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Ein Blatt vom Himmel
Grimm Märchen

Ein Blatt vom Himmel - Märchen von Hans Christian Andersen

Vorlesezeit für Kinder: 9 min

Hoch oben in der dünnen, klaren Luft flog ein Engel mit einer Blume aus dem Himmelsgarten, und während er einen Kuss auf die Blume drückte, löste sich ein winzig kleines Blättchen ab und fiel auf die nasse Erde mitten im Walde. Da fasste es sogleich Wurzeln und begann mitten zwischen den anderen Kräutern zu sprossen.

„Das ist ja ein merkwürdiger Steckling“ sagten sie, und keiner wollte sich zu ihm bekennen, weder die Distel noch die Brennesel. „Es wird wohl eine Art Gartengewächs sein“ sagten sie und lachten spöttisch. Und sie machten sich über das vermeintliche Gartengewächs lustig. Aber es wuchs und wuchs wie keines von den anderen und trieb Zweige weit umher in langen Ranken.

„Wo willst Du hin?“ sagten die hohen Disteln, die Stacheln an jedem Blatte hatten. „Du gehst zu weit. Deine Zweige haben keine Stütze und keinen Halt mehr. Wir können doch nicht stehen und Dich tragen!“ Der Winter kam und Schnee legte sich über die Pflanze; aber durch sie bekam die Schneedecke einen Glanz, als würde er von unten her mit Sonnenlicht durchströmt. Im Frühjahr stand dort ein blühendes Gewächs, herrlich wie kein anderes im Walde.

Da kam ein Professor der Botanik daher, der ein Zeugnis bei sich hatte, dass er war, was er war. Er besah sich die Pflanze, biss sogar in ihre Blätter, aber sie stand nicht in seiner Pflanzenkunde. Es war ihm nicht möglich zu entdecken, zu welcher Gattung sie gehörte. „Das ist eine Spielart!“ sagte er. „Ich kenne sie nicht, sie ist nicht in das System aufgenommen!“

„Nicht in das System aufgenommen“ sagten die Disteln und Nesseln. Die großen Bäume ringsum hörten, was gesagt wurde, und auch sie sahen, dass es kein Baum von ihrer Art war; aber sie sagten nichts, weder etwas Gutes noch etwas Schlechtes, das ist immer das Sicherste, wenn man dumm ist. Da kam ein armes, unschuldiges Mädchen durch den Wald. Ihr Herz war rein und ihr Verstand groß durch ihren Glauben. Ihr ganzes Erbteil in dieser Welt bestand in einer alten Bibel, aber aus deren Blättern sprach Gottes Stimme zu ihr:

Wollen die Menschen Dir übel, so denke an die Geschichte von Joseph: „Sie dachten übles in ihren Herzen, aber Gott wendete es zum Besten“ Leidest Du Unrecht, wirst Du verkannt und verhöhnt, so denke an den Reinsten und Besten, den sie verspotteten und an das Kreuz nagelten, wo er noch betete: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“

Sie blieb vor der wunderbaren Pflanze stehen, deren grüne Blätter so süß und erquickend dufteten und deren Blüten im hellen Sonnenschein wie ein wahres Farbenfeuerwerk leuchteten. Und aus jeder sang und klang es, als verberge sie aller Melodien tiefen Born, der in Jahrtausenden nicht erschöpft wird. Mit frommer Andacht schaute sie auf all die Gottesherrlichkeit. Sie bog einen der Zweige nieder, um die Blüte recht anschauen zu können und ihren Duft einzuatmen. Und ihr wurde licht und wohl ums Herz.

Gern hätte sie eine Blüte mitgenommen, aber sie hatte nicht das Herz, sie zu brechen, sie würde nur zu schnell bei ihr welken, und so nahm sie nur ein einziges von den grünen Blättern, trug es heim, legte es in ihre Bibel und dort lag es frisch, immer frisch und unverwelklich. Zwischen den Blättern der Bibel lag es verborgen, und mit der Bibel wurde es unter des jungen Mädchens Haupt gebettet, als sie einige Wochen später im Sarge lag, des Todes heiligen Ernst auf dem frommen Antlitz, als ob es sich in ihrer irdischen Hülle noch abpräge, dass sie nun vor ihrem Gotte stand. Aber draußen im Walde blühte die wunderbare Pflanze, die bald wie ein Baum anzusehen war.

Und alle Zugvögel kamen und neigten sich vor ihr, besonders die Schwalben und Störche. „Das ist ein ausländisches Gehabe!“ sagten die Distel und die Klette, „so würden wir uns doch hier niemals aufführen!“ Und die schwarzen Waldschnecken spuckten auf den Baum. Da kam der Schweinehirt, er raufte Disteln und Ranken aus, um sie zu Asche zu verbrennen. Den ganzen wunderbaren Baum, mit allen Wurzeln riss er aus und stopfte ihn mit in das Bund. „Er muss auch Nutzen bringen!“ sagte er, und dann war es getan.

Aber nach Jahr und Tag litt des Landes König an der tiefsten Schwermut. Er war fleißig und arbeitssam, aber es half nichts. Es wurden ihm tiefsinnige Schriften vorgelesen und auch die allerleichtesten, aber auch das half nichts. Da kam Botschaft von einem der weisesten Männer der Welt. Man hatte sich an ihn gewendet und er ließ sie wissen, dass sich ein sicheres Mittel finde, den Leidenden zu kräftigen und zu heilen.

„In des Königs eigenem Reiche wächst im Walde eine Pflanze himmlischen Ursprungs, so und so sieht sie aus, man kann sich gar nicht irren!“ – und dann folgte eine Zeichnung der Pflanze, sie war leicht zu erkennen. – „Sie grünt Sommer und Winter. Man nehme jeden Abend ein frisches Blatt davon und lege es auf des Königs Stirn, da wird es seine Gedanken licht machen, und ein schöner Traum wird ihn für den kommenden Tag stärken!“

Das war nun deutlich genug, und alle Doktoren und der Professor der Botanik gingen in den Wald hinaus. – Ja, aber wo war die Pflanze? „Ich habe sie wohl mit in mein Bund gepackt!“ sagte der Schweinehirt. „Sie ist schon längst zu Asche geworden, aber ich verstand es nicht besser!“ – „Er verstand es nicht besser!“ sagten alle. „Unwissenheit! Unwissenheit wie groß bist Du.“ Und diese Worte konnte sich der Schweinehirt zu Herzen nehmen, denn ihm und keinem anderen galten sie.

Nicht ein Blatt war zu finden, das einzige lag in dem Sarge der Toten, und das wusste niemand. Der König selbst kam in seiner Schwermut in den Wald zu dem Orte hinaus. „Hier hat der Baum gestanden“ sagte er, „das ist ein heiliger Ort“. Und die Erde wurde mit einem goldenen Gitter eingefasst und eine Schildwache stand Tag und Nacht davor.

Der Professor der Botanik schrieb eine Abhandlung über die himmlische Pflanze, und dafür wurde er vergoldet. Das war ihm ein großes Vergnügen. Und die Vergoldung kleidete ihn und seine Familie, und das ist das Erfreulichste an der ganzen Geschichte, denn die Pflanze war fort und der König war schwermütig und betrübt – „aber das war er auch schon vorher!“ sagte die Schildwache.

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Hintergründe zum Märchen „Ein Blatt vom Himmel“

Das Märchen „Ein Blatt vom Himmel“ wurde von Hans Christian Andersen verfasst, einem dänischen Schriftsteller, der vor allem für seine Kunstmärchen bekannt ist. Andersen wurde 1805 in Odense, Dänemark, geboren und veröffentlichte sein erstes Märchenbuch 1835. Seine Geschichten sind heute weltweit bekannt und gelten als Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur.

Gesellschaftliche Einflüsse: Andersen lebte im 19. Jahrhundert, einer Zeit der Industrialisierung und des wissenschaftlichen Fortschritts. Seine Märchen, einschließlich „Ein Blatt vom Himmel“, reflektieren häufig die Spannung zwischen Fortschritt und Tradition sowie die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf die Natur.

Kritik an Autorität und Wissenschaft: Andersen kritisiert in vielen seiner Märchen die Autoritäten und das damalige Bildungssystem. Im Märchen „Ein Blatt vom Himmel“ wird der Professor der Botanik als Beispiel für die Begrenztheit menschlichen Wissens und die Unfähigkeit, das Wunderbare und Unbekannte zu erkennen, dargestellt.

Spiritualität und Religion: Andersen war ein tief religiöser Mensch, und seine Geschichten enthalten oft spirituelle und religiöse Motive. Im Märchen „Ein Blatt vom Himmel“ sind biblische Bezüge und die Vorstellung einer himmlischen Pflanze zu finden, die Heilung und Trost bringen kann.

Naturverbundenheit: Viele von Andersens Geschichten spielen in der Natur und betonen die Schönheit und Wichtigkeit der natürlichen Welt. Im Märchen „Ein Blatt vom Himmel“ wird die Natur als heilend und wunderbar dargestellt, während der Mensch sie oft aus Unwissenheit und Selbstsucht zerstört.

Motive und Symbolik: Das Märchen „Ein Blatt vom Himmel“ enthält mehrere symbolische Elemente. Die himmlische Pflanze symbolisiert das Unbekannte, Wunderbare und Heilende, während das arme Mädchen Reinheit und Unschuld repräsentiert. Der König und seine Schwermut stehen für das menschliche Leid und die Suche nach Trost und Heilung.

Insgesamt greift das Märchen „Ein Blatt vom Himmel“ eine Vielzahl von Hintergründen auf, die sowohl aus Andersens persönlichem Leben als auch aus den gesellschaftlichen Einflüssen seiner Zeit stammen.

Interpretationen zum Märchen „Ein Blatt vom Himmel“

Das Märchen „Ein Blatt vom Himmel“ von Hans Christian Andersen bietet verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. Hier sind einige mögliche Deutungen:

Schönheit und Wahrheit im Unbekannten: Die Pflanze repräsentiert das Unbekannte, das von den anderen Pflanzen und Menschen nicht verstanden wird. Trotz ihrer Schönheit und der Tatsache, dass sie von himmlischer Herkunft ist, wird sie belächelt, verkannt und schließlich zerstört. Das Märchen zeigt, wie wichtig es ist, Schönheit und Wahrheit auch in dem zu erkennen, was uns fremd erscheint.

Unschuld und Reinheit: Das Mädchen, das die Pflanze entdeckt, repräsentiert Unschuld und Reinheit. Sie erkennt die Schönheit der Pflanze und nimmt ein Blatt mit, um es in ihrer Bibel aufzubewahren. Ihre Ehrfurcht vor der Pflanze steht im Gegensatz zur Ignoranz und Zerstörungswut der anderen Charaktere.

Kritik an Wissenschaft und Autorität: Der Professor der Botanik und die anderen Wissenschaftler sind nicht in der Lage, die Pflanze in ihr System einzuordnen, und verpassen so die Chance, den König zu heilen. Die Geschichte kritisiert damit die Begrenztheit von wissenschaftlichen Systemen und menschlichem Wissen, das sich oft blind gegenüber dem Wunderbaren und Unerklärlichen zeigt.

Verlust von Natur und Spiritualität: Der Verlust der Pflanze und die darauf folgende Trauer des Königs könnten als Metapher für den Verlust von Natur und Spiritualität in der modernen Gesellschaft gesehen werden. Der Mensch zerstört das, was heilsam und wertvoll ist, aus Unwissenheit und Egoismus.

Hoffnung und Trost in schwierigen Zeiten: Trotz der Zerstörung der Pflanze bleibt ihre Erinnerung als heiliger Ort erhalten, der von einer Schildwache bewacht wird. Diese Szene zeigt, dass selbst in Zeiten des Verlusts und der Trauer Hoffnung und Trost in der Erinnerung an das Gute und Schöne gefunden werden können.

Insgesamt bietet das Märchen „Ein Blatt vom Himmel“ eine Reihe von Interpretationen, die sich mit Themen wie Schönheit, Wahrheit, Unschuld, Kritik an Autorität und der Bedeutung von Natur und Spiritualität befassen.

Zusammenfassung der Handlung

In dem Märchen „Ein Blatt vom Himmel“ von Hans Christian Andersen geht es um eine besondere Pflanze, die aus dem Himmel stammt. Ein Engel verliert ein kleines Blättchen, das auf der Erde landet und dort Wurzeln schlägt. Die anderen Pflanzen und Kräuter können die Pflanze nicht einordnen und machen sich über sie lustig. Dennoch wächst sie prächtig heran und erregt die Aufmerksamkeit eines Professors der Botanik, der sie jedoch nicht in sein System einordnen kann.

Ein armes, unschuldiges Mädchen entdeckt die Schönheit der Pflanze und nimmt eines ihrer Blätter mit nach Hause, um es in ihrer Bibel aufzubewahren. Als das Mädchen stirbt, wird das Blatt in ihrer Bibel unter ihrem Kopf im Sarg begraben. Die Pflanze draußen im Wald erlangt derweil Baumgröße und wird von Zugvögeln verehrt.

Ein Schweinehirt reißt die Pflanze jedoch aus, um sie zu verbrennen und als Asche für seinen Zweck zu nutzen. Derweil leidet der König des Landes an Schwermut und wird von einem weisen Mann darüber informiert, dass die Pflanze ihm helfen könne. Die Wissenschaftler suchen vergeblich nach der Pflanze und müssen einsehen, dass sie durch Unwissenheit und Unachtsamkeit verloren gegangen ist.

Die Stelle, an der die Pflanze gewachsen ist, wird als heiliger Ort betrachtet und von einer Schildwache bewacht. Der Professor der Botanik wird für seine Abhandlung über die himmlische Pflanze vergoldet, doch der König bleibt schwermütig und betrübt, wie er es schon zuvor war.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
ÜbersetzungenDE, EN, DA, ES, IT
Lesbarkeitsindex nach Amstad77.1
Lesbarkeitsindex nach Björnsson33.9
Flesch-Reading-Ease Index64.6
Flesch–Kincaid Grade-Level8
Gunning Fog Index8.3
Coleman–Liau Index11.9
SMOG Index9.8
Automated Readability Index8.4
Zeichen-Anzahl6.156
Anzahl der Buchstaben4.876
Anzahl der Sätze68
Wortanzahl1.036
Durchschnittliche Wörter pro Satz15,24
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben193
Prozentualer Anteil von langen Wörtern18.6%
Silben gesamt1.553
Durchschnittliche Silben pro Wort1,50
Wörter mit drei Silben90
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben8.7%
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