“ sagte er. „Ja, das ist die Oststraße! Wie prächtig hell und bekannt! Es ist doch schrecklich, wie das Glas Punsch auf mich gewirkt haben muss!“

Zwei Minuten später saß er in einer Droschke, die mit ihm nach Christianshafen fuhr. Er dachte an all die Angst und Not, die er überstanden hatte, und pries aus ganzem Herzen die glückliche Wirklichkeit, unsere Zeit, die mit all ihren Mängeln doch weit angenehmer war, als die, in der er sich kürzlich befunden hatte. Und es war vernünftig von dem Justizrat gedacht!

3. Des Wächters Abenteuer

„Da liegen wahrhaftig ein Paar Galoschen!“ sagte der Wächter. „Die gehören sicher dem Leutnant, der hier oben wohnt. Sie liegen gerade bei der Tür!“ Gern hätte der ehrliche Mann geläutet und sie abgeliefert, denn es war noch Licht, aber er wollte die anderen Leute im Hause nicht werken und deshalb ließ er es sein.

„Das muss schön warm sein, so ein paar Dinger anzuhaben!“ sagte er. „Sie sind so weich im Leder!“ Sie passten gerade an seine Füße. „Wie merkwürdig ist doch die Welt eingerichtet. Nun könnte er sich da oben in sein gutes Bett legen, aber nein, er tut es nicht. Auf und ab trabt er auf dem Fußboden! Das ist ein glücklicher Mensch! Er hat weder Frau noch Kind. Jeden Abend ist er in Gesellschaft. Ach, wäre ich doch er, ja, dann wäre ich ein glücklicher Mann!“

Als er seinen Wunsch aussprach, wirkten die Galoschen, die er angezogen hatte, und der Wächter ging in des Leutnants ganze Person und Denkweise über. Da stand er oben im Zimmer und hielt ein kleines rosenrotes Papier zwischen den Fingern, worauf ein Gedicht stand, ein Gedicht von dem Herrn Leutnant selbst. Denn wer wäre nicht einmal in seinem Leben in der Stimmung zum Dichten gewesen, und schreibt man dann seine Gedanken nieder, dann hat man die Verse! Hier stand geschrieben:

Ach wär‘ ich reich! Dacht ich manch liebes Mal, als ich kaum einen halben Meter groß. Ach wär ich reich! So würd ich General Bekäme Säbel, Uniform und Roß. Bald kommt die Zeit, da werd ich General. Doch eh ich reich, bin sicher längst ich tot – O Herr, mein Gott! Jung, lebensfroh, saß ich zur Abendstund, und, da ich reich an Märchen und Geschichten, küsst mich die Siebenjährige auf den Mund. An Geld gehört‘ ich zu den armen Wichten. Die Kleine fragte doch nur nach Geschichten. Da war ich reich! Doch nicht an Golde rot – O Herr, mein Gott! Ach, wär ich reich! so fleht‘ mein ganz Gemüt. Sie, die so schön, so klug, so herzensgut – das Mägdlein ist zur Jungfrau aufgeblüht. Verstünd sie doch das Flehn in meinem Blut! Sie tät es sicher, wär‘ sie mir noch gut. Doch, da ich arm, verschweig ich meine Not – O Herr, mein Gott!

Ja, solche Verse schreibt man, wenn man verliebt ist, aber ein besonnener Mann lässt sie nicht drucken. Leutnant, Liebe und Armut, das ist ein Dreieck, oder auch, das ist die Hälfte des zerbrochenen Glückswürfels. Das fühlte der Leutnant auch, und darum legte er sein Haupt gegen den Fensterrahmen und seufzte ganz tief:

„Der armselige Wächter auf der Straße draußen ist weit besser daran als ich! Er kennt nicht, was ich Mangel nenne. Er hat ein Heim, Frau und Kinder, die mit ihm im Kummer weinen und sich mit seiner Freude freuen! O, ich wäre glücklicher, als ich bin, könnte ich seine Person und Denkweise annehmen, denn er ist glücklicher als ich!“

In demselben Augenblick war der Wächter wieder Wächter, denn durch die Galoschen des Glückes war er der Leutnant geworden; aber, wie man sieht, fühlte er sich noch viel weniger zufrieden und wollte doch lieber das sein, was er eigentlich war. Also der Wächter war wieder Wächter. „Das war ein hässlicher Traum!“ sagte er, „aber merkwürdig genug. Mir war, als sei ich der Leutnant da oben, und das war durchaus kein Vergnügen. Ich entbehrte Mutter und die Kleinen, die immer bereit sind, mir die Augen herauszuküssen!“

Da saß er nun wieder und nickte. Der Traum wollte ihm nicht recht aus dem Sinn, und die Galoschen saßen immer noch an seinen Füßen. Eine Sternschnuppe fiel leuchtend vom Himmel. „Weg ist sie nun!“ sagte er, „aber es sind immer noch genug da! Mich gelüstete es wohl, mir die Dinger ein bisschen näher anzusehen, besonders den Mond, denn der verschwindet einem doch nicht unter den Händen. Wenn wir sterben, sagte der Student, für den meine Frau wäscht, fliegen wir von dem einen zum anderen.

Das ist zwar eine Lüge, könnte aber ganz hübsch sein. Wenn ich den kleinen Sprung da hinauf machen könnte, so könnte meinetwegen der Körper gern hier auf der Treppe liegen bleiben!“ Seht, es gibt nun gewisse Dinge auf Erden, die mit Vorsicht zu genießen sind, ganz besonders aber soll man acht geben, wenn man die Galoschen des Glückes an den Füßen hat. Hört nur, wie es dem Wächter erging. Was uns Menschen angeht, so kennen wir ja fast alle die Geschwindigkeit, die durch den Dampf erzeugt werden kann.

Wir haben es entweder auf den Eisenbahnen oder mit den Schiffen über das Meer erprobt, doch ist dieser Flug wie die Wanderung des Faultieres oder der Gang der Schnecke, gemessen an der Schnelligkeit des Lichts. Es fliegt neunzehnmillionenmal schneller als der beste Wettläufer. Und doch ist die Elektrizität noch schneller. Der Tod ist ein elektrischer Stoß in unser Herz. Auf den Schwingen der Elektrizität fliegt die befreite Seele. Acht Minuten und wenige Sekunden braucht das Sonnenlicht zu einer Reise von über zwanzig Millionen Meilen. Mit der Eilpost der Elektrizität braucht die Seele noch weniger Minuten, um denselben Flug zu machen.

Der Raum zwischen den Weltkörpern ist für sie nicht größer, als für uns der Raum zwischen den Häusern unserer Freunde in ein und derselben Stadt, selbst wenn diese ziemlich nahe beieinander liegen sollten. Indessen kostet uns dieser elektrische Herzstoß den Gebrauch unserer Glieder hier auf der Erde, falls wir nicht, wie der Wächter hier, die Galoschen des Glücks anhaben.

In wenigen Sekunden war der Wächter die Meilen zum Mond hinauf gefahren, der, wie man weiß, aus einem viel leichteren Stoff geschaffen ist als unsere Erde und weich wie frischgefallener Schnee. Er befand sich auf einem der unzählbar vielen Ringberge, die wir aus Dr. Mädlers großer Mondkarte kennen. Denn die kennst du doch? Innerhalb fiel der Ringberg steil ab in einen Kessel, der sich eine ganze dänische Meile weit hinzog.

Dort unten lag eine Stadt, die aussah, wie wenn man Eiweiß in ein Glas Wasser schlägt, ebenso weich und mit ähnlich gekuppelten Türmen und segelförmigen Altanen, durchsichtig und fließend in der dünnen Luft. Unsere Erde schwebte gleich einer großen feuerroten Kugel über seinem Haupt. Da gab es viele Geschöpfe, die wir sicher mit „Menschen“ bezeichnen würden, aber sie sahen ganz anders aus, als wir, sie hatten auch eine Sprache; aber niemand kann ja verlangen, dass des Wächters Seele sie verstehen konnte. Trotzdem konnte sie es.

Des Wächters Seele verstand die Sprache der Mondbewohner sehr gut. Sie disputierten über unsere Erde und bezweifelten, dass sie bewohnt wäre, die Luft müsse dort viel zu dick sein, als dass irgendein vernünftiges Mondgeschöpf darin leben könnte. Sie glauben dass der Mond allein lebende Wesen beherberge. Aber wenden wir uns wieder herab in die Oststraße und sehen wir, wie es dem Körper des Wächters erging.

Leblos saß er auf der Treppe, der Spieß war ihm aus der Hand gefallen, und die Augen blickten zum Monde hinauf zu der ehrlichen Seele, die da oben spazierte. „Was ist die Uhr, Wächter?“ fragte ein Vorbeigehender. Aber wer nicht antwortete, war der Wächter. Da gab ihm der Mann einen sachten Nasenstüber. Aber nun war es aus mit dem Gleichgewicht. Da lag der Körper, so lang er war, der Mensch war tot. Der, der ihm den Nasenstüber verabreicht hatte, erschrak von Herzen. Der Wächter war tot, und tot blieb er auch. Es wurde gemeldet und besprochen, und in der Morgenstunde trug man den Körper aufs Hospital hinaus.

Das konnte ja ein netter Spaß für die Seele werden, wenn sie zurückkehrte und aller Wahrscheinlichkeit nach den Körper in der Oststraße suchen ging und ihn nicht fand. Zuerst würde sie sicherlich auf die Polizei laufen, damit von dort aus unter den verlorenen Sachen nachgesucht würde, und zuletzt nach dem Hospital hinaus. Doch wir können uns damit trösten, dass die Seele am klügsten tut, wenn sie auf eigene Faust handelt. Der Körper macht sie nur dumm.

Wie gesagt, des Wächters Körper kam aufs Hospital und wurde dort in die Reinigungskammer gebracht. Das erste, was man dort tat, war natürlich, die Galoschen auszuziehen, und da musste die Seele zurück. Sie schlug sogleich die Richtung nach dem Körper ein, und mit einem mal kam Leben in den Mann. Er versicherte, dass dies die schrecklichste Nacht in seinem gewesen sei, und dies nicht für einen Taler noch einmal durchmachen wolle, aber nun war es ja überstanden.

Am selben Tage wurde er wieder entlassen, aber die Galoschen blieben im Hospital. Ein Hauptmoment. Eine Deklamationsnummer. Eine höchst ungewöhnliche Reise. Ein jeder Kopenhagener weiß, wie der Eingang zum Friedrichshospital aussieht, aber da wahrscheinlich auch einige Nicht-Kopenhagener diese Geschichte lesen werden, müssen wir eine kurze Beschreibung geben. Das Hospital ist von der Straße durch ein ziemlich hohes Gitter getrennt, in welchem die dicken Eisenstangen so weit voneinander abstehen, dass, wie erzählt wird, sich sehr dünne Leute hindurch geklemmt haben und auf diesem Wege ihre kleinen Visiten abgemacht haben.

Das Körperteil, das am schwierigsten hinaus zu praktizieren war, war der Kopf. Hier, wie überall in der Welt, waren also die kleinen Köpfe die glücklichsten. Das wird als Einleitung genügen. Einer der Jungen Hilfsärzte, von dem man nur in körperlicher Hinsicht behaupten konnte, dass er einen großen Kopf habe, hatte gerade an diesem Abend Wache. Es war strömender Regen, doch ungeachtet dieser beiden Hindernisse musste er hinaus, nur auf eine Viertelstunde, aber es war nichts so Wichtiges, dass es dem Pförtner gemeldet werden musste, wenn man durch die Eisenstangen hinausschlüpfen konnte.

Da standen die Galoschen, die der Wächter vergessen hatte. Es kam ihm nicht in den Sinn, dass es die des Glückes sein könnten. Aber in diesem Wetter waren sie gut zu gebrauchen. Er zog sie an. Nun kam es darauf an, ob er sich hindurchklemmen konnte, er hatte es früher nie versucht. Da stand er nun. „Gotte gebe, dass ich erst den Kopf draußen habe!,“ sagte er und sogleich, obgleich er sehr dick und groß war, glitt er leicht und glücklich hindurch, das mussten die Galoschen verstehen; aber nun sollte der Körper auch hinaus, der stand noch drinnen. „Ach Gott, ich bin zu dick!“ sagte er, „ich habe geglaubt, der Kopf sei das schlimmste! Ich komme nicht hindurch.“

Nun wollte er schnell den Kopf zurückziehen, aber das ging nicht. Den Hals konnte er zwar bequem bewegen, aber das war auch alles. Das erste Gefühl war, dass er sich ärgerte, das zweite, dass seine Laune unter Null fiel. Die Galoschen des Glückes hatten ihn in die unangenehmste Lage gebracht, und unglücklicherweise verfiel er nicht auf den Gedanken, sich frei zu wünschen, nein, er handelte und kam daher nicht von der Stelle. Der Regen strömte nieder, nicht ein Mensch war auf der Straße zu sehen. Die Torglocke konnte er nicht erreichen. Wie sollte er nur loskommen! Er sah voraus, dass er bis zum Morgen hier stehen könne.

Dann musste man erst nach einem Schmied senden, damit die Eisenstangen durchgefeilt werden könnten. Aber das ging auch nicht so geschwind. Die ganze Knabenschule gerade gegenüber würde auf die Beine kommen. Alle Krankenhausinsassen würden zusammen laufen, um ihn am Pranger zu sehen. Er würde eine ganz andere Attraktion abgeben, als die Riesenagave im vorigen Jahr. „Ach je, das Blut steigt mir zu Kopfe rein zum irrsinnig werden! Ja, ich werde verrückt! Ach wäre ich doch erst wieder heraus, dann ginge es wohl vorüber!“

Seht, hätte er das ein wenig früher gesagt! Augenblicklich, der Gedanke war kaum ausgesprochen, so war sein Kopf auch schon frei, und er stürzte nun hinein, ganz verstört über den Schreck, den ihm die Galoschen des Glückes gebracht hatten. Nun brauchen wir nicht etwa zu glauben, dass das Ganze hiermit vorüber sei, nein, es kommt noch schlimmer. Die Nacht und der folgende Tag vergingen, und die Galoschen wurden nicht abgeholt.

Am Abend sollte eine Vorstellung in einem kleinen Theater stattfinden. Das Haus war gepfropft voll. Unter anderen Darbietungen wurde auch ein Gedicht vorgetragen; „Tante’s Brille“ hieß es und handelte von einer Brille, durch die gesehen die Menschheit offen wie ein Kartenspiel vor einem lag, so dass man aus dessen Blättern und Figuren die nächste Zukunft mit ihren Geschehnissen voraussehen konnte.

Das Gedicht wurde meisterlich vorgetragen und der Deklamator machte großes Glück damit. Unter den Zuschauern war auch der junge Hülfsarzt vom Hospital, der sein Abenteuer von der letzten Nacht bereits vergessen zu haben schien. Er hatte die Galoschen an, denn sie waren immer noch nicht abgeholt worden, und die Straßen waren schmutzig, sodass sie ihm gute Dienste leisten konnten.

Das Gedicht gefiel ihm. Die Idee, solche Brille zu besitzen, beschäftigte ihn sehr. Vielleicht konnte man, wenn man sie richtig gebrauchte, den Leuten auch ins Herz hinein schauen. Er hätte das interessanter gefunden, als in die nächste Zukunft schauen zu können. Denn das bekommt man ja nach und nach doch zu er fahren. Dagegen, wie es in den Herzen der Anderen aussieht, erfährt man niemals. „Ich denke mir nun die ganze Reihe von Herren und Damen auf der ersten Bank – könnte man ihnen gerade ins Herz hineinsehen, ja dann müsste doch eine Öffnung dazu da sein, so eine Art Laden. Ei, wie würden meine Augen im Laden umherschweifen!

Bei dieser Dame dort würde ich sicher einen großen Modehandel finden! Bei dieser hier ist wohl der Laden leer, doch könnte eine Säuberung nichts schaden. Aber es würden wohl auch solide Läden zu finden sein!“ – „Ach ja,“ seufzte er, „ich weiß wohl einen solchen Laden, in dem alles solide ist, aber es ist schon ein Gehilfe drinnen, das ist das einzige Üble an dem ganzen Laden! Aus dem einen oder anderen würde wohl auch gerufen: ‚Bitte sehr, treten Sie nur ein!‘ Ja, ich möchte wohl gern hinein, könnte man nur wie ein netter kleiner Gedanke durch die Herzen wandern!“

Seht, das genügte wieder für die Galoschen. Der ganze Hülfsarzt schrumpfte zusammen, und eine höchst ungewöhnliche Reise begann mitten durch die Herzen der ersten Reihe der Zuschauer. Das erste Herz, durch das er kam, gehörte einer Dame; aber augenblicklich glaubte er in ein orthopädisches Institut gekommen zu sein, wo der Arzt den Menschen Knoten wegmassiert, und Gipsabgüsse von verwachsenen Gliedern an den Wänden hängen, doch war der Unterschied der, dass in einem solchen Institut die Abgüsse genommen werden, wenn die Patienten hinkommen, aber hier im Herzen wurden sie genommen und aufbewahrt, wenn die guten Leute hinausgegangen waren. Es waren Abgüsse von körperlichen und geistigen Fehlern der Freundinnen, die hier aufbewahrt wurden.

Schnell war er bereits in einem anderen weiblichen Herzen, aber es erschien ihm wie eine große heilige Kirche. Der Unschuld weiße Taube flatterte um den Hochaltar, wie gerne wäre er in die Knie gesunken, aber fort musste er, ins nächste Herz hinein; aber er hörte noch die Orgeltöne und fühlte, dass er selbst ein neuer und besserer Mensch geworden und nicht unwürdig war, ein neues Heiligtum zu betreten. Das zeigte ihm eine ärmliche Dachkammer mit einer kranken Mutter darin. Aber durch die offenen Fenster strahlte Gottes warme Sonne, herrliche Rosen nickten aus dem kleinen Blumenkasten auf dem Dache, und zwei himmelblaue Vögel sangen von kindlichen Freuden, während die kranke Mutter Gottes Segen auf die Tochter herabflehte.

Nun kroch er auf Händen und Füßen durch einen überfüllten Schlächterladen. Da war Fleisch und immer nur Fleisch, worauf er auch stieß. Es war das Herz eines reichen, geachteten Mannes, dessen Name allgemein bekannt war. Nun war er im Herzen seiner Gemahlin. Das war ein alter, verfallener Taubenschlag. Das Bild des Mannes wurde nur als Wetterhahn gebraucht, der mit den Türen in Verbindung stand, und so öffneten und schlossen sie sich, je nachdem der Mann sich drehte. Darauf kam er in ein Spiegelkabinett, wie das, was wir im Rosenborg- Schloss haben. Aber die Spiegel Vergrößerten in unglaublichem Maße. Mitten auf dem Fußboden saß, wie ein Dalai-Lama, das unbedeutende Ich dieser Person in erstaunter Bewunderung seiner eigenen Größe.

Hierauf glaubte er sich in einer engen Nadelbüchse eingeschlossen, die voller spitziger Nadeln war. „Das ist bestimmt das Herz einer alten unverheirateten Jungfrau!“ musste er denken, aber das war nicht der Fall. Es war ein ganz junger Militär mit mehreren Orden, ein Mann der, wie man zu sagen pflegt, Geist und Herz just auf dem rechten Fleck hat. Ganz betäubt kam der arme Sünder von Hülfsarzt aus dem letzten Herzen in der Reihe. Er vermochte kaum, seine Gedanken zu ordnen und dachte, dass seine allzu feurige Phantasie mit ihm durchgegangen sei.

„Herr Gott,“ seufzte er, „ich habe bestimmt Anlage dazu,` den Verstand zu verlieren. Hier drinnen ist es auch unverzeihlich heiß! Das Blut steigt mir zu Kopf!“ Und nun erinnerte er sich plötzlich der großen Begebenheit von gestern Nacht, wie er mit dem Kopfe zwischen den Eisenstangen vor dem Hospital fest gesessen hatte. „Dabei habe ich mir sicherlich etwas geholt!“ meinte er. „Ich muss bei Zeiten etwas dagegen tun. Russisches Bad würde vielleicht gut tun. Wenn ich nur erst auf dem obersten Brett läge!“

Und da lag er auf dem obersten Brett im Dampfbad, aber er lag da mit allen Kleidern, mit Stiefeln und Galoschen. Die heißen Wassertropfen von der Decke tröpfelten ihm ins Gesicht. „Hu!“ schrie er und fuhr hinab, um ein Sturzbad zu nehmen. Der Aufwärter gab auch einen lauten Schrei von sich, als er den völlig bekleideten Menschen hier drinnen entdeckte.

Der Hülfsarzt hatte indessen gerade noch so viel Fassung, um ihm zuzuflüstern: „Es war wegen einer Wette!“ Das erste jedoch, was er tat, als er auf sein eigenes Zimmer kam, war, sich ein großes spanisches Zugpflaster auf den Nacken und eins unten auf den Rücken zu legen, damit die Verrücktheit herausgezogen würde. Am nächsten Morgen hatte er einen blutigen Rücken, das war alles, was er durch die Galoschen des Glückes gewonnen hatte.

5. Die Verwandlung des Schreibers

Der Wächter, den wir sicher noch nicht vergessen haben, gedachte mittlerweile der Galoschen, die er gefunden und mit nach dem Hospital hinausgebracht hatte. Er holte sie ab, aber da weder der Leutnant, noch irgend ein anderer in der Straße sich zu ihnen bekennen wollte, wurden sie auf der Polizei abgeliefert. „Sie sehen genau wie meine Galoschen aus!,“ sagte einer der Herren Schreiber, indem er den Fund betrachtete und sie an die Seite der seinigen stellte. „Da gehört mehr als ein Schuhmacherauge dazu, um sie auseinander zu halten!“

„Herr Schreiber!“ rief ein Diener, der mit einigen Papieren hereintrat. Der Schreiber wandte sich um und sprach mit dem Manne. Aber als das erledigt war, und er auf die Galoschen sah, befand er sich sehr im Ungewissen, ob die zur Linken oder zur Rechten es waren, die ihm gehörten. „Es müssen die sein, die nass sind,“ dachte er, aber das war gerade fehlgeraten, denn es waren die des Glückes. Aber warum sollte die Polizei sich nicht auch einmal irrem Er zog sie an, steckte einige Papiere in die Tasche, andere nahm er unter den Arm, denn sie sollten zuhause durchgelesen und abgeschrieben werden.

Aber da es gerade Sonntagvormittag und das Wetter gut war, dachte er: „ein Spaziergang nach Friedrichsburg würde mir gut tun!“ und so ging er dorthin. Niemand konnte ruhiger und fleißiger sein, als dieser junge Mann. Wir gönnen ihm diesen kleinen Spaziergang von Herzen, denn er würde ihm gewiss wohltun nach dem vielen Sitzen. Anfangs ging er dahin, ohne an etwas zu denken. Daher hatten die Galoschen keine Gelegenheit, ihre Zauberkraft zu beweisen. In der Allee traf er einen Bekannten, einen jungen Dichter, der ihm erzählte, dass er am nächsten Tage seine Sommerreise beginnen werde.

„Nun, soll es schon wieder fortgehen“ sagte der Schreiber. „Sie sind doch ein glücklicher, freier Mensch. Sie können fliegen, wohin Sie wollen, wir anderen haben eine Kette am Fuße!“ – „Aber sie sitzt am Brotbaum fest!“ antwortete der Dichter. „Sie brauchen nicht für den kommenden Tag zu sorgen, und wenn Sie alt sind, bekommen Sie Pension!“ – „Sie haben es doch am besten!“ sagte der Schreiber, „dazusitzen und zu dichten ist doch ein Vergnügen! Alle Welt sagt Ihnen Angenehmes, und Sie sind Ihr eigener Herr! ja, Sie sollten es nur einmal probieren, im Gericht zu sitzen bei den langweiligen Sachen!“

Der Dichter schüttelte mit dem Kopfe, und der Schreiber schüttelte auch mit dem Kopfe. Jeder blieb bei seiner Meinung und dann schieden sie voneinander. „Es ist doch ein Völkchen für sich, diese Dichter!“ sagte der Schreiber. „Ich möchte wohl einmal versuchen, in solche Natur hineinzuschlüpfen, selbst ein Dichter zu werden. Ich glaube bestimmt, dass ich nicht solche Klagelieder wie die anderen schreiben würde! – Das ist so recht ein Frühlingstag für einen Dichter! Die Luft ist ungewöhnlich klar, die Wolken so schön, und es duftet nach all dem Grünen! Ja, viele Jahre lang habe ich das nicht so stark gefehlt, wie in diesem Augenblick.“

Wir merken schon, dass er ein Dichter geworden war. Es fiel zwar nicht jedem sogleich in die Augen, denn es ist eine törichte Vorstellung, sich einen Dichter anders als andere Menschen zu denken, in denen weit mehr poetische Natur stecken kann, als in manchem anerkannten Dichter. Der Unterschied zeigt sich nur in dem besseren geistigen Gedächtnis des Dichters, mit dem er die Gedanken und Gefühle bewahren kann, bis sie klar und deutlich in Worte gefasst dastehen. Das können die anderen nicht. Aber von einer Alltagsnatur in eine begabte sich zu wandeln, ist immer ein Übergang, und den hatte der Kopist nun überstanden.

„Der herrliche Duft!“ sagte er, „wie erinnert er mich an die Veilchen bei Tante Lene! Ja, damals war ich noch ein kleiner Knabe! Herrgott, wie lange ist das her, dass ich daran gedacht habe! Das gute, alte Mädchen, sie wohnte da um die Börse herum. Immer hatte sie einen Zweig oder ein paar grüne Schößlinge im Wasser stehen, der Winter mochte noch so strenge sein. Die Veilchen dufteten, während ich die angewärmten Kupferschillinge gegen die gefrorenen Scheiben presste und Gucklöcher machte. Das gab einen hübschen Blick. Draußen im Kanal lagen die Schiffe eingefroren und von der ganzen Mannschaft verlassen.

Eine schreiende Krähe war die einzige Besatzung. Aber wenn das Frühjahr herangeweht kam, dann wurde es dort lebendig. Unter Gesang und Hurrarufen sägte man das Eis entzwei. Die Schiffe wurden geteert und aufgetakelt, und dann fuhren sie nach fremden Ländern. Ich bin hier geblieben, und muss hier bleiben, immer in der Polizeistube sitzen und zusehen, wie die Anderen Pässe ins Ausland nehmen. Das ist mein Los! Ach, ja!“ seufzte er tief, aber plötzlich blieb er stehen. „Herrgott, was ist denn nur mit mir los? So etwas habe ich doch niemals früher gedacht oder gefühlt! Es muss die Frühjahrsluft sein. Das ist zugleich bedrückend und angenehm!“

Er griff in die Tasche nach seinen Papieren. „Die werden mich schon auf andere Gedanken bringen!“ sagte er und ließ die Augen über das erste Blatt schweifen. „Frau Sigbrith, Tragödie in fünf Akten,“ las er, „was ist denn das! das ist ja meine eigene Handschrift! Habe ich die Tragödie geschrieben?“ Die Verschwörung auf dem Wall oder der Bußtag, Singspiel.“ – Aber wo kommt denn das her? Man muss es mir in die Tasche geschoben haben; hier ist ein Brief?“ Der war von der Theater-Direktion. Die Stücke waren abgelehnt, und der Brief selbst war nicht gerade höflich abgefasst. „Hm, hm“ sagte der Schreiber und setzte sich auf eine Bank nieder. Seine Gedanken waren angeregt und sein Herz weich gestimmt. Unwillkürlich pflückte er eine Blume ab. Es war ein einfaches kleines Gänseblümchen.

Was die Botaniker uns erst in vielen Vorlesungen erklären können, verkündete es in einer Minute. Es erzählte das Märchen seiner Geburt, von der Kraft des Sonnenlichtes, das die feinen Blättchen ausbreitete und sie zu duften zwang. Und er dachte an den Lebenskampf, der gleichfalls die Gefühle in uns erweckt. Luft und Licht buhlten um die Blume, aber das Licht war der Begünstigtere. Nach dem Lichte wendete sie sich und verschwand es, so rollte sie ihre Blätter zusammen und schlummerte in den Armen der Luft ein. „Es ist das Licht, das mich verschönt!“ sagte die Blume. „Aber die Luft lässt dich atmen!“ flüsterte des Dichters Stimme.

Dicht daneben stand ein Knabe und schlug mit seinem Stock in einen sumpfigen Graben. Die Wassertropfen spritzten bis in die grünen Zweige hinauf, und der Schreiber dachte an die Millionen unsichtbarer Tiere, die mit den Tropfen in eine Höhe geschleudert wurden, die ihnen im Verhältnis zu ihrer Größe ungefähr so erscheinen mochte, wie es für uns wäre, wenn wir hoch über die Wolken hinaus gewirbelt würden. Während der Schreiber hierüber und über die ganze Veränderung, die mit ihm vorgegangen war, nachdachte, lächelte er: „Ich schlafe und träume! Merkwürdig ist es gleichwohl, wie lebenswahr man träumen kann und doch dabei selbst wissen, dass es nur ein Traum ist.

Wenn ich ihn mir doch morgen beim Erwachen noch ins Gedächtnis zurückrufen könnte. Mir scheint nämlich, dass ich ganz ungewöhnlich gut aufgelegt bin. Ich habe einen klaren Überblick über alle Dinge, fühle mich so empfänglich für alles, aber ich bin sicher, wenn ich morgen wirklich etwas davon behalten haben sollte, so ist es verworrenes Zeug. So ist es mir bisher immer ergangen! Es geht mit allem dem Klugen und Prächtigen, das man im Traume hört oder sagt wie mit dem Golde der Unterirdischen: wenn man es bekommt, ist es Pracht und Herrlichkeit, aber bei Lichte besehen sind es nur Steine und trockene Blätter.“

„Ach,“ seufzte er ganz wehmütig und sah auf die singenden Vögel, die so fröhlich von Zweig zu Zweig hüpften, „sie haben es viel besser als ich! Fliegen, das ist eine herrliche Kunst, glücklich der, dem sie angeboren ist! Ja, wenn ich mich in etwas verwandeln könnte, so möchte ich so eine kleine Lerche sein!“ Sogleich entfalteten sich seine Rockschöße und Ärmel als Flügel, die Kleider wurden zu Federn und die Galoschen zu Krallen. Er merkte es recht gut und lachte innerlich: „So, nun weiß ich doch wenigstens, dass ich träume, aber so etwas närrisches ist mir bisher noch nicht vorgekommen!“

Und dann flog er hinauf in die grünen Zweige und sang. Aber das war gar nicht mehr poetisch, denn die Dichternatur war fort. Die Galoschen konnten, wie jeder, der seine Sache gründlich macht, nur ein Ding auf einmal ausführen. Er wollte ein Dichter werden. Das war er geworden. Nun wollte er kleiner Vogel sein, aber indem er es wurde, verlor er die vorigen Eigenschaften. „Das ist ja recht niedlich!“ sagte er, „am Tage sitze ich auf der Polizei zwischen den trockensten Abhandlungen, und nachts im Traum kann ich als Lerche im Friedrichsberg-Garten herumfliegen. Daraus ließe sich wirklich ein Theaterstück machen!“

Nun flog er in das Gras hinunter, drehte den Kopf nach allen Seiten und pickte mit dem Schnabel in die geschmeidigen Grashalme, die im Verhältnis zu seiner jetzigen Größe, ihm lang wie die Palmen Afrikas erschienen. Das dauerte einen Augenblick, und dann wurde es kohlschwarze Nacht um ihn her. Ein, wie es ihm vorkam, ungeheurer Gegenstand wurde ihm über den Kopf geworfen. Es war eine große Mütze, die ein Knabe über den Vogel geworfen hatte. Eine Hand fasste hinein und griff den Schreiber um Rücken und Flügel, dass er vor Schmerz piepte. Im ersten Schrecken schrie er laut: „Du unverschämter Bengel! Ich bin Schreiber bei der Polizei!“ Aber für den Knaben klang es nur wie ein „Piep Piep“! Er gab dem Vogel eins auf den Schnabel und wanderte davon.

In der Allee begegnete er zwei Schülern aus dem Gymnasium. Die kauften den Vogel für acht Schillinge, und so kam der Schreiber nach Kopenhagen zu einer Familie in der Gotenstraße. „Es ist gut, dass ich nur träume!“ sagte der Schreiber, „sonst würde mir die Galle überlaufen! Erst war ich ein Dichter und jetzt eine Lerche! Es ist sicher die Dichternatur, die mir zu diesem Lerchendasein verholfen hat. Aber das ist ein jämmerlich Ding, besonders, wenn man diesen Jungen in die Hände fällt! Ich möchte wissen, wie das noch ablaufen wird?“

Die Knaben brachten ihn in ein gut ausgestattetes Zimmer. Eine dicke, lächelnde Frau kam ihnen entgegen, aber erfreut war sie nicht gerade, dass der gewöhnliche Feldvogel, wie sie die Lerche nannte, mit hereinkam. Doch für heute wollte sie nichts sagen, und sie durften ihn in das leere Bauer setzen, das beim Fenster stand! „Vielleicht macht es Papchen Spaß!“ fügte sie hinzu und lachte zu einem großen grünen Papagei hinüber, der vornehm in seinem Ringe in einem prächtigen Messingbauer schaukelte. „Es ist Papchens Geburtstag,“ sagte sie ein wenig kindisch, „da kommt der kleine Feldvogel gratulieren!“

Papchen antwortete nicht ein einziges Wort, sondern schaukelte vornehm auf und ab. Dagegen begann ein hübscher Kanarienvogel, der im letzten Sommer aus seiner warmen, duftenden Heimat hierher gebracht worden war, laut zu singen. „Schreihals!“ sagte die Frau und warf ein weißes Taschentuch über das Bauer. „Piep, piep!“ seufzte er, „das schreckliche Schneewetter!“ und mit diesem Seufzer verstummte er.

Der Schreiber, oder wie die Frau sagte, der Feldvogel, kam in ein kleines Bauer dicht neben den Kanarienvogel und nicht weit entfernt von dem Papagei. Die einzige Redensart, die Papchen hervorschnattern konnte, und die zuzeiten recht komisch klang, war: „nein, nun lasst uns Menschen sein!“ Alles übrige, was er schnatterte, war ebenso unverständlich wie des Kanarienvogels Gezwitscher, aber nicht für den Schreiber, der ja selbst ein Vogel war. Er verstand die Kameraden ausgezeichnet.

„Ich flog unter der grünen Palme und dem blühenden Mandelbaum!“ sang der Kanarienvogel, „ich flog mit meinen Brüdern und Schwestern hin, über die prächtigen Blumen und den glasklaren See, auf dessen Grunde sich Pflanzen wiegten. Ich sah auch viele herrliche Papageien, die die schönsten Geschichten erzählten, lang und viel!“

„Das waren wilde Vögel,“ erwiderte der Papagei, „sie waren ohne Bildung. Nein, lasst uns nun Menschen sein! – Warum lachst du nicht? Wenn die Frau und alle die Gäste darüber lachen können, so kannst du es auch. Es ist ein großer Mangel, wenn man keinen Sinn für Humor hat. Nein, lasst uns nun Menschen sein!“ – „O denkst du noch der schönen Mädchen, die unter dem ausgespannten Zelt bei den blühenden Bäumen tanzten!? Gedenkst du der süßen Früchte und des kühlenden Saftes in den wild wachsenden Kräutern?“

„O ja,“ sagte der Papagei, „aber hier habe ich es viel besser! Ich habe gutes Essen und individuelle Behandlung. Ich weiß, ich bin ein guter Kopf, und mehr verlange ich nicht. Lasst uns nun Menschen sein! Du bist eine Dichterseele, wie sie es nennen. Ich habe gründliche Kenntnisse und Witz. Du hast Genie aber keine Besonnenheit. Du versteigst dich zu den höchsten Tönen und darum decken Sie dich zu. Mir bieten sie das nicht! nein! denn ich habe sie mehr gekostet! Ich halte sie mit meinem Schnabel in Schach und kann einen Witz! Witz! Witz! machen, nein, nun lasst uns Menschen sein!“

„O, mein warmes, blühendes Vaterland!“ sang der Kanarienvogel. „Ich will von deinen dunkel grünenden Bäumen singen, von deinen stillen Meeresbuchten, wo die Zweige den klaren Wasserspiegel küssen, singen von dem Jubel aller meiner schimmernden Brüder und Schwestern, wo der Wüste Pflanzenquellen wachsen!“

„Hör doch auf mit den Jammertönen!“ sagte der Papagei. Sage doch etwas, worüber man lachen kann! Lachen ist das Kennzeichen des erhabensten geistigen Standpunktes. Sieh, ob ein Pferd oder ein Hund lachen kann! Nein, weinen können sie, aber das Lachen ist nur den Menschen gegeben. „Ho ho ho!“ lachte Papchen und fügte seinen Witz hinzu: „Nun lasst uns Menschen sein!“ – „Du kleiner grauer Vogel,“ sagte der Kanarienvogel, „Du bist auch ein Gefangener! Es ist sicherlich kalt in deinen Wäldern, aber dort ist doch Freiheit. Fliege hinaus! – Sie haben vergessen, dich Einzuschließen. Das oberste Fenster steht offen. Fliege! Fliege!“

Und das tat der Schreiber. Husch! war er aus dem Bauer. In diesem Augenblick knarrte die halboffene Tür, die ins Nebenzimmer führte und geschmeidig, mit grünen, funkelnden Augen schlich die Hauskatze herein und machte auf ihn Jagd. Der Kanarienvogel flatterte in dem Bauer und der Papagei schlug mit den Flügeln und rief: „Nun lasst uns Menschen sein!“ Der Schreiber fühlte den tödlichsten Schreck und flog durch das Fenster davon über Häuser und Straßen. Zuletzt musste er sich ein wenig ausruhen.

Das gegenüberliegende Haus erschien ihm heimisch. Ein Fenster stand offen, er flog hinein, es war sein eigenes Zimmer. Er setzte sich auf den Tisch. „Nun lasst uns Menschen sein!“ sagte er gedankenlos, wie er es von dem Papagei gehört hatte, und im selben Augenblick war er wieder Schreiber, aber er saß auf dem Tische. „Gott bewahre!“ sagte er, wie bin ich denn hier hinauf gekommen und in Schlaf gefallen! Das war ein recht unruhiger Traum. Nichts wie dummes Zeug war die ganze Geschichte!“

4. Das Das Beste, was die Galoschen brachten

Zeitig morgens am folgenden Tage, als der Schreiber noch im Bette lag, klopfte es an seine Tür. Es war sein Nachbar aus derselben Etage, ein Student, der Pastor werden wollte. Er trat ein. Leihe mir deine Galoschen,“ sagte er, „es ist so nass im Garten, aber die Sonne scheint herrlich, ich möchte eine Pfeife Tabak da unten rauchen.“

Er zog die Galoschen an und war bald unten im Garten, der einen Pflaumenbaum und einen Birnenbaum enthielt. Selbst ein so kleiner Garten, wie dieser, gilt in Kopenhagen für eine große Herrlichkeit. Der Student wanderte im Gange auf und ab. Es war erst sechs Uhr. Draußen von der Straße erklang ein Posthorn. „O, reisen! reisen!“ rief er laut, „das ist doch das größte Glück in der Welt! Das ist meiner Wünsche höchstes Ziel! Das würde die Unruhe, die mich quält, stillen. Aber weit fort müsste es sein! Ich möchte die herrliche Schweiz sehen, nach. Italien fahren und – “ Es war gut, dass die Galoschen sofort wirkten, sonst würde er allzu weit herumgekommen sein sowohl für seinen Geschmack als auch für den unseren. Er reiste. Er war mitten in der Schweiz aber mit acht Anderen in einer Postkutsche zusammengepackt.

Er hatte Kopfschmerzen, einen steifen Nacken, und das Blut machte seine Beine schwer und geschwollen, so dass ihn die Stiefel zwickten. Er schwebte in einem Zustande zwischen Wachen und Schlafen. In seiner rechten Tasche hatte er einen Kreditbrief, in der linken seinen Pass, und in einem kleinen Lederbeutel auf der Brust waren einige Goldstücke eingenäht. Jeder Traum endete damit, das eines oder das andere dieser Kostbarkeiten verloren sei.

Deshalb fuhr er jeden Augenblick empor, und die erste Bewegung, die seine Hand machte, war ein Dreieck von rechts nach links und zur Brust hinauf, um zu fühlen, ob sie noch da waren oder nicht. Regenschirme, Stöcke und Hüte schaukelten im Netz über seinem Kopfe und verhinderten so ziemlich die Aussicht, die großartig war. Er schielte danach, während sein Herz sang, was ein Dichter, den wir kennen, auch schon gesungen hat, als er in der Schweiz war, er hat es aber bis jetzt nicht drucken lassen:

Ja, hier ist es schön und klar und still! Sieh den Montblanc, mein Lieber, und schweige. Wenn nur das Kleingeld ausreichen will, aber das geht gar bald auf die Neige!

Groß, ernst und düster war die Natur rings um ihn. Die Tannenwälder erschienen wie Heidekraut auf den hohen Felsen, deren Spitzen sich im Wolkenschleier verbergen. Nun begann es zu schneien und der kalte Wind blies. „Hu!“ seufzte er, „wären wir nur erst auf der anderen Seite der Alpen, dann wäre es Sommer und ich bekäme das Geld auf meinen Kreditbrief. Die Angst, die ich deswegen ausstehe, macht, dass ich die Schweiz nicht genießen kann, ach, wäre ich doch auf der anderen Seite!“

Und da war er auf der anderen Seite. Weit unten in Italien war er, zwischen Florenz und Rom. Der Trasimener See lag in der Abendbeleuchtung wie flammendes Gold zwischen den blauen Bergen; hier, wo Hannibal den Flaminius schlug, hielten nun Weinranken sich friedlich an den grünen Händen. Anmutige halbnackte Kinder bewachten eine Herde kohlschwarzer Schweine. Unter einer Gruppe duftender Lorbeerbäume am Wege. Verstünden wir, dies mit Worten zu malen, so würden alle Jubeln: „Herrliches Italien!“ Aber weder der Theologe noch auch nur ein einziger von seinen Reisegenossen im Wagen sagte etwas ähnliches.

Zu Hunderten flogen giftige Fliegen und Mücken zu ihnen hinein, vergebens schlugen sie mit Myrthenzweigen um sich. Die Fliegen stachen doch. Kein Mensch im ganzen Wagen, dessen Gesicht nicht geschwollen und blutig von den Stichen war! Die armen Pferde sahen wie Kadaver aus. Die Fliegen saßen in großen Klumpen auf ihnen, und es half nur für Augenblicke, wenn der Kutscher herunterstieg und die Tiere abschabte. Nun ging die Sonne unter. Ein kurzer, aber eisiger Kälteschauer ging durch die ganze Natur.

Das war nicht behaglich. Aber ringsum verdämmerten die Berge und Wolken in der seltsamsten grünen Farbe, so klar, so schmelzend ja, geht nur selbst hin und schaut. Das ist besser, als Beschreibungen darüber zu lesen! Es war ein unvergleichliches Schauspiel. Die Reisenden fanden das auch – aber der Magen war leer, die Glieder matt, alle Sehnsucht des Herzens gipfelte in dem Nachtlager. Aber wie würde das ausfallen? Man hielt viel eifriger danach Ausschau als nach der schönen Natur.

Der Weg führte durch einen Olivenwald, es war, als führe man daheim zwischen knotigen Weiden. Hier lag das einsame Wirtshaus. Ein halb Dutzend bettelnder Krüppel hatte sich davor gelagert. Der gesündeste unter ihnen sah aus wie „des Hungers ältester Sohn, der seine Volljährigkeit erreicht hat,“ um mit Marryat zu sprechen. Die anderen waren entweder blind, hatten vertrocknete Beine und krochen auf den Händen, oder hatten abgezehrte Arme mit fingerlosen Händen.

Das nackte Elend grinste überall aus den Lumpen hervor. „Erbarmen, gnädige Herren, habt Erbarmen!“ seufzten sie und entblößten ihre kranken Glieder. Die Wirtin selbst mit bloßen Füßen, ungekämmtem Haar und in einer schmutzigen Bluse empfing die Gäste. Die Türen waren mit Bindfaden zusammengebunden. Der Fußboden in den Zimmern wies einen halb aufgerissenen Belag von Mauersteinen auf; Fledermäuse flatterten unter der Decke hin, und der Gestank hier drinnen – „Machen Sie lieber den Tisch im Stall zurecht!“ sagte einer der Reisenden, „da unten weiß man wenigstens, was man einatmet!“

Die Fenster wurden geöffnet, dass ein wenig frische Luft hereinkommen konnte, aber geschwinder als diese drangen die vertrockneten Arme ein und das unaufhörliche Gejammer: „Habt Erbarmen, gnädige Herren!“ An den Wänden standen viele Inschriften, und die Hälfte davon war gegen das „Schöne Italien“ gerichtet. Das Essen wurde aufgetragen. Es gab eine Suppe aus Wasser, mit Pfeffer und ranzigem Öl gewürzt, das auch in der gleichen Güte beim Salat wieder erschien; verdorbene Eier und gebratene Hahnenkämme bildeten den Höhepunkt der Mahlzeit; selbst der Wein hatte einen Beigeschmack, es war eine wahre Medizin.

Zur Nacht wurden die Koffer gegen die Tür gestellt und einer der Reisenden hielt Wacht, während die anderen schliefen. Der Theolog war der Wachthabende. O, wie schwül war es hier drinnen! Die Hitze drückte, die Mücken summten und stachen, und die Krüppel jammerten im Schlaf. „Ja, Reisen ist schon recht gut!“ seufzte der Student, „wenn man nur keinen Körper hätte. Könnte dieser ruhen, und der Geist indessen fliegen! Wohin ich komme, findet sich ein Mangel, der das Herz bedrückt.

Nach etwas Besserem, als dem Augenblicklichen, sehne ich mich, ja, nach etwas Besserem, dem Besten, aber wo und was ist das? Im Grunde weiß ich wohl, was ich will: ich will zu einem glücklichen Ziel, dem glücklichsten von allen!“ Und, wie das Wort ausgesprochen war, war er in seinem Heim. Die langen, weißen Gardinen hingen vor den Fenstern herab, und mitten auf dem Fußboden stand der schwarze Sarg. In diesem lag er im stillen Todesschlafe. Sein Wunsch war erfüllt, der Körper ruhte, der Geist reiste. „Preise niemand glücklich vor seinem Tode,“ Solons Wort, hier bewies es wieder einmal seine Gültigkeit.

Jede Leiche ist der Unsterblichkeit Sphinx; auch die Sphinx hier in dem schwarzen Sarge gab keine Antwort auf das, was der Lebende zwei Tage vorher niedergeschrieben hatte

Du starker Tod, dein Schweigen wecket Grauen. Des Kirchhofs Gräber zeigen deine Spur. Soll meinem Geiste keine Hoffnung blauen? Blüh ich als Gras im Todesgarten nur? Dein größtes Leiden hat die Welt doch nie erblickt. Der, der Du gleich Dir bliebst zum letzten ohne Arg. Im Leben werd Dein Herz von manchem mehr bedrückt, als von der Erde, die man wirft auf Deinen Sarg!“

Zwei Gestalten bewegten sich im Zimmer. Wir kennen sie beide: Es waren die Trauer und die Abgesandte des Glückes. Sie beugten sich über den Toten. „Siehst du,“ sagte die Trauer, „welches Glück brachten deine Galoschen wohl der Menschheit?“ – „Sie brachten wenigstens dem, der hier schläft, ein dauerndes Gut!“ antwortete die Freude. „O nein!“ sagte die Trauer, „selbst ging er fort, er wurde nicht abgerufen! Seine geistige Kraft hier war nicht stark genug, um die Schätze dort zu heben, die er nach seiner Bestimmung heben soll! Ich will ihm eine Wohltat erweisen!“

Und sie zog die Galoschen von seinen Füßen. Da war der Todesschlaf zu Ende und der Wiederbelebte erhob sich. Die Trauer verschwand, mit ihr aber auch die Galoschen. Sie hat sie gewiss als ihr Eigentum betrachtet.

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Hintergründe zum Märchen „Die Galoschen des Glücks“

Die Galoschen des Glücks (dänisch: Lykkens Kalosker) ist ein Kunstmärchen des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen, das erstmals am 19. Mai 1838 veröffentlicht wurde. Das Märchen ist in sechs Inhaltsabschnitte gegliedert und erzählt die Geschichte von magischen Galoschen, die die Fähigkeit besitzen, die Wünsche ihrer Träger sofort zu erfüllen. „Die Galoschen des Glücks“ handelt von der menschlichen Natur, dem Streben nach Glück und der Ironie des Schicksals.

Das Märchen zeigt auf, wie menschliche Wünsche und Träume oft unvollkommen und unzureichend sind, um wahres Glück zu erlangen. Die Charaktere, die die magischen Galoschen tragen, sehen ihre Wünsche sofort erfüllt, nur um festzustellen, dass dies nicht immer zu ihrem Besten ist. Dies vermittelt die Botschaft, dass Menschen oft nicht wissen, was wirklich gut für sie ist, und dass ihre Wünsche möglicherweise nicht zu wahrem Glück führen.

Im Laufe des Märchens suchen die Charaktere nach Glück, indem sie ihre Wünsche erfüllen. Die Ironie liegt jedoch darin, dass das Streben nach Glück oft zu unerwarteten und unglücklichen Ergebnissen führt. In vielen Fällen erweisen sich die Wünsche als Fluch, weil sie den Charakteren nicht das gewünschte Glück bringen, sondern eher Probleme und Schwierigkeiten verursachen.

Andersen kritisiert auch die damalige Gesellschaft und ihre Werte. Die Charaktere streben nach Reichtum, Macht und Ansehen, statt nach wahrer Zufriedenheit und Glück. Dies spiegelt die sozialen Normen und Erwartungen der damaligen Zeit wider und zeigt, dass das Streben nach materiellem Erfolg nicht immer zu einem erfüllten Leben führt.

Insgesamt ist „Die Galoschen des Glücks“ ein tiefgründiges Märchen, das die Schwächen der menschlichen Natur und die Ironie des Schicksals erkundet. Es regt die Leser dazu an, über das Streben nach Glück, die Rolle des Schicksals und die Bedeutung von Zufriedenheit im Leben nachzudenken.

Interpretationen zum Märchen „Die Galoschen des Glücks“

„Die Galoschen des Glücks“ ist ein Kunstmärchen von Hans Christian Andersen, das verschiedene Interpretationsmöglichkeiten bietet. Hier sind einige mögliche Interpretationen des Märchens:

Unzulänglichkeit menschlicher Wünsche: Eine mögliche Interpretation des Märchens ist, dass es die Unzulänglichkeit menschlicher Wünsche aufzeigt. Die Charaktere, die die magischen Galoschen tragen, stellen fest, dass ihre erfüllten Wünsche nicht immer zu ihrem Besten sind. Das Märchen vermittelt die Botschaft, dass Menschen oft nicht wissen, was wirklich gut für sie ist, und dass das Streben nach persönlichen Wünschen nicht immer zu wahrem Glück führt.

Ironie des Glücks: Eine weitere Interpretation könnte sein, dass das Märchen die Ironie des Glücks zeigt. Die Charaktere suchen nach Glück, indem sie ihre Wünsche erfüllen, aber das Streben nach Glück führt oft zu unerwarteten und unglücklichen Ergebnissen. Dies zeigt, dass das Glück oft unvorhersehbar ist und nicht immer von unseren Handlungen abhängt. Die Handlung des Märchens ist geprägt von der Ironie des Schicksals, da die Galoschen zwar magische Kräfte besitzen, aber nicht immer das gewünschte Glück bringen. Die Glücksfee und die Sorgenfee repräsentieren die verschiedenen Aspekte des Lebens – Glück und Leid – und zeigen, dass beides untrennbar miteinander verbunden ist.

Dualität von Glück und Leid: Das Märchen zeigt auch die Dualität von Glück und Leid im Leben. Die Glücksfee und die Sorgenfee repräsentieren diese beiden Aspekte des Lebens und zeigen, dass sie untrennbar miteinander verbunden sind. Diese Interpretation lädt den Leser dazu ein, über die gegenseitige Abhängigkeit von Glück und Leid nachzudenken und wie sie im Leben ausbalanciert werden können.

Bedeutung von Zufriedenheit: „Die Galoschen des Glücks“ kann auch als ein Plädoyer für die Bedeutung von Zufriedenheit interpretiert werden. Die Charaktere im Märchen suchen nach Glück durch äußere Erfolge und materielle Dinge, aber sie finden es letztendlich nicht. Dies zeigt, dass wahres Glück von innen kommt und nicht von äußeren Umständen abhängt.

Die Rolle des Schicksals: Das Märchen kann auch als Kommentar zur Rolle des Schicksals in unserem Leben interpretiert werden. Die Charaktere erleben sowohl Glück als auch Unglück durch ihre eigenen Wünsche, aber auch durch äußere Umstände und das Eingreifen der Feen. Dies regt den Leser dazu an, über die Rolle des Schicksals und der Vorsehung im Leben nachzudenken. Andersen stellt die Frage, ob das Schicksal und die Vorsehung in unserem Leben eine Rolle spielen. Die Charaktere im Märchen erleben sowohl Glück als auch Unglück durch ihre eigenen Wünsche, aber auch durch äußere Umstände und das Eingreifen der Feen. Dies lässt den Leser darüber nachdenken, ob unser Schicksal in unseren eigenen Händen liegt oder ob es durch Kräfte außerhalb unserer Kontrolle beeinflusst wird.

Gesellschaftskritik: Schließlich kann das Märchen auch als Gesellschaftskritik interpretiert werden. Andersen kritisiert die damalige Gesellschaft und ihre Werte, indem er zeigt, dass das Streben nach materiellem Erfolg und Ansehen nicht immer zu einem erfüllten Leben führt. Diese Interpretation zeigt, dass ein glückliches Leben mehr erfordert als nur die Erfüllung von persönlichen Wünschen und sozialen Normen.

Insgesamt bietet „Die Galoschen des Glücks“ eine Vielzahl von Interpretationsmöglichkeiten, die tiefere Gedanken über das Streben nach Glück, die Rolle des Schicksals und die Bedeutung von Zufriedenheit im Leben anregen.

Adaptionen zum Märchen „Die Galoschen des Glücks“

Es gibt mehrere Adaptionen des Märchens „Die Galoschen des Glücks“ von Hans Christian Andersen in Form von Filmen, Theaterstücken und anderen kreativen Projekten. Hier sind einige konkrete Beispiele:

Filme: „Die Galoschen des Glücks“ (1986) Dieser Märchenfilm ist eine Koproduktion zwischen der Tschechoslowakei und der BR Deutschland. Regie führte Juraj Herz. In dieser Verfilmung wird die Geschichte von Andersen getreu umgesetzt und visuell ansprechend dargestellt. „Die Galoschen des Glücks“ (2018) Diese deutsche Märchenfilm-Adaption ist Teil der 11. Staffel der ARD-Reihe „Sechs auf einen Streich“. Regie führte Friederike Jehn. Die Verfilmung aktualisiert die Geschichte und präsentiert sie in einer modernen Umgebung, ohne die ursprüngliche Botschaft des Märchens zu verlieren.

Theater: „Die Galoschen des Glücks“ (verschiedene Aufführungen) Das Märchen wurde in verschiedenen Ländern und in unterschiedlichen Inszenierungen als Theaterstück auf die Bühne gebracht. Diese Adaptionen variieren in ihrer Ausführung, bleiben jedoch in der Regel der ursprünglichen Handlung von Andersen treu.

Hörspiele: „Die Galoschen des Glücks“ (verschiedene Produktionen) Es gibt verschiedene Hörspielproduktionen des Märchens, die es den Zuhörern ermöglichen, die Geschichte in einer rein auditiven Form zu erleben. Diese Hörspiele bieten oft eine dramatisierte Version der Geschichte und nutzen Musik und Soundeffekte, um die magische Welt von „Die Galoschen des Glücks“ zum Leben zu erwecken.

Literaturadaptionen: Es gibt auch zahlreiche literarische Adaptionen und Neuinterpretationen des Märchens, einschließlich Bilderbüchern für Kinder und modernen Nacherzählungen für erwachsene Leser. Diese Versionen können die Geschichte in unterschiedlichen Kontexten präsentieren oder neue Perspektiven auf die ursprüngliche Handlung bieten.

Insgesamt gibt es viele kreative Adaptionen von Hans Christian Andersens „Die Galoschen des Glücks“, die das Märchen in unterschiedlichen Medien und Formaten präsentieren. Diese Adaptionen erweitern und vertiefen das Verständnis der Geschichte und halten die Faszination für das Märchen lebendig.

Zusammenfassung der Handlung

„Die Galoschen des Glücks“ ist ein Kunstmärchen von Hans Christian Andersen, das von der Begegnung einer Glücksfee und einer Sorgenfee in einer Kneipe in Kopenhagen handelt. Die Glücksfee zaubert mit magischen Galoschen und prophezeit, dass jedem, der die Galoschen trägt, jeder ausgesprochene Wunsch sofort erfüllt wird. Die Sorgenfee erkennt jedoch das kommende Übel, das durch die Erfüllung dieser Wünsche entsteht.

Im Laufe der Geschichte ziehen verschiedene Stadtbewohner die Galoschen an, und ihre Wünsche werden auf unerwartete und oft unglückliche Weise erfüllt. Zum Beispiel wünscht sich ein Justizrat in die Vergangenheit zurück und wird dort als unbedeutender Schreiber behandelt, während ein Dichter, der sich nach der Zukunft sehnt, überfordert ist von den Veränderungen und seiner Unfähigkeit, sie zu verstehen.

Am Ende trägt ein Theologe die Galoschen und wünscht sich auf eine Reise nach Italien, um den glücklichsten Ort der Welt zu finden. Er stirbt auf dieser Reise, und die Glücks- und Sorgenfee sind sich uneinig über das Ergebnis. Die Sorgenfee nimmt dem toten Theologen die Galoschen wieder ab, woraufhin er zu seinem Leidwesen wieder in seinem alten Leben und in seinem alten Trott erwacht. Das Märchen zeigt die Ironie des Glücks und die Unvorhersehbarkeit menschlicher Wünsche. Es regt die Leser dazu an, über das Streben nach Glück, die Rolle des Schicksals und die Bedeutung von Zufriedenheit im Leben nachzudenken.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
ÜbersetzungenDE, EN, DA, ES, IT
Lesbarkeitsindex nach Amstad75.4
Lesbarkeitsindex nach Björnsson34.7
Flesch-Reading-Ease Index61
Flesch–Kincaid Grade-Level7.9
Gunning Fog Index8.1
Coleman–Liau Index12
SMOG Index10.6
Automated Readability Index8.2
Zeichen-Anzahl56.872
Anzahl der Buchstaben45.314
Anzahl der Sätze723
Wortanzahl9.175
Durchschnittliche Wörter pro Satz12,69
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben2017
Prozentualer Anteil von langen Wörtern22%
Silben gesamt14.421
Durchschnittliche Silben pro Wort1,57
Wörter mit drei Silben1186
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben12.9%
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