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Die Kröte
Grimm Märchen

Die Kröte - Märchen von Hans Christian Andersen

Vorlesezeit für Kinder: 19 min

Der Brunnen war tief, darum war die Schnur lang. Die Winde ging sehr schwer, wenn man den Eimer mit Wasser über den Brunnenrand heben wollte. Die Sonne konnte niemals hinabgelangen und sich in dem Wasser spiegeln, wie klar es auch war, aber soweit sie in den Brunnen hineinscheinen konnte, wuchs Grün zwischen den Steinen.

Dort unten wohnte die Familie aus dem Geschlecht der Kröten, sie war eingewandert, sie war eigentlich kopfüber hinuntergekommen mittels der alten Krötenmutter, die noch lebte. Die grünen Frösche, die hier seit viel längerer Zeit zu Hause waren und im Wasser herumschwammen, erkannten die Vetterschaft an und nannten sie „Brunnengäste“. Sie hatten die Absicht, hier unten zu bleiben, sie lebten hier sehr angenehm auf dem Trocknen. So nannten sie die nassen Steine.

Die Froschmutter war einmal auf Reisen gegangen, war im Wassereimer gewesen, als der in die Höhe ging, aber es wurde ihr zu hell, sie bekam Augenschmerzen, glücklicherweise gelang es ihr, aus dem Eimer zu entweihen; sie fiel mit einem schrecklichen Plumps ins Wasser und litt drei ganze Tage danach an Rückenschmerzen. Viel konnte sie nicht von der Welt da oben erzählen, aber das wusste sie, und das wussten sie alle, dass der Brunnen nicht die ganze Welt war. Die Krötenmutter, die hätte erzählen können, aber sie antwortete niemals, wenn man fragte, und da fragte man lieber gar nicht.

„Dick und hässlich, fett und gräßlich ist sie!“ sagten die jungen, grünen Frösche. „Ihre Jungen werden auch ebenso hässlich.“

„Das mag wohl sein!“ sagte die Krötenmutter. „Aber eins von ihnen hat einen Edelstein im Kopf, sonst habe ich ihn.“

Und die grünen Frösche hörten es und sie glotzten, und da ihnen das gar nicht gefiel, so schnitten sie eine Fratze und gingen auf den Grund. Aber die jungen Kröten streckten die Hinterbeine vor lauter Stolz, eine jede glaubt, den Edelstein zu haben, und daher saßen sie ganz still mit dem Kopfe da, aber endlich fragten sie, worauf sie eigentlich stolz seien und was so ein Edelstein eigentlich sei.

„Das ist etwas so Herrliches und Köstliches“, sagte die Krötenmutter, „dass ich es nicht beschreiben kann. Das ist etwas, was man zu seinem eigenen Vergnügen trägt und worüber die anderen sich ärgern. Aber fragt mich nicht, ich antworte doch nicht!“

„Ja, ich habe den Edelstein nicht“, sagte die kleinste Kröte. Sie war so hässlich, wie sie nur sein konnte. „Warum sollte ich auch eine solche Herrlichkeit haben? Und wenn sich andre darüber ärgern, kann ich mich ja nicht darüber freuen! Nein, ich wünsche mir, dass ich einmal an die Brunnenkante hinaufkommen und hinaussehen könnte. Das muss herrlich sein!“

„Bleib du nur, wo du bist“, sagte die Alte, „da weißt du, was du hast und das kennst du! Nimm dich vor dem Eimer in acht, der zerquetscht dich! Und wenn du glücklich in ihn hineinkommst, so kannst du herausfallen; nicht alle fallen so glücklich wie ich und behalten ihre heilen Glieder und ihre Eier!“

„Quack!“ sage die Kleine, und das war so, als wenn wir Menschen „Ach“ sagen.

Sie hatte so eine Lust, auf den Brunnenrand hinaufzukommen und sich umzusehen. Sie empfang eine solche Sehnsucht nach all dem Grünen da oben, und als am nächsten Morgen zufällig der Eimer mit Wasser gefüllt und in die Höhe gezogen wurde und gerade vor dem Stein anhielt, auf dem die Kröte saß, durchzuckte es das Tier, es sprang in den vollen Eimer hinein, fiel bis auf den Grund des Wassers, das dann aufgezogen und ausgegossen wurde.

„Pfui Teufel!“ sagte der Knecht, der sie sah. „Das ist wahrhaftig das Greulichste, was ich je gesehen habe!“ Und dann stieß er mit seinem Holzschuh nach der Kröte, die beinahe zerquetscht wäre, aber doch in die hohen Brennesseln entkam. Da sah sie einen Stengel neben dem anderen, sie sah auch aufwärts. Die Sonne schien auf die Blätter nieder, sie waren ganz durchsichtig. Das war für die Kröte so, als wenn wir Menschen auf einmal in einen großen Wald kommen, wo die Sonne zwischen den Zweigen und Blättern hindurchscheint.

„Hier ist es viel schöner als unten im Brunnen! Hier möchte man sein ganzes Leben bleiben!“ sagte die kleine Kröte. Sie lag dort eine Stunde, sie lag dort zwei Stunden. „Was wohl da draußen ist? Wenn ich so weit gekommen bin, muss ich sehen, dass ich weiter komme!“ Und sie kroch, so schnell sie kriechen konnte, und kam auf den Weg hinaus, wo die Sonne sie beschien und der Staub sie bepuderte, während sie über die Landstraße hinübermarschierte.

„Hier ist man so recht auf dem Trocknen“, sagte die Kröte, „ich bekomme fast zuviel von dem Guten. Es kribbelt in mir!“

Jetzt kam sie an den Graben. Da wuchsen Vergißmeinnicht und Spiera, da waren lebende Hecken aus Holunder und Weißdorn, dort wuchsen Winden, „Marias weiße Hemdärmel“. Hier konnte man Farben sehen; auch ein Schmetterling flog da; die Kröte glaubte, es sei eine Blume, die sich losgerissen habe, um sich besser in der Welt umzusehen, das war ja so natürlich.

„Wenn man auch so schnell vorwärtskommen könnte wie die!“ sagte die Kröte. „Quack, ach, wie viel Schönes ist hier zu sehen!“

Acht Tage und Nächte blieb sie hier am Graben, und es fehlte ihr nicht an Nahrung. Am neunten Tage dachte sie: „Weiter“ – Aber ob sie etwas Schöneres finden würde? Vielleicht eine kleine Kröte oder ein paar grüne Frösche. Es hatte in der letzten Nacht so geklungen, als wenn Vettern in der Nähe wären.

„Es ist schön zu leben; aus dem Brunnen herauszukommen, in den Brennesseln zul iegen, auf dem staubigen Weg dahinzukriechen und in dem nassen Graben zu liegen! Aber vorwärts! Man muss doch versuchen, Frösche oder eine kleine Kröte zu finden, die kann man nicht entbehren, die Natur allein genügt einem nicht!“ Und dann machte sie sich wieder auf die Wanderung.

Sie kam aufs Feld an einen großen Teich, der ringsumher mit Schilf bewachsen war. Da hinein schlüpfte sie.

„Hier ist es wohl reichlich feucht für Sie“, sagten die Frösche, „aber Sie sind uns willkommen! – Sind Sie weiblichen oder männlichen Geschlechts? Aber das ist einerlei, Sie sind uns gleich willkommen!“

Und dann wurde sie zum Konzert am Abend eingeladen; Familienkonzert; große Begeisterung und dünne Stimmen, das kennen wir. Es gab keine Bewirtung, nur freie Getränke, der ganze Teich, wenn’s nötig war.

„Jetzt reise ich weiter!“ sagte die kleine Kröte. Sie hatte immer das Bedürfnis nach etwas Besserem.

Sie sah die Sterne schimmern, so groß und so klar. Sie sah den Vollmond leuchten, sie sah die Sonne aufgehen, höher und höher.

Ich bin wohl noch immer im Brunnen, in einem großen Brunnen, ich muss höher hinauf! Ich habe eine Unruhe und eine Sehnsucht!“ Und als der Mond ganz und rund wurde, dachte das arme Tier: „Ob das wohl der Eimer ist, der herabgelassen wird, und ob ich wohl hineinspringen muss, um höher hinaufzukommen? Oder ist die Sonne der große Eimer? Wie groß sie ist, wie strahlend, sie kann uns alle zusammen aufnehmen, ich muss die Gelegenheit benutzen! Ach, wie es in meinem Kopf leuchtet! Ich glaube nicht, dass der Edelstein besser leuchten kann! Aber den habe ich nicht, und ich weine deswegen nicht, nein, höher hinauf in Glanz und Freude! Ich habe eine ´Zuversicht, und doch empfinde ich eine Angst – es ist ein schwerer Schritt, den ich tun will! Aber man muss ihn tun! Vorwärts! Immer der Landstraße entlang!“

Und sie machte so große Schritte, wie sie so ein Krabbeltier nur machen kann, und dann war sie auf der großen Landstraße, wo die Menschen wohnten; da waren Blumengärten und Kohlgärten. Bei einem Kohlgarten machte sie Rast.

„Wie viele verschiedene Geschöpfe es doch gibt, die ich nie gekannt habe! Und wie groß und herrlich die Welt doch ist! Aber man soll sich auch darin umsehen und nicht immer auf einem Fleck sitzen bleiben.“ Und dann hüpfte sie in den Kohlgarten hinein. „Wie grün es hier ist und wie schön!“

„Ja, das weiß ich recht gut!“ sagte der Kohlwurm auf seinem Blatt. „Mein Blatt ist das größte hier drinnen! Es verbirgt die halbe Welt, aber die kann ich gut entbehren!“

„Gluck, gluck!“ sagte es, da kamen Hühner, sie trippelten im Kohlgarten. Das erste Huhn war weitsichtig. Es sah den Wurm auf dem krausen Blatt und pickte danach, so dass er auf die Erde fiel, wo er sich wand und drehte. Das Huhn sah erst mit dem einen Auge und dann mit dem anderen, denn es wusste nicht, was aus dem Drehen und Winden werden würde.

„Gutwillig tut er es nicht!“ dachte das Huhn und erhob den Kopf, um nach dem Wurm zu picken. Die Kröte erschrak so, dass sie ganz dicht an das Huhn herankroch.

„So, er hat Hilfstruppen!“ sagte das Huhn. „So ein Wurmgezücht!“ Und damit wandte es sich um. “ Ich mache mir nichts aus dem kleinen grünen Mundvoll, der kitzelt ja nur im Hause!“ Die anderen Hühner waren derselben Ansicht, und dann gingen sie.

„Ich wand und krümmte mich, bis sie gingen!“ sagte der Kohlwurm. „Es ist gut, Geistesgegenwart zu besitzen; aber das Schwerste steht mir noch bevor, auf mein Kohlblatt hinaufzukommen. Wo ist das nur?“

Und die kleine Kröte kam und äußerte ihre Teilnahme. Sie freute sich, dass sie die Hühnern mit ihrer Häßlichkeit verscheucht hatte.

„Was meinen Sie damit?“ fragte der Kohlwurm. „Ich habe mich ja selber durch mein Krümmen und Winden befreit. Sie sind unangenehm anzusehen! Ich möchte gern in meinem eigenen Hause allein sein! Jetzt reise ich im Kohl! Jetzt bin ich bei meinem Blatt angelangt! Es gibt doch nicht Schöneres als das eigene Heim! Aber höher hinaus muss ich noch!“

„Ja, höher hinauf“, sagte die kleine Kröte, „höher hinauf! Er hat dieselben Empfindungen wie ich! Aber er ist heute schlechter Laune, das kommt von dem Schrecken! Wir wollen alle höher hinaus!“ Und sie sah so hoch empor, wie sie nur konnte.

Der Storch saß im Nest auf des Bauern Dach. Er klapperte, und die Storchenmutter klapperte auch. In dem Bauernhause wohnten zwei junge Studenten, der eine war Poet, der andere Naturforscher. Der eine sang und schrieb voller Freude von allem, was Gott geschaffen hatte und wie es sich in seinem Herzen spiegelte. Er sang es in die Welt hinaus, kurz, klar und reich in klangvollen Versen. Der andere griff die Dinge selber an, ja schnitt sie auf, wenn es not tat. Er fasste des lieben Gottes Schöpfung als großen Rechenexempel auf, subtrahierte, multiplizierte, wolle es in- und auswendig kennen und sprach mit Verstand davon, und es war wirklicher Verstand, und er sprach voller Freude und Klugheit davon. Es waren gute, fröhliche Menschen, alle beide.

„Da sitzt ja ein famoses Exemplar von einer Kröte!“ sagte der Naturforscher. „Die muss ich in Spiritus setzen!“

„Du hast ja schon zwei solche!“ meinte der Poet. „Lassdie doch in Frieden sitzen und sich ihres Lebens freuen!“

„Aber sie ist so herrlich hässlich!“ sagte der andere.

„Ja, wenn wir den Edelstein in ihrem Kopf finden könnten“, sagte der Poet, „Dann wäre ich gleich mit dabei sie aufzuschneiden.“

„Den Edelstein!“ sagte der andere. „Du scheinst mir viel Naturgeschichte zu wissen!“

„Aber liegt nicht gerade viel Schönes in dem Volksglauben, dass die Kröte, das allerhässlichste Tier, in ihrem Kopf den köstlichsten Edelstein birgt? Geht es nicht mit den Menschen ebenso? Welchen Edelstein hatte nicht Äsop, und nun gar Sokrates!“

Mehr hörte die Kröte nicht, und sie verstand auch nicht die Hälfte von dem, was sie hörte. Die beiden Freunde gingen, und sie wurde davor bewahrt, in Spiritus gesetzt zu werden.

„Sie sprachen auch von dem Edelstein!“ sagte die Kröte. „Ein Glück, dass ich ihn nicht hatte, sonst wäre ich in Ungemach gekommen!“

Da klapperte es auf dem Dach des Bauern. Der Storchenvater hielt seiner Familie einen Vortrag, und die sah schief hernieder auf die beiden jungen Leute im Kohlgarten.

„Der Mensch ist die eingebildeste Kreatur!“ sagte der Storch. „Hört nur, wie ihm den Schnabel geht! Und dabei können sie doch nicht ordentlich klappern. Sie brüsten sich mit ihrer Redegabe, mit ihrer Sprache! Eine nette Sprache das! sobald sie nur eine Tagesreise machen, können sie sich nicht mehr verständlich machen. Einer versteht den anderen nicht mehr! Unsere Sprache können wir über die ganze Welt reden, in Dänemark so gut wie in Ägypten. Fliegen können die Menschen auch nicht. Sie behelfen sich mit einer Erfindung, die sie „Eisenbahn“ nennen, aber auch dabei brechen sie sich noch oft genug den Hals. Es läuft mir kalt über den Schnabel, wenn ich nur daran denke. Die Welt kann sehr gut ohne Menschen bestehen. Wir könnten sie entbehren! Wenn wir nur die Frösche und Regenwürmer behalten!“

„Das war je eine gewaltige Rede!“ dachte die kleine Kröte. „Was für ein großer Mann das ist! Und wie hoch er sitzt, und wie er schwimmen kann!“ rief sie aus, als der Storch seine Flügel ausbreitete und durch die Lüfte dahinflog.

Und die Storchenmutter redete im Nest, sie erzählte von dem Land Ägypten, von dem Wasser des Nils und von all dem köstlichen Schlamm, der in dem fremden Lange war. Das klang der kleinen Kröte ganz neu und lieblich.

„Ich muss nach Ägypten!“ sagte sie. „Wenn mich nur der Storch mitnehmen wollte oder eins von seinen Jungen. Ich will ihm an seinem Hochzeitstage wieder dienen. Ja, ich komme nach Ägypten, denn das Glück ist mir hold! All die Sehnsucht und die Lust, die ich in mir trage, ist wahrhaftig besser, als einen Edelstein im Kopf zu haben!“

Und dabei hatte sie gerade den Edelstein: die ewige Sehnsucht und Lust, aufwärts, immer aufwärts! Die leuchtete da drinnen, die leuchtete in Freude, die strahlte in Lust.

Da kam im selben Augenblick der Storch. Er hatte die Kröte im Gras erspäht, flog herab und packte das kleine Tier gerade nicht allzu sanft. Der Schnabel klemmte, der Wind sauste, es war nicht angenehm, aber es ging aufwärt, aufwärts, aufwärts nach Ägypten, das wusste die kleine Kröte, und darum strahlten ihre Augen, es war, als fliege ein Funke aus ihnen heraus: „Quack! Ach!“

Der Körper war tot, die Kröte war verendet. Aber der Funke aus ihrem Auge, wo blieb der?

Der Sonnenstrahl nahm ihn auf, der Sonnenstrahl trug den Edelstein aus dem Kopf der Kröte. Wohin?

Danach musst du den Naturforscher nicht fragen, frage lieber den Poeten. Er erzählt es dir in Form eines Märchens. Und der Kohlwurm kommt auch darin vor und die Storchenfamilie. Denk nur! Der Kohlwurm verwandelt sich und wird ein herrlicher Schmetterling! Die Storchenfamilie fliegt über Berge und Meere fort nach dem fernen Afrika und findet doch wieder den kürzesten Weg in die Heimat zurück. nach demselben Ort, demselben Dach! Ja, das ist wirklich alles fast zu märchenhaft, und doch ist es wahr! Da kannst gern den Naturforscher fragen, er muss es zugeben. Und du selber weißt es auch, denn du hast es gesehen.

Aber der Edelstein in dem Kopf der Kröte?

Suche ihn in der Sonne! Suche ihn, wenn du kannst!

Der Glanz dort ist zu stark. Wir haben noch keine Augen, die in all die Herrlichkeit hineinsehen können, die Gott geschaffen hat, aber wir werden sie einstmals bekommen, und das wird das schönste Märchen! Denn darin kommen wir selber auch vor.

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Hintergründe

Interpretationen

Analyse

Hans Christian Andersens Märchen „Die Kröte“ erzählt die Geschichte einer kleinen Kröte, die in einem tiefen Brunnen lebt und von der Welt außerhalb träumt. Die Geschichte beginnt mit einer Beschreibung des Brunnens und seiner Bewohner – grüne Frösche und eine alte Krötenmutter mit ihrer Familie. Die Krötengemeinschaft bleibt meistens unter sich, obwohl die jungen Frösche die Kröten als „Brunnengäste“ anerkennen.

Eine zentrale Figur ist die kleine Kröte, die nicht glaubt, einen Edelstein im Kopf zu haben, anders als es der Volksglaube besagt. Stattdessen sehnt sie sich danach, die Welt außerhalb des Brunnens zu erleben. Mit mutigem Sprung steigt sie eines Tages mit einem Eimer aus dem Brunnen und entdeckt die Wunder der Welt, vom grünen Gras bis zum hellen Sonnenlicht, die ihr bisher unbekannt waren.

Die Reise der Kröte symbolisiert das Streben nach Wissen und die Entdeckung neuer Horizonte. Auf ihrem Weg begegnet die Kröte verschiedenen Tieren, die alle unterschiedliche Perspektiven auf das Leben bieten – vom Kohlwurm, der seinen Platz in der Welt gefunden hat, bis zu den Störchen, die von fernen Reisen erzählen.

Schließlich erreicht die kleine Kröte neue Höhen in ihrem Bestreben, die Welt zu erkunden. Diese Metapher steht für die Sehnsucht nach Wissen und Wachstum, die über die rein materiellen Werte hinausgeht, die durch den ganzen Märchentext ausgedrückt wird.

Andersens Märchen endet mit einer Reflexion über die Ewigkeit und der Vorstellung, dass die wahre Schönheit und der wahre Wert des Lebens in der Suche und im Streben selbst liegen, nicht in materiellen Besitztümern, symbolisiert durch den Edelstein. Der Schlussteil lädt zu einer Betrachtung von ‚höher gelegenen‘ Konzepten wie Weisheit, Selbstverwirklichung und einer tiefen Verbindung zur Schöpfung ein.

Das Märchen ermutigt, den inneren Drang zur Erkundung und Selbstverbesserung zu würdigen – eine Geschichte, die über die Grenzen der physischen Welt hinausgeht und tiefer in die menschliche Psyche und ihre unersättliche Neugier eindringt.

„Die Kröte“ von Hans Christian Andersen ist ein reichhaltig symbolisches Märchen, das sich auf unterschiedliche Weise interpretieren lässt. Die Geschichte ist nicht nur eine einfache Erzählung über die Abenteuer einer kleinen Kröte, die aus einem eingeschränkten Leben im Brunnen in die weite Welt aufbricht, sondern trägt auch tiefere Bedeutungen und Lektionen über das Streben nach mehr im Leben und die Suche nach innerem Wert und Erfüllung.

Symbol der Sehnsucht und des Strebens: Die Kröte in Andersens Märchen steht symbolisch für den Drang, über die gegenwärtigen Begrenzungen hinauszuwachsen und die eigenen Horizonte zu erweitern. Ihre Reise aus dem Brunnen in die Welt spiegelt ein universelles menschliches Bedürfnis wider, aus der Enge des Gewohnten auszubrechen und neue Erfahrungen zu machen. Sie zeigt, dass selbst die kleinsten und scheinbar unbedeutendsten Kreaturen eine unstillbare Sehnsucht nach etwas Größerem haben können.

Das Streben nach innerem Wert: Der Mythos des Edelsteins im Kopf der Kröte kann als Metapher für den verborgenen inneren Wert eines jeden Lebewesens angesehen werden. Während die äußere Erscheinung der Kröte von anderen als hässlich betrachtet wird, stellt der Edelstein den inneren Glanz dar, den es zu finden gilt. Dies erinnert an die Idee, dass wahrer Wert und Schönheit oft unter der Oberfläche verborgen sind und nicht allein durch das Äußere gemessen werden sollten.

Konflikt zwischen Rationalität und Poesie: Andersen hebt den Unterschied zwischen dem Poet und dem Naturforscher hervor, die beide die Kröte unterschiedlich betrachten. Der Poet sieht die Schönheit in der Symbolik und den Volksglauben, während der Naturforscher die Kröte als ein Objekt der Wissenschaft betrachtet. Dies könnte als Kommentar dazu verstanden werden, wie verschiedene Perspektiven unterschiedliche Wahrheiten und Schönheiten ans Licht bringen können.

Der Kreislauf von Leben und Tod: Der Kreis des Lebens wird durch die Kröte und ihre Transformation angedeutet. Am Ende des Märchens stirbt die Kröte, aber der „Funke aus ihrem Auge“ wird vom Sonnenstrahl aufgenommen, symbolisierend, dass etwas von ihr weiterlebt, vielleicht als Teil eines größeren Ganzen oder eines neuen Anfangs.

Fantasie und Realität: Andersen lässt die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen. Während die Geschichte in der realen Welt spielt, endet sie doch in einem poetischen Höhepunkt, der die Leser auffordert, das Wunderbare im Alltäglichen zu sehen und die Möglichkeit zu akzeptieren, dass es jenseits des Sichtbaren mehr gibt.

Insgesamt ist „Die Kröte“ ein tiefgründiges Märchen, das viele Themen umfasst: die Suche nach persönlicher Erfüllung, die innere Schönheit über äußere Erscheinungen zu stellen und die Bedeutung des Wandels und unaufhörlichen Strebens nach Wissen und Verständnis.

Die linguistische Analyse des Märchens „Die Kröte“ von Hans Christian Andersen lässt sich aus verschiedenen Perspektiven angehen, darunter die lexikalische, syntaktische, semantische und pragmatische Analyse.

Lexikalische Analyse: Andersen verwendet eine bildreiche, metaphorische Sprache, die typisch für Märchen ist. Wörter wie „Edelstein“, „Sonnenschein“ und „Funke“ haben eine symbolische Bedeutung und tragen zur Märchenhaftigkeit bei. Der Autor nutzt einen klassischen Märchenwortschatz, darunter Begriffe wie „Brunnen“, „Kröte“, „Frosch“, und „Knecht“, die die traditionelle Märchenwelt aufleben lassen.

Syntaktische Analyse: Die Sätze sind häufig komplex und verschachtelt, was typisch für den Schreibstil im 19. Jahrhundert ist. Andersen setzt vielfältige Satzkonstruktionen ein, die das Lesen anspruchsvoller, aber auch reicher machen. Es gibt zahlreiche direkte Reden, bei denen Dialoge die Interaktion zwischen den Märchenfiguren hervorheben.

Semantische Analyse: Thematisch bietet das Märchen Einsichten in die Suche nach Identität und dem Streben nach höherem Sinn, symbolisiert durch die Reise der Kröte und den Gedanken an den Edelstein. Die Semantik des Märchens kann als Metapher für das Streben des Menschen nach Wissen, Lebenssinn und Überwindung der eigenen Begrenzungen interpretiert werden.

Pragmatische Analyse: Die Erzählung richtet sich an ein Publikum, das mit der klassischen Struktur und den Moralvorstellungen von Märchen vertraut ist. Andersen spielt mit den Erwartungen der Leser und fordert sie heraus, über das Offensichtliche hinauszudenken. Die pragmatischen Aspekte der Geschichte können parallel zu den sozialen und moralischen Lektionen gesehen werden, die Andersen vermitteln möchte, wie zum Beispiel die Akzeptanz des eigenen Platzes in der Welt und die Wertschätzung von innerem Reichtum über äußeren Schein.

Stilistische Mittel: Andersen verwendet viele stilistische Mittel wie Metaphern und Vergleiche („als wenn wir Menschen [. . . ] sagen“, „die Sonne schien [. . . ] es war, als wenn“). Wiederholungen und der Einsatz von direkten Fragen fördern das Nachdenken und die Reflexion über die erzählten Ereignisse.

Insgesamt illustriert das Märchen durch seine linguistische Komposition und die vielschichtige Erzählweise nicht nur unterhaltsame Fantasieaspekte, sondern regt zur Reflexion über die eigenen Lebensumstände und inneren Werte an.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
ÜbersetzungenDE, EN, DA, ES, FR, IT
Lesbarkeitsindex nach Amstad81.8
Lesbarkeitsindex nach Björnsson29.1
Flesch-Reading-Ease Index69.8
Flesch–Kincaid Grade-Level6.4
Gunning Fog Index6.9
Coleman–Liau Index12
SMOG Index9.3
Automated Readability Index6.6
Zeichen-Anzahl15.025
Anzahl der Buchstaben11.772
Anzahl der Sätze217
Wortanzahl2.489
Durchschnittliche Wörter pro Satz11,47
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben440
Prozentualer Anteil von langen Wörtern17.7%
Silben gesamt3.690
Durchschnittliche Silben pro Wort1,48
Wörter mit drei Silben244
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben9.8%
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