Vorlesezeit für Kinder: 23 min
Es war einmal ein König, der hatte einen großen Wald bei seinem Schloss, darin lief Wild aller Art herum. Zu einer Zeit schickte er einen Jäger hinaus, der sollte ein Reh schießen, aber er kam nicht wieder. „Vielleicht ist ihm ein Unglück zugestoßen“, sagte der König, und schickte den folgenden Tag zwei anderen Jägern hinaus, die sollten ihn aufsuchen, aber die blieben auch weg. Da ließ er am dritten Tag alle seine Jäger kommen und sprach „streift durch den ganzen Wald und lasst nicht ab bis ihr sie alle drei gefunden habt.“
Aber auch von diesen kam keiner wieder heim, und von der Meute Hunde, die sie mitgenommen hatten, ließ sich keiner wieder sehen. Von der Zeit an wollte sich niemand mehr in den Wald wagen, und er lag da in tiefer Stille und Einsamkeit, und man sah nur zuweilen einen Adler oder Habicht darüber hin fliegen. Das dauerte viele Jahre, da meldete sich ein fremder Jäger bei dem König, suchte eine Versorgung und erbot sich in den gefährlichen Wald zu gehen. Der König aber wollte seine Einwilligung nicht geben und sprach „es ist nicht geheuer darin, ich fürchte es geht dir nicht besser als den anderen, und du kommst nicht wieder heraus.“ Der Jäger antwortete „Herr, ich will’s auf meine Gefahr wagen: von Furcht weiß ich nichts.“
Der Jäger begab sich also mit seinem Hund in den Wald. Es dauerte nicht lange, so geriet der Hund einem Wild auf die Fährte und wollte hinter ihm her: kaum aber war er ein paar Schritte gelaufen, so stand er vor einem tiefen Pfuhl, konnte nicht weiter und ein nackter Arm streckte sich aus dem Wasser, packte ihn und zog ihn hinab. Als der Jäger das sah, ging er zurück und holte drei Männer, die mussten mit Eimern kommen und das Wasser ausschöpfen.
Als sie auf den Grund sehen konnten, so lag da ein wilder Mann, der braun am Leib war, wie rostiges Eisen, und dem die Haare über das Gesicht bis zu den Knien herab hingen. Sie banden ihn mit Stricken und führten ihn fort, in das Schloss. Da war große Verwunderung über den wilden Mann, der König aber ließ ihn in einen eisernen Käfig auf seinen Hof setzen und verbot bei Lebensstrafe die Türe des Käfigs zu öffnen, und die Königin musste den Schlüssel selbst in Verwahrung nehmen. Von nun an konnte ein jeder wieder mit Sicherheit in den Wald gehen.
Der König hatte einen Sohn von acht Jahren, der spielte einmal auf dem Hof, und bei dem Spiel fiel ihm sein goldener Ball in den Käfig. Der Knabe lief hin und sprach „gib mir meinen Ball heraus.“ „Nicht eher, “ antwortete der Mann, „als bis du mir die Türe aufgemacht hast.“
„Nein“, sagte der Knabe, „das tue ich nicht, das hat der König verboten“, und lief fort. Am anderen Tag kam er wieder und forderte seinen Ball: der wilde Mann sagte „öffne meine Türe“, aber der Knabe wollte nicht. Am dritten Tag war der König auf die Jagd geritten, da kam der Knabe nochmals und sagte „wenn ich auch wollte, ich kann die Türe nicht öffnen, ich habe den Schlüssel nicht.“ Da sprach der wilde Mann „er liegt unter dem Kopfkissen deiner Mutter, da kannst du ihn holen.“
Der Knabe, der seinen Ball wieder haben wollte, schlug alles Bedenken in den Wind und brachte den Schlüssel herbei. Die Türe ging schwer auf, und der Knabe klemmte sich den Finger. Als sie offen war, trat der wilde Mann heraus, gab ihm den goldenen Ball und eilte hinweg. Dem Knaben war angst geworden, er schrie und rief ihm nach „ach, wilder Mann, geh nicht fort, sonst bekomme ich Schläge.“
Der wilde Mann kehrte um, hob ihn auf, setzte ihn auf seinen Nacken und ging mit schnellen Schritten in den Wald hinein. Als der König heim kam, bemerkte er den leeren Käfig und fragte die Königin wie das zugegangen wäre. Sie wusste nichts davon, suchte den Schlüssel, aber er war weg. Sie rief den Knaben, aber niemand antwortete. Der König schickte Leute aus, die ihn auf dem Feld suchen sollten, aber sie fanden ihn nicht. Da konnte er leicht erraten was geschehen war, und es herrschte große Trauer an dem königlichen Hof.
Als der wilde Mann wieder in dem finstern Wald angelangt war, so setzte er den Knaben von den Schultern herab und sprach zu ihm „Vater und Mutter siehst du nicht wieder, aber ich will dich bei mir behalten, denn du hast mich befreit, und ich habe Mitleid mit dir. Wenn du alles tust, was ich dir sage, so sollst du’s gut haben. Schätze und Gold habe ich genug und mehr als jemand in der Welt.“
Er machte dem Knaben ein Lager von Moos, auf dem er einschlief, und am anderen Morgen führte ihn der Mann zu einem Brunnen und sprach „siehst du der Goldbrunnen ist hell und klar wie Kristall: du sollst dabei sitzen und acht haben das nichts hinein fällt, sonst ist er verunehrt. Jeden Abend komme ich und sehe ob du mein Gebot befolgt hast.“
Der Knabe setzte sich an den Rand des Brunnens, sah wie manchmal ein goldener Fisch, manchmal eine goldene Schlange sich darin zeigte, und hatte Acht dass nichts hinein fiel. Als er so saß, schmerzte ihn einmal der Finger so heftig dass er ihn unwillkürlich in das Wasser steckte.
Er zog ihn schnell wieder heraus, sah aber dass er ganz vergoldet war, und wie große Mühe er sich gab das Gold wieder abzuwischen, es war alles vergeblich. Abends kam der Eisenglanz zurück, sah den Knaben an und sprach „was ist mit dem Brunnen geschehen?“ „Nichts, nichts“ antwortete er und hielt den Finger auf den Rücken, dass er ihn nicht sehen sollte.
Aber der Mann sagte „du hast den Finger in das Wasser getaucht: diesmal mag’s hingehen, aber hüte dich dass du nicht wieder etwas hinein fallen lässt.“ Am frühsten Morgen saß er schon bei dem Brunnen und bewachte ihn. Der Finger tat ihm wieder weh und er fuhr damit über seinen Kopf, da fiel unglücklicher Weise ein Haar herab in den Brunnen. Er nahm es schnell heraus, aber es war schon ganz vergoldet.
Der Eisenhans kam und wusste schon was geschehen war. „Du hast ein Haar in den Brunnen fallen lassen“, sagte er, „ich will dir’s noch einmal nachsehen, aber wenn’s zum dritten Mal geschieht, so ist der Brunnen entehrt, und du kannst nicht länger bei mir bleiben.“ Am dritten Tag saß der Knabe am Brunnen, und bewegte den Finger nicht, wenn er ihm noch so weh tat.
Aber die Zeit ward ihm lang, und er betrachtete sein Angesicht, das auf dem Wasserspiegel stand. Und als er sich dabei immer mehr beugte, und sich recht in die Augen sehen wollte, so fielen ihm seine langen Haare von den Schultern herab in das Wasser. Er richtete sich schnell in die Höhe, aber das ganze Haupthaar war schon vergoldet und glänzte wie eine Sonne. Ihr könnt denken wie der arme Knabe erschrak. Er nahm sein Taschentuch und band es um den Kopf, damit es der Mann nicht sehen sollte.
Als er kam, wusste er schon alles und sprach „binde das Tuch auf.“ Da quollen die goldenen Haare hervor und der Knabe mochte sich entschuldigen, wie er wollte, es half ihm nichts. „Du hast die Probe nicht bestanden und kannst nicht länger hier bleiben. Geh hinaus in die Welt, da wirst du erfahren, wie die Armut tut.
Aber weil du kein böses Herz hast und ich’s gut mit dir meine, so will ich dir eins erlauben: wenn du in Not gerätst, so geh zu dem Wald und rufe „Eisenhans“, dann will ich kommen und dir helfen. Meine Macht ist groß, größer als du denkst, und Gold und Silber habe ich im Überfluss.“
Da verließ der Königssohn den Wald und ging über gebahnte und ungebahnte Wege immer zu, bis er zuletzt in eine große Stadt kam. Er suchte da Arbeit, aber er konnte keine finden und hatte auch nichts erlernt, womit er sich hätte forthelfen können. Endlich ging er in das Schloss und fragte ob sie ihn behalten wollten.
Die Hofleute wussten nicht wozu sie ihn brauchen sollten, aber sie hatten Wohlgefallen an ihm und hießen ihn bleiben. Zuletzt nahm ihn der Koch in Dienst und sagte er könnte Holz und Wasser tragen und die Asche zusammen kehren. Einmal, als gerade kein anderer zur Hand war, hieß ihn der Koch die Speisen zur königlichen Tafel tragen, da er aber seine goldenen Haare nicht wollte sehen lassen, so behielt er sein Hütchen auf.
Dem König war so etwas noch nicht vorgekommen, und er sprach „wenn du zur königlichen Tafel kommst, musst du deinen Hut abziehen.“ „Ach Herr, “ antwortete er, „ich kann nicht, ich habe einen bösen Grind auf dem Kopf.“ Da ließ der König den Koch herbei rufen, schalt ihn und fragte wie er einen solchen Jungen hätte in seinen Dienst nehmen können. Er sollte ihn gleich fortjagen. Der Koch aber hatte Mitleiden mit ihm und vertauschte ihn mit dem Gärtnerjungen.
Nun musste der Junge im Garten pflanzen und begießen, hacken und graben, und Wind und böses Wetter über sich ergehen lassen. Einmal im Sommer als er allein im Garten arbeitete, war der Tag so heiß dass er sein Hütchen abnahm und die Luft ihn kühlen sollte. Wie die Sonne auf das Haar schien, glitzte und blitzte es dass die Strahlen in das Schlafzimmer der Königstochter fielen und sie aufsprang um zu sehen was das wäre. Da erblickte sie den Jungen und rief ihn an „Junge, bring mir einen Blumenstrauß.“ Er setzte in aller Eile sein Hütchen auf, brach wilde Feldblumen ab und band sie zusammen.
Als er damit die Treppe hinauf stieg, begegnete ihm der Gärtner und sprach „wie kannst du der Königstochter einen Strauß von schlechten Blumen bringen? geschwind hole andere, und suche die schönsten und seltensten aus.“ „Ach nein, “ antwortete der Junge, „die wilden riechen kräftiger und werden ihr besser gefallen.“ Als er in ihr Zimmer kam, sprach die Königstochter „nimm dein Hütchen ab, es ziemt sich nicht dass du ihn vor mir auf behältst.“ Er antwortete wieder „ich darf nicht, ich habe einen grindigen Kopf.“ Sie griff aber nach dem Hütchen und zog es ab, da rollten seine goldenen Haare auf die Schultern herab, dass es prächtig anzusehen war. Er wollte fortspringen, aber sie hielt ihn am Arm und gab ihm eine Hand voll Dukaten.
Er ging damit fort, achtete aber des Goldes nicht, sondern er brachte es dem Gärtner und sprach „ich schenke es deinen Kindern, die können damit spielen.“ Den anderen Tag rief ihm die Königstochter abermals zu er sollte ihr einen Strauß Feldblumen bringen, und als er damit eintrat, grapste sie gleich nach seinem Hütchen und wollte es ihm wegnehmen, aber er hielt es mit beiden Händen fest. Sie gab ihm wieder eine Hand voll Dukaten, aber er wollte sie nicht behalten und gab sie dem Gärtner zum Spielwerk für seine Kinder. Den dritten Tag ging’s nicht anders, sie konnte ihm sein Hütchen nicht wegnehmen, und er wollte ihr Gold nicht.
Nicht lange danach ward das Land mit Krieg überzogen. Der König sammelte sein Volk und wusste nicht ob er dem Feind, der übermächtig war und ein großes Heer hatte, Widerstand leisten könnte. Da sagte der Gärtnerjunge „ich bin herangewachsen und will mit in den Krieg ziehen, gebt mir nur ein Pferd.“
Die anderen lachten und sprachen „wenn wir fort sind, so suche dir eins: wir wollen dir eins im Stall zurück lassen.“ Als sie ausgezogen waren, ging er in den Stall und zog das Pferd heraus. Es war an einem Fuß lahm und hickelte hunkepuus, hunkepuus. Dennoch setzte er sich auf und ritt fort nach dem dunkeln Wald. Als er an den Rand desselben gekommen war, rief er dreimal Eisenhans so laut dass es durch die Bäume schallte.
Gleich darauf erschien der wilde Mann und sprach „was verlangst du?“ „Ich verlange ein starkes Ross, denn ich will in den Krieg ziehen.“ „Das sollst du haben und noch mehr als du verlangst.“ Dann ging der wilde Mann in den Wald zurück, und es dauerte nicht lange, so kam ein Stallknecht aus dem Wald und führte ein Ross herbei, das schnaubte aus den Nüstern, und war kaum zu bändigen. Und hinterher folgte einem großen Schaar Kriegsvolk, ganz in Eisen gerüstet, und ihre Schwerter blitzten in der Sonne.
Der Jüngling übergab dem Stallknecht sein dreibeiniges Pferd, bestieg das andere und ritt vor der Schaar her. Als er sich dem Schlachtfeld näherte, war schon ein großer Teil von des Königs Leuten gefallen und es fehlte nicht viel, so mussten die übrigen weichen. Da jagte der Jüngling mit seiner eisernen Schaar heran, fuhr wie ein Wetter über die Feinde und schlug alles nieder was sich ihm widersetzte.
Sie wollten fliehen, aber der Jüngling saß ihnen auf dem Nacken und ließ nicht ab bis kein Mann mehr übrig war. Statt aber zu dem König zurück zu kehren, führte er seine Schaar auf Umwegen wieder zu dem Wald und rief den Eisenhans heraus. „Was verlangst du?“ fragte der wilde Mann.
„Nimm dein Ross und deine Schaar zurück und gib mir mein dreibeiniges Pferd wieder.“ Es geschah alles, was er verlangte, und ritt auf seinem dreibeinigen Pferd heim. Als der König wieder in sein Schloss kam, ging ihm seine Tochter entgegen und wünschte ihm Glück zu seinem Sieg. „Ich bin es nicht, der den Sieg davon getragen hat“ sprach er „sondern ein fremder Ritter, der mir mit seiner Schaar zu Hilfe kam.“
Die Tochter wollte wissen wer der fremde Ritter wäre, aber der König wusste es nicht und sagte „er hat die Feinde verfolgt, und ich habe ihn nicht wieder gesehen.“ Sie erkundigte sich bei dem Gärtner nach seinem Jungen: der lachte aber und sprach „eben ist er auf seinem dreibeinigen Pferd heim gekommen, und die anderen haben gespottet und gerufen „da kommt unser Hunkepuus wieder an.“ Sie fragten auch „hinter welcher Hecke hast du derweil gelegen und geschlafen?“ Er sprach aber „ich habe das beste getan, und ohne mich wäre es schlecht gegangen.“ Da ward er noch mehr ausgelacht.“
Der König sprach zu seiner Tochter „ich will ein großes Fest ansagen lassen, das drei Tage währen soll, und du sollst einen goldenen Apfel werfen: vielleicht kommt der unbekannte herbei.“ Als das Fest verkündigt war, ging der Jüngling hinaus zu dem Wald und rief den Eisenhans. „Was verlangst du?“ fragte er. „Dass ich den goldenen Apfel der Königstochter fange.“ „Es ist so gut als hättest du ihn schon“ sagte Eisenhans, „du sollst auch eine rote Rüstung dazu haben und auf einem stolzen Fuchs reiten.“ Als der Tag kam, sprengte der Jüngling heran, stellte sich unter die Ritter und ward von niemand erkannt.
Die Königstochter trat hervor und warf den Rittern einen goldenen Apfel zu, aber keiner fing ihn als er allein, aber sobald er ihn hatte, jagte er davon. Am zweiten Tag hatte ihn Eisenhans als weißen Ritter ausgerüstet und ihm einen Schimmel gegeben. Abermals fing er allein den Apfel, verweilte aber keinen Augenblick, sondern jagte damit fort. Der König ward bös und sprach „das ist nicht erlaubt, er muss vor mir erscheinen und seinen Namen nennen.“ Er gab den Befehl, wenn der Ritter, der den Apfel gefangen habe, sich wieder davon machte, so sollte man ihm nachsetzen und wenn er nicht gutwillig zurück kehrte, auf ihn hauen und stechen.
Am dritten Tag erhielt er vom Eisenhans eine schwarze Rüstung und einen Rappen und fing auch wieder den Apfel. Als er aber damit fortjagte, verfolgten ihn die Leute des Königs und einer kam ihm so nahe dass er mit der Spitze des Schwerts ihm das Bein verwundete. Er entkam ihnen jedoch, aber sein Pferd sprang so gewaltig dass der Helm ihm vom Kopf fiel, und sie konnten sehen dass er goldene Haare hatte. Sie ritten zurück und meldeten dem König alles.
Am anderen Tag fragte die Königstochter den Gärtner nach seinem Jungen. „Er arbeitet im Garten: der wunderliche Kautz ist auch bei dem Fest gewesen und erst gestern Abend wieder gekommen. Er hat auch meinen Kindern drei goldene Äpfel gezeigt, die er gewonnen hat.“ Der König ließ ihn vor sich fordern, und er erschien und hatte wieder sein Hütchen auf dem Kopf. Aber die Königstochter ging auf ihn zu und nahm es ihm ab, und da fielen seine goldenen Haare über die Schultern, und er war so schön, dass alle erstaunten.
„Bist du der Ritter gewesen, der jeden Tag zu dem Fest gekommen ist, immer in einer anderen Farbe, und der die drei goldenen Äpfel gefangen hat?“ fragte der König. „Ja“ antwortete er, „und da sind die Äpfel“, holte sie aus seiner Tasche und reichte sie dem König. „Wenn ihr noch mehr Beweise verlangt, so könnt ihr die Wunde sehen, die mir eure Leute geschlagen haben, als sie mich verfolgten. Aber ich bin auch der Ritter, der euch zum Sieg über die Feinde geholfen hat.“
„Wenn du solche Taten verrichten kannst, so bist du kein Gärtnerjunge: sage mir, wer ist dein Vater?“ „Mein Vater ist ein mächtiger König und Goldes habe ich die Fülle und so viel ich nur verlange.“ „Ich sehe wohl“, sprach der König, „ich bin dir Dank schuldig, kann ich dir etwas zu Gefallen tun?“ „Ja“ antwortete er, „das könnt ihr wohl, gebt mir eure Tochter zur Frau.“ Da lachte die Jungfrau und sprach „der macht keine Umstände, aber ich habe schon an seinen goldenen Haaren gesehen dass er kein Gärtnerjunge ist:“ ging dann hin und küsste ihn.
Zu der Vermählung kam sein Vater und seine Mutter und waren in großer Freude, denn sie hatten schon alle Hoffnung aufgegeben ihren lieben Sohn wieder zu sehen. Und als sie an der Hochzeitstafel saßen, da schwieg auf einmal die Musik, die Türen gingen auf und ein stolzer König trat herein mit großem Gefolge. Er ging auf den Jüngling zu, umarmte ihn und sprach „ich bin der Eisenhans, und war in einen wilden Mann verwünscht, aber du hast mich erlöst. Alle Schätze, die ich besitze, die sollen dein Eigentum sein.“
Hintergründe zum Märchen „Der Eisenhans“
„Der Eisenhans“ ist ein Märchen, das in der Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm enthalten ist. Es wurde erstmals in der 6. Auflage der Sammlung aufgenommen und ersetzte ein ähnliches Märchen mit dem Titel „De wilde Mann“. Die Geschichte dreht sich um einen wilden Mann, der als Eisenhans bekannt ist, und einen Jungen, der ihn aus seiner Gefangenschaft befreit. Im Verlauf der Geschichte hilft der Eisenhans dem Jungen, verschiedene Herausforderungen zu bewältigen, und der Junge wird schließlich zum Helden.
Die Hintergründe zum Märchen „Der Eisenhans“ sind vielfältig und reichen von mündlichen und schriftlichen Quellen bis hin zu literarischen Einflüssen aus verschiedenen Kulturen und Ländern. Die Brüder Grimm verwendeten mehrere Quellen, um ihre Version der Geschichte zusammenzustellen, darunter „De wilde Mann“ und „Der eiserne Hans“ von Friedmund von Arnim. Wilhelm Grimm bearbeitete die Erzählung und integrierte Elemente anderer Märchen, wie „Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich“ (KHM 1), in die Geschichte.
Das Märchen enthält viele traditionelle Motive, die in anderen Märchen und Erzählungen vorkommen, wie die Wandlung des Jungen durch das Goldene Wasser, die Unkenntlichkeit des Helden und das Erkennen durch äußere Zeichen (in diesem Fall die goldenen Haare). Die Eisenhans-Geschichte ist in verschiedenen Kulturen und Ländern verbreitet, und es gibt zahlreiche Varianten und ähnliche Geschichten aus Griechenland, Frankreich, Dänemark, Norwegen, Schweden, Russland und Tschechien. Die meisten Menschen sehen die Geschichte als eine Parabel über einen Jungen, der zum Erwachsenenalter heranreift. Die Geschichte wurde auch zur Grundlage für das Buch Iron John: „A Book About Men“ von Robert Bly.
„Der Eisenhans“ war Gegenstand zahlreicher literarischer Analysen, Interpretationen und Adaptionen. Einige dieser Werke, wie das Buch „Eisenhans: Ein Buch über Männer“ von Robert Bly, verwenden das Märchen, um Aspekte der menschlichen Psyche oder der Entwicklung gesunder Männlichkeit zu untersuchen. Andere Adaptionen finden sich in Gedichten, Büchern, Filmen und Fernsehserien, die das Märchen als Inspirationsquelle nutzen. Insgesamt zeigt der Hintergrund des Märchens „Der Eisenhans“ die reiche Tradition und den kulturellen Einfluss, den diese Erzählung über die Jahrhunderte hinweg gehabt hat. Die Brüder Grimm haben durch ihre Sammlung und Bearbeitung der Geschichte dazu beigetragen, „Der Eisenhans“ als einen bedeutenden Teil des Märchenkanons zu etablieren und dessen fortgesetzte Beliebtheit und kulturelle Bedeutung sicherzustellen.
Interpretationen zum Märchen „Der Eisenhans“
Das Märchen „Der Eisenhans“ (KHM 136) von den Gebrüder Grimm hat im Laufe der Zeit verschiedene Interpretationen erfahren. Hier sind einige mögliche Deutungen der Geschichte:
Initiation und Reifung: Eine gängige Interpretation des Märchens betrachtet die Geschichte als eine Allegorie für die Reifung und Initiation eines jungen Mannes in die Welt der Erwachsenen. Die Begegnung des Jungen mit dem Eisenhans, einem wilden Mann, symbolisiert seine Konfrontation mit den unbekannten, unzivilisierten und instinktiven Aspekten des Lebens. Indem der Junge lernt, mit diesen Kräften umzugehen und sie zu beherrschen, gewinnt er an Selbstvertrauen und wird schließlich zum Helden.
Innere Transformation: In dieser Deutung symbolisiert der Junge die Seele oder das innere Selbst, während der Eisenhans das Unbewusste oder die Schattenaspekte der Persönlichkeit repräsentiert. Durch seine Begegnung mit dem Eisenhans, seine Goldfärbung und die anschließenden Prüfungen erfährt der Junge eine innere Transformation und Integration dieser Schattenaspekte, was zu einer vollständigeren und reiferen Persönlichkeit führt.
Männlichkeitsentwicklung: Der amerikanische Dichter und Autor Robert Bly bietet in seinem Buch „Eisenhans: Ein Buch über Männer“ eine psychoanalytische Interpretation des Märchens, in der er die Geschichte als eine Darstellung der Entwicklung gesunder Männlichkeit ansieht. Bly verwendet das Märchen, um die verschiedenen Stadien im Leben eines Mannes und die Herausforderungen, die er in jedem Stadium bewältigen muss, zu analysieren und zu verdeutlichen.
Natürliche Ordnung und Harmonie: Eine weitere Interpretation betrachtet das Märchen als eine Erzählung über das Streben nach einer natürlichen Ordnung und Harmonie in der Welt. Der Junge, der sowohl mit der Zivilisation als auch mit den wilden Aspekten der Natur in Berührung kommt, lernt, diese scheinbaren Gegensätze in Einklang zu bringen und eine ausgewogene, harmonische Beziehung zwischen ihnen herzustellen.
Selbstfindung und Identität: In dieser Deutung wird das Märchen als eine Reise der Selbstfindung und Identitätsbildung angesehen. Der Junge, der aus seiner vertrauten Umgebung herausgerissen wird und auf den Eisenhans trifft, muss sich einer Reihe von Prüfungen unterziehen, um herauszufinden, wer er wirklich ist und welche Rolle er in der Welt spielen soll.
Insgesamt bietet das Märchen „Der Eisenhans“ eine Vielzahl von Interpretationsmöglichkeiten, die verschiedene Aspekte des menschlichen Lebens und der menschlichen Psyche erforschen. Diese reichen von persönlicher Reifung und Transformation bis hin zu Fragen der Identität, der natürlichen Ordnung und der gesunden Männlichkeitsentwicklung.
Adaptionen zum Märchen „Der Eisenhans“
„Eisenhans“ (Englisch: „Iron John“ oder auch „Iron Hans“) ist ein deutsches Märchen, das in die Sammlung der Brüder Grimm mit der Märchennummer 136 aufgenommen wurde. Es handelt über einen wilden eisenhäutigen Mann und einen Prinzen. Es gibt verschiedene Adaptionen des Märchens „Der Eisenhans“ (KHM 136) von den Gebrüder Grimm in Literatur, Film, Theater und Musik. Hier sind einige konkrete Beispiele:
Literatur: Wilhelm Busch: „Friedrich Goldhaar“ ist eine humorvolle Adaption des Märchens in Versform, die einige Parallelen zur ursprünglichen Geschichte aufweist. F.W. Buri: Ein Gedichtzyklus, der auf „Der Eisenhans“ basiert und das Thema des wilden Mannes und des Jungen weiter ausarbeitet. Die Geschichte des „Eisernen Johannes“ erscheint in Harry Harrisons „The Stainless Steel Rat Sings The Blues“ als Allegorie. Anne Sexton schrieb eine Bearbeitung als Gedicht mit dem Titel „Eiserner Hans“ in ihrer Sammlung Transformationen (1971), einem Buch, in dem sie sechzehn der Grimm’schen Märchen neu erzählt. Die älteste erhaltene Variante ist das italienische Guerrino und der Wilde Mann. Eine weitere solche Variante ist Georgic und Merlin.
Filme und Fernsehproduktionen: „Der Eisenhans“ (1988): Eine DEFA-Produktion, Regie: Karl Heinz Lotz, die das Märchen in einem Spielfilmformat adaptiert. „Der Eisenhans“ (2011): Ein deutscher Märchenfilm der ZDF-Reihe „Märchenperlen“ mit 80 Minuten Laufzeit. „Grimm“ (2015): In der US-amerikanischen Fernsehserie gibt es eine Episode mit dem Titel „Iron Hans“ (Staffel 4, Folge 9), die auf dem Märchen basiert und es in einen modernen, kriminalistischen Kontext einbettet. „Gurimu Meisaku Gekijō“ (1987): In dieser japanischen Zeichentrickserie wird das Märchen in der 42. Folge als „Eisenhans“ adaptiert.
Theater und Musik: Tankred Dorst: „Eisenhans“ (1983), ein deutsches Theaterstück, das auf dem Grimm-Märchen basiert und eine Bühnenadaption des Textes darstellt. In der Musikwelt gibt es verschiedene Kompositionen und Lieder, die von „Der Eisenhans“ inspiriert sind, jedoch sind diese zumeist Teil größerer Märchenmusicals oder nicht spezifisch genug, um hier konkret benannt zu werden. Alphavilles Lied „Eisenhans“ von 1994 beginnt mit einer skizzenhaften Nacherzählung der ersten Hälfte der Geschichte. Der Rest handelt von einer opportunistischen Karriere in einem nicht näher spezifizierten Beruf in einem moderneren Umfeld.
Diese Beispiele zeigen, dass das Märchen „Der Eisenhans“ in verschiedenen Medien adaptiert und interpretiert wurde und sowohl in der Literatur als auch im Film, Fernsehen und Theater neue Ausdrucksformen gefunden hat.
Zusammenfassung des Märchen „Der Eisenhans“
Der Eisenhans ist ein Märchen der Gebrüder Grimm, in dem ein König einen großen Wald besitzt, aus dem immer wieder Jäger verschwinden. Eines Tages entdeckt ein neuer Jäger in einem Tümpel einen wilden Mann, der ganz in rostbrauner Farbe gehüllt ist und als „Eisenhans“ bezeichnet wird. Der Jäger nimmt Eisenhans gefangen und bringt ihn zum König, der ihn in einem Käfig hält. Der Königssohn befreit Eisenhans und flieht mit ihm in den Wald. Dort muss er auf einen besonderen Brunnen aufpassen, der alles, was hineinfällt, in Gold verwandelt. Der Königssohn macht jedoch drei Fehler und lässt Dinge in den Brunnen fallen, woraufhin Eisenhans ihn fortschickt. Dennoch verspricht er dem Königssohn, ihm bei Bedarf zu helfen.
Der Königssohn zieht weiter und verliebt sich in die Tochter eines anderen Königs. Als dieser König in einen Krieg verwickelt wird, nimmt der junge Prinz die Hilfe des Eisenhans in Anspruch und besiegt den Feind. Der König veranstaltet daraufhin ein Siegesturnier, bei dem der Prinz, unterstützt vom Eisenhans, an drei aufeinanderfolgenden Tagen als Ritter erscheint, um einen goldenen Apfel zu fangen. Beim dritten Mal wird er jedoch enttarnt und gesteht seine wahre Herkunft, woraufhin er um die Hand der Prinzessin bittet. Während der Hochzeitsfeier treffen sowohl die Eltern des Prinzen als auch ein weiterer König ein. Dieser König gibt sich als Eisenhans zu erkennen und erklärt dem Prinzen, dass er ihn aus einer Verwünschung befreit hat. Als Dank vermacht er dem Prinzen seinen gesamten Reichtum.
Die Handlung des Märchen
Ein König schickt einen Jäger in einen nahe gelegenen Wald und der Jäger kehrt nie wieder zurück. Der König schickt weitere Männer in den Wald, wo sie alle das gleiche Schicksal ereilt. Der König schickt alle seine verbliebenen Jäger als Gruppe hinaus, aber wieder kehrt keiner zurück. Der König erklärt den Wald als gefährlich und für alle tabu.
Einige Jahre später erfährt ein wandernder Forscher in Begleitung eines Hundes von diesen gefährlichen Wäldern und bittet um Erlaubnis, im Wald jagen zu dürfen, mit der Behauptung, er könne vielleicht das Schicksal der anderen Jäger erfahren. Der Mann und sein Hund dürfen eintreten. Als sie zu einem See in der Mitte des Waldes kommen, wird der Hund von einem riesigen Arm unter Wasser gezogen. Der Jäger kehrt am nächsten Tag mit einer Gruppe von Männern in den Wald zurück, um den See zu leeren. Sie finden einen nackten Mann mit eisenartiger Haut und langen struppigen Haaren am ganzen Körper. Sie fangen ihn, und er wird als Kuriosität in einem Käfig im Hof eingesperrt. Niemand darf den wilden Mann freilassen, sonst droht ihnen die Todesstrafe.
Jahre später spielt der junge Prinz mit einem Ball im Hof. Er rollt ihn versehentlich in den Käfig, wo der wilde eisenhäutige Mann ihn aufhebt und ihn nur zurückgibt, wenn er freigelassen wird. Er erklärt weiter, dass der einzige Schlüssel zum Käfig unter dem Kissen der Königin versteckt ist. Obwohl der Prinz zunächst zögert, fasst er schließlich den Mut, sich in das Zimmer seiner Mutter zu schleichen und den Schlüssel zu stehlen. Er lässt den wilden eisenhäutigen Mann frei, der seinen Namen als Eisenhans verrät. Der Prinz fürchtet, dass er für die Freilassung von Eisenhans getötet wird, deshalb erklärt sich Eisenhans bereit, den Prinzen mit in den Wald zu nehmen.
Wie sich herausstellt, ist Eisenhans ein mächtiges Wesen und hat viele Schätze, die er bewacht. Er lässt den Prinzen über seinen Brunnen wachen, warnt ihn aber davor, dass irgendetwas den Brunnen berühren oder hineinfallen könnte, da er sich sofort in Gold verwandeln würde. Der Prinz gehorcht zunächst, beginnt aber, in dem Brunnen zu spielen, und verwandelt schließlich alle seine Haare in Gold. Enttäuscht über den Misserfolg des Jungen schickt Eisenhans ihn fort, um Armut und Kampf zu erleben. Eisenhans sagt dem Prinzen auch, dass er, falls er jemals etwas braucht, einfach dreimal den Namen Eisenhans rufen soll.
Der Prinz reist in ein fernes Land und bietet dem König seine Dienste an. Da er sich für sein goldenes Haar schämt, weigert er sich, seine Mütze vor dem König abzunehmen, und wird geschickt, um dem Gärtner zu helfen. Als der Krieg im Königreich ausbricht, sieht der Prinz seine Chance, sich einen Namen zu machen. Er ruft Eisenhans an, der ihm ein Pferd, eine Rüstung und eine Legion eiserner Krieger gibt, die an seiner Seite kämpfen sollen. Der Prinz verteidigt seine neue Heimat erfolgreich, gibt aber alles, was er sich geliehen hat, an Eisenhans zurück, bevor er zu seiner früheren Stellung zurückkehrt.
Zur Feier des Tages kündigt der König ein Bankett an und bietet die Hand seiner Tochter jedem der Ritter an, der einen goldenen Apfel fangen kann, der in ihre Mitte geworfen wird. Der König hofft, dass der geheimnisvolle Ritter, der das Königreich gerettet hat, sich für einen solchen Preis zu erkennen geben wird. Wieder bittet der Prinz Eisenhans um Hilfe, und wieder verkleidet Eisenhans den Prinzen als den geheimnisvollen Ritter. Obwohl der Prinz den goldenen Apfel fängt und entkommt, und dies noch zwei weitere Male, wird er schließlich gefunden. Der Prinz wird an seinen früheren Platz zurückgebracht, heiratet die Prinzessin und wird glücklich mit seinen Eltern wiedervereinigt. Auch Eisenhans kommt zur Hochzeit. Dieses Mal sieht man ihn ohne das struppige Haar oder die eiserne Haut, die ihn so furchterregend gemacht haben. Eisenhans verrät, dass er verzaubert war, bis er jemanden fand, der würdig und reinen Herzens war, ihn zu befreien.
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Kennzahl | Wert |
---|---|
Nummer | KHM 136 |
Aarne-Thompson-Uther-Index | ATU Typ 502 |
Übersetzungen | DE, EN, EL, DA, ES, PT, HU, IT, JA, NL, PL, RU, TR, VI, ZH |
Lesbarkeitsindex nach Amstad | 75.8 |
Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 35.2 |
Flesch-Reading-Ease Index | 64.6 |
Flesch–Kincaid Grade-Level | 9.1 |
Gunning Fog Index | 10.2 |
Coleman–Liau Index | 11 |
SMOG Index | 10.4 |
Automated Readability Index | 9.8 |
Zeichen-Anzahl | 17.286 |
Anzahl der Buchstaben | 13.561 |
Anzahl der Sätze | 152 |
Wortanzahl | 2.980 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 19,61 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 465 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 15.6% |
Silben gesamt | 4.310 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,45 |
Wörter mit drei Silben | 235 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 7.9% |