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Kinderschnack
Grimm Märchen

Kinderschnack - Märchen von Hans Christian Andersen

Vorlesezeit für Kinder: 7 min

Drinnen bei dem reichen Kaufmann war eine Kindergesellschaft, reicher Leute Kinder und vornehmer Leute Kinder. Der Kaufmann war ein gelehrter Mann, er hatte einst das Studentenexamen gemacht, dazu hatte ihn sein ehrlicher Vater angehalten, der von Anfang an nur Viehhändler gewesen wahr, aber ehrlich und betriebsam. Der Handel hatte Geld gebracht, und die Gelder hatte der Kaufmann zu mehren gewusst, Klug war er, und Herz hatte er auch, aber von seinem Herzen wurde weniger gesprochen als von seinem vielen Geld.

Bei dem Kaufmann gingen vornehmen Leute ein und aus, wohl Leute von Geblüt, wie es heißt, als von Geist, auch Leute, die beides hatten oder keines von beiden. Diesmal war eine Kindergesellschaft dort und Kindergeschwätz, und Kinder sprechen frei von der Leber weg. Unter anderem war dort ein wunderschönes kleines Mädchen, aber die Kleine war ganz entsetzlich stolz, das hatten die Dienstleute in sie geküsst, nicht die Eltern, denn dazu waren die gar zu vernünftige Leute, ihr Vater war Kammerjunker, und das ist was gar Großes, das wusste sie.

„Ich bin ein Kammerkind!“ sagte sie. Sie hätte nun ebensogut ein Kellerkind sein können, jeder kann selber dafür gleich viel. Und dann erzählte sie den anderen Kindern, dass sie „geboren“ sei, und sagte, wenn man nicht geboren sei, könne man nichts werden. Das nütze einem nichts, dass man lesen und fleißig sein wolle. wenn man nicht „geboren“ sei, könne man nichts werden.

„Und diejenigen, deren Namen mit „sen“ endigen“, sagte sie, „aus denen kann nun ganz und gar nichts werden! Man muss die Arme in die Seite stemmen und sie recht weit fern von sich halten, diese ’sen! ’sen!“ Und dabei stemmte sie ihre wunderschönen kleinen Arme in die Seite und machte den Ellenbogen ganz spitz, um zu zeigen, wie man es machen sollte. Und die Ärmchen waren gar niedlich. Es war ein recht süßes Mädchen.

Doch die kleine Tochter des Kaufmanns wurde bei dieser Rede gar zornig; ihr Vater hieß Petersen, und von dem Namen wusste sie, dass er auf „sen“ endigte, und deshalb sagte sie so stolz, wie sie konnte: „Aber mein Vater kann für hundert Taler Bonbons kaufen und sie unter die Kinder werfen! Kann dein Vater das?“

„Nein, aber mein Vater“, sagte das Töchterlein eines Schriftstellers, „kann deinen Vater und deinen Vater und alle Väter in die Zeitung setzen! Alle Menschen fürchten ihn, sagt meine Mutter, denn mein Vater ist es, der in der Zeitung regiert!“ Und das Töchterlein schaute gar stolz dabei aus, als wenn es eine wirkliche Prinzessin wäre, die stolz ausschauen muss.

Aber draußen vor der nur angelehnten Tür stand ein armer Knabe und blickte durch die Türspalte. Er war so gering, dass er nicht einmal mit in die Stube hinein durfte. Er hatte der Köchin den Bratspieß gedreht, und die hatte ihm nun erlaubt, hinter der Tür zu stehen und zu den geputzten Kindern, die sich einen vergnügten Tag machten, hineinzublicken, und das war für ihn recht viel.

„Wer doch einer von ihnen wäre!“ dachte er, und dabei hörte er, was gesprochen wurde, und das war nun freilich so, um recht mißmutig zu werden. Nicht einen Pfennig besaßen die Eltern zu Hause, den sie hätten zurücklegen können, um dafür eine Zeitung zu halten, geschweige denn eine solche zu schreiben, mitnichten!

Und nun noch das Allerschlimmste: seines Vaters Name und also auch der seinige endigte ganz und gar auf „sen“, aus ihm konnte denn somit auch ganz und gar nichts werden. Das war zu traurig! Doch geboren war er, schien es ihm, so recht ordentlich geboren, das konnte doch unmöglich anders sein. Das war nun an diesem Abend.

Seitdem verstrichen viele Jahre, und währenddessen werden Kinder zu erwachsenen Menschen. In der Stadt stand ein prächtiges Haus, es war angefüllt mit lauter schönen Sachen und Schätzen, die Leute wollten es sehen, selbst Leute, die außerhalb der Stadt wohnten, kamen in die Stadt, um es zu sehen.

Wer von den Kindern, von denen wir erzählt haben, mochte wohl jetzt dieses Haus das seinige nennen? Ja, das zu erraten, ist natürlich sehr leicht! Nein, nein, es ist doch nicht so sehr leicht. Das Haus gehörte dem kleinen, armen Knaben, der an jenem Abend hinter der Tür gestanden hatte; aus ihm wurde doch etwas, obgleich sein Name auf „sen“ endigte – Thorwaldsen.

Und die drei anderen Kinder? Die Kinder des Blutes, des Geldes und des Geisteshochmutes, ja, eins hat dem anderen nichts vorzuwerfen, sie sind gleiche Kinder – aus ihnen wurde alles Gute, die Natur hatte sie gut ausgestattet; was sie damals gedacht und gesprochen hatten, war eben nur Kinderschnack.

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Hintergründe zum Märchen „Kinderschnack“

„Kinderschnack“ ist ein weniger bekanntes Märchen des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen, der vor allem für seine beliebten Geschichten wie „Die kleine Meerjungfrau“, „Das hässliche Entlein“ und „Die Schneekönigin“ bekannt ist. Das Märchen wurde erstmals 1852 veröffentlicht und thematisiert Vorurteile, soziale Klassen und die Fähigkeit eines Menschen, trotz widriger Umstände erfolgreich zu sein.

Andersen selbst stammte aus einer armen Familie und hatte viele Widrigkeiten in seinem Leben zu bewältigen. Er arbeitete hart und erreichte schließlich großen Erfolg als Schriftsteller. Daher ist es wahrscheinlich, dass die Geschichte von „Kinderschnack“ autobiografische Züge enthält und von Andersens persönlichen Erfahrungen geprägt ist. Der Titel „Kinderschnack“ bezieht sich auf das kindliche Geplapper und die naiven Äußerungen der Kinder in der Geschichte. Im Verlauf der Erzählung wird deutlich, dass die Meinungen und Vorurteile der Kinder keinen Einfluss auf das spätere Leben und den Erfolg des armen Knaben haben.

Die Figur des erfolgreichen Knaben, dessen Nachname auf „sen“ endet, ist möglicherweise an den dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen angelehnt. Thorvaldsen war einer der bedeutendsten Bildhauer seiner Zeit und ist heute noch für seine neoklassizistischen Werke bekannt. Auch er stammte aus einer eher bescheidenen Familie und erreichte trotzdem großen Ruhm und Erfolg. Insgesamt ist „Kinderschnack“ eine Geschichte über das Überwinden von sozialen Schranken und Vorurteilen. Sie betont die Bedeutung von Selbstvertrauen und harter Arbeit und zeigt, dass der Erfolg eines Menschen nicht von seinem familiären Hintergrund oder der Herkunft seines Namens abhängt.

Interpretationen zum Märchen“Kinderschnack“

Das Märchen „Kinderschnack“ von Hans Christian Andersen bietet verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. Hier sind einige der gängigsten Themen und Interpretationen:

Soziale Klassen und Vorurteile: Die Geschichte stellt die Meinungen und Vorurteile von Kindern aus verschiedenen sozialen Schichten dar, insbesondere wenn es um den Erfolg und die Zukunft eines Menschen geht. Die Kinder aus wohlhabenden Familien glauben, dass Menschen mit bestimmten Nachnamen oder aus niedrigeren sozialen Schichten keine erfolgreiche Zukunft haben können. Das Märchen zeigt jedoch, dass solche Vorurteile unbegründet sind und es jedem Menschen möglich ist, seinen eigenen Weg zum Erfolg zu finden, unabhängig von seiner Herkunft.

Selbstvertrauen und harte Arbeit: Der arme Knabe, der sich später als erfolgreicher Mensch entpuppt, zeigt, dass Erfolg nicht von einem vornehmen Hintergrund oder der Herkunft eines Namens abhängt. Vielmehr sind Selbstvertrauen, Entschlossenheit und harte Arbeit entscheidend, um Ziele zu erreichen und im Leben erfolgreich zu sein.

Kindheit und das Erwachsenwerden: Der Titel „Kinderschnack“ verweist auf das kindliche Geplapper und die naiven Meinungen der Kinder in der Geschichte. Ihre Äußerungen spiegeln die Gedanken und Vorstellungen ihrer jeweiligen Umgebung wider, ohne dass sie die Tragweite ihrer Aussagen wirklich verstehen. Mit dem Erwachsenwerden erkennen sie möglicherweise, dass ihre kindlichen Meinungen nicht zutreffend sind und sie ihr eigenes Leben unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Namen gestalten können.

Schicksal und Selbstbestimmung: Obwohl der arme Knabe zunächst aufgrund seiner Herkunft und seines Namens eingeschränkt zu sein scheint, zeigt die Geschichte, dass er durch harte Arbeit und Ausdauer sein Schicksal selbst bestimmen kann. Das Märchen betont somit die Bedeutung der Selbstbestimmung im Leben eines Menschen.

Andersens eigenes Leben: Wie bereits erwähnt, enthält „Kinderschnack“ möglicherweise autobiografische Züge, da Andersen selbst aus einer armen Familie stammte und dennoch als Schriftsteller erfolgreich wurde. Die Geschichte kann als Ausdruck seiner eigenen Erfahrungen und seiner Überzeugung gesehen werden, dass Menschen trotz widriger Umstände und sozialer Barrieren erfolgreich sein können.

Zusammenfassung der Handlung

„Kinderschnack“ ist ein Märchen von Hans Christian Andersen, das sich mit sozialen Klassen, Vorurteilen und dem Potenzial eines Menschen unabhängig von seiner Herkunft beschäftigt. Die Handlung spielt in einer reichen Kaufmannsfamilie, bei der eine Kinderparty stattfindet. Unter den Kindern befinden sich die Tochter eines Kammerjunkers, die Tochter eines Kaufmanns und die Tochter eines Schriftstellers, die alle stolz auf ihren familiären Hintergrund sind. Die Kinder unterhalten sich über ihre Vorteile im Leben und glauben, dass Menschen mit Nachnamen, die auf „sen“ enden, keine erfolgreiche Zukunft haben können.

Ein armer Knabe, dessen Nachname ebenfalls auf „sen“ endet, steht währenddessen hinter der Tür und hört den Gesprächen der Kinder zu. Obwohl er zunächst entmutigt ist, zeigt die Geschichte, dass er es schafft, trotz seiner Herkunft und seines Namens erfolgreich zu werden und ein prächtiges Haus zu besitzen. Die Figur des armen Knaben könnte an den dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen angelehnt sein, der ebenfalls aus einer bescheidenen Familie stammte und dennoch großen Erfolg erzielte.

Mit der Zeit erkennen die anderen Kinder möglicherweise, dass ihre kindlichen Meinungen und Vorurteile unbegründet sind. „Kinderschnack“ ist somit eine Geschichte über das Überwinden von sozialen Schranken und Vorurteilen und zeigt, dass der Erfolg eines Menschen nicht von seinem familiären Hintergrund oder der Herkunft seines Namens abhängt, sondern von seiner Entschlossenheit, harten Arbeit und seinem Selbstvertrauen.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
ÜbersetzungenDE, EN, ES, FR
Lesbarkeitsindex nach Amstad72.9
Lesbarkeitsindex nach Björnsson36.7
Flesch-Reading-Ease Index59.9
Flesch–Kincaid Grade-Level9.4
Gunning Fog Index10.2
Coleman–Liau Index12
SMOG Index10.9
Automated Readability Index10.4
Zeichen-Anzahl4.568
Anzahl der Buchstaben3.613
Anzahl der Sätze41
Wortanzahl750
Durchschnittliche Wörter pro Satz18,29
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben138
Prozentualer Anteil von langen Wörtern18.4%
Silben gesamt1.138
Durchschnittliche Silben pro Wort1,52
Wörter mit drei Silben74
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben9.9%
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