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Ein König hatte drei Söhne, die waren ihm alle gleich lieb, und er wusste nicht welchen er zum König nach seinem Tode bestimmen sollte. Als die Zeit kam, dass er sterben wollte, rief er sie vor sein Bett und sprach:
„Liebe Kinder, ich habe etwas bei mir bedacht, das will ich euch eröffnen: welcher von euch der Faulste ist, der soll nach mir König werden.“
Da sprach der älteste „Vater, so gehört das Reich mir, denn ich bin so faul, wenn ich liege und will schlafen, und es fällt mir ein Tropfen in die Augen, so mach ich sie nicht zu tun, damit ich einschlafe.“
Der zweite sprach „Vater, das Reich gehört mir, denn ich bin so faul, wenn ich beim Feuer sitze mich zu wärmen, so ließ ich mir eher die Fersen verbrennen, eh ich die Beine zurück zöge.“
Der dritte sprach „Vater, das Reich ist mein, denn ich bin so faul, sollt ich aufgehängt werden, und hätte den Strick schon um den Hals, und einer gäbe mir ein scharf Messer in die Hand, damit ich den Strick zerschneiden dürfte, so ließ ich mich eher aufhängen, eh ich meine Hand erhebe zum Strick.“
Wie der Vater das hörte sprach er „du hast es am weitesten gebracht und sollst der König sein.“

Hintergründe
Interpretationen
Adaptionen
Zusammenfassung
Textanalyse
„Die drei Faulen“ (KHM 151) ist ein Schwank aus der Sammlung der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Der Ursprung dieses Märchens liegt in Johannes Paulis Sammlung „Schimpf und Ernst“, die im 16. Jahrhundert entstand. Es ist eine humorvolle Geschichte, die die Faulheit als zentrales Motiv hat und den Lesern eine moralische Botschaft vermittelt.
Die Brüder Grimm, Jacob und Wilhelm, waren deutsche Sprach- und Literaturwissenschaftler, die im 19. Jahrhundert lebten. Sie sammelten Volksmärchen, Sagen und Legenden aus verschiedenen Quellen und veröffentlichten sie als „Kinder- und Hausmärchen“. Ihre Sammlung wurde zu einer der bekanntesten und einflussreichsten Märchensammlungen weltweit und ist bis heute ein fester Bestandteil der europäischen Literatur.
Die Geschichte „Die drei Faulen“ zeigt auf humorvolle Weise, dass Faulheit nicht unbedingt eine schlechte Eigenschaft sein muss. Im Märchen ist der sterbende König auf der Suche nach dem faulsten seiner Söhne, um ihn als Nachfolger einzusetzen. Die Botschaft hinter dieser Geschichte könnte sein, dass man manchmal unkonventionelle Eigenschaften und Ansichten schätzen sollte, anstatt sie abzulehnen.
Die Brüder Grimm haben das Märchen vermutlich aus Johannes Paulis Sammlung „Schimpf und Ernst“ übernommen und möglicherweise bearbeitet, um es für ihre eigene Sammlung anzupassen. „Schimpf und Ernst“ war eine Sammlung von Erzählungen und Schwänken, die zur Unterhaltung und zur Vermittlung von Moral und Werten gedacht war. Johannes Pauli war ein deutscher Franziskaner, Prediger und Schriftsteller, der im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert lebte.
Insgesamt ist „Die drei Faulen“ ein humorvoller Schwank, der zeigt, dass unkonventionelle Eigenschaften und Herangehensweisen manchmal von Vorteil sein können. Das Märchen stammt aus einer langen Tradition von Volksmärchen, die sowohl unterhaltsame als auch lehrreiche Elemente enthalten und in der europäischen Kultur fest verwurzelt sind.
„Die drei Faulen“ (KHM 151) bietet verschiedene Interpretationsansätze, die auf unterschiedliche Aspekte des Märchens abzielen. Hier sind einige mögliche Interpretationen:
Unkonventionelle Eigenschaften: Eine Interpretation des Märchens könnte sein, dass es die Bedeutung unkonventioneller Eigenschaften und Herangehensweisen betont. In diesem Fall zeigt das Märchen, dass auch scheinbar negative Eigenschaften wie Faulheit in gewissen Situationen nützlich sein können und daher nicht generell abgelehnt werden sollten.
Ironie und Humor: Das Märchen kann als humorvolle und ironische Geschichte gelesen werden, die die Erwartungen des Lesers herausfordert. Die Wahl des faulsten Sohnes als Nachfolger des Königs ist unerwartet und widerspricht den üblichen Märchenkonventionen, in denen Tugenden wie Fleiß und Mut belohnt werden. Diese überraschende Wendung vermittelt einen ironischen Unterton und erzeugt einen komischen Effekt.
Kritik an der Monarchie und Herrschaft: Eine politische Interpretation des Märchens könnte darin bestehen, dass es die Absurdität von Erbmonarchien und die Willkür der Herrschaft in Frage stellt. Der sterbende König trifft seine Entscheidung über den Thronfolger basierend auf einer absurden Kriterien – der Faulheit seiner Söhne –, was die Legitimität der Monarchie insgesamt infrage stellt.
Entspannung und Gelassenheit: Eine weitere mögliche Interpretation könnte darauf abzielen, dass das Märchen die Bedeutung von Entspannung und Gelassenheit betont. Die faulen Söhne könnten als Metapher für das Loslassen von Stress und unnötigen Anstrengungen verstanden werden. Indem sie sich auf ihre Faulheit konzentrieren und entspannt bleiben, können sie unerwarteten Erfolg erlangen – wie der dritte Sohn, der zum König gekrönt wird.
Insgesamt bietet „Die drei Faulen“ verschiedene Interpretationsmöglichkeiten, die von einer Betonung unkonventioneller Eigenschaften über ironischen Humor bis hin zur Kritik an der Monarchie und der Bedeutung von Entspannung und Gelassenheit reichen. Diese vielfältigen Lesarten unterstreichen die zeitlose Natur des Märchens und seine anhaltende Relevanz für das heutige Publikum.
Obwohl „Die drei Faulen“ (KHM 151) nicht zu den bekanntesten Märchen der Brüder Grimm gehört, gibt es dennoch einige Adaptionen und Neuinterpretationen dieses humorvollen Schwanks. Hier sind einige Beispiele:
Theaterstücke: Einige Theatergruppen und Schulen haben „Die drei Faulen“ als Basis für ihre Aufführungen verwendet. Dabei wird das Märchen oft an moderne Kontexte angepasst oder mit anderen Geschichten kombiniert, um eine frische und unterhaltsame Bühnenerfahrung zu schaffen.
Kinderbücher: Das Märchen wurde auch in illustrierten Kinderbüchern adaptiert, die oft humorvolle Illustrationen verwenden, um die lustige Seite der Geschichte hervorzuheben. Beispielsweise ist es Teil der Sammlung „Grimms Märchen für Kleine“ von Felicitas Kuhn und Jürgen König (Verlag Betz), die bekannte Märchen der Brüder Grimm in einer gekürzten und kindgerechten Fassung präsentiert.
Animation und Film: Obwohl es keine direkten Film- oder Fernsehadaptionen von „Die drei Faulen“ gibt, hat das Thema Faulheit in verschiedenen animierten Filmen und Serien eine Rolle gespielt. Das Konzept, unkonventionelle Fähigkeiten oder Verhaltensweisen zu schätzen, findet sich in vielen modernen Geschichten und Filmen wieder.
Hörspiele und Hörbücher: Es gibt einige Hörspiel- oder Hörbuchadaptionen des Märchens, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene interessant sein können. Eine solche Hörbuchversion von „Die drei Faulen“ findet sich beispielsweise in der Sammlung „Die schönsten Märchen der Brüder Grimm“ von Jumbo Neue Medien & Verlag, in der bekannte Sprecher wie Hannelore Hoger und Jürgen Thormann das Märchen vorlesen.
Da „Die drei Faulen“ nicht zu den populärsten Grimmschen Märchen gehört, sind Adaptionen seltener als bei bekannteren Geschichten wie „Aschenputtel“ oder „Schneewittchen“. Dennoch zeigt die Existenz dieser Adaptionen und Neuinterpretationen, dass „Die drei Faulen“ ein unterhaltsames und zeitloses Märchen bleibt, das in unterschiedlichen Medien und Kontexten neu erfunden werden kann.
„Die drei Faulen“ (KHM 151) ist ein humorvoller Schwank aus der Märchensammlung der Brüder Grimm. Die Handlung dreht sich um einen sterbenden König, der seinen faulsten Sohn als Nachfolger einsetzen möchte.
Der König hat drei Söhne, die jeweils ihre eigene Art von Faulheit präsentieren, um als Erben ausgewählt zu werden. Der erste Sohn erklärt, dass er beim Schlafen nicht einmal die Augen schließt, selbst wenn ein Tropfen hineinfällt. Der zweite Sohn behauptet, dass er seine Füße nicht vom Feuer zurückzieht, auch wenn sie verbrennen. Der dritte Sohn erzählt, dass er den Strick nicht durchschneiden würde, wenn man ihn hängt.
Der sterbende König entscheidet sich schließlich für den dritten Sohn und macht ihn zum neuen König. Die Geschichte endet damit, dass der faulste der drei Brüder den Thron erbt, was die üblichen Märchenkonventionen in Frage stellt und eine humorvolle Wendung bietet.
Das Märchen „Die drei Faulen“ der Gebrüder Grimm thematisiert auf humorvolle Weise das Konzept der Faulheit und die Paradoxie von Leistungsfähigkeit und Macht. Hier ist eine linguistische Analyse, die sich auf die Sprache und Struktur des Märchens konzentriert:
Struktur und Erzählform: Das Märchen folgt der klassischen Struktur vieler Grimm’scher Märchen: Es beginnt mit der Vorstellung einer Ausgangssituation, gefolgt von einer Herausforderung und einer abschließenden Lösung. Der Erzählstil ist erzählerisch und direkt, typisch für mündliche Erzähltraditionen, in denen der Erzähler direkt zu den Zuhörenden spricht.
Charakterisierung durch Dialog: Die Charaktere werden hauptsächlich durch ihren Dialog charakterisiert. Die drei Söhne beschreiben ihre Faulheit in übertriebener Weise, um sich als am faulsten darzustellen. Der Dialog ist zentral, da die Selbstbeschreibung der Söhne den Kern der Handlung bildet.
Humor und Übertreibung: Das Märchen nutzt Übertreibungen („Hyperbeln“), um Humor zu erzeugen. Die Beschreibungen der Faulheit der drei Söhne sind unrealistisch und gerade dadurch komisch. Diese Übertreibungen sind ein typisches Stilmittel in Märchen, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu fesseln und eine Botschaft zu vermitteln.
Sprachliche Mittel
Direkte Rede: Die Verwendung der direkten Rede zieht die Leser direkt in das Geschehen hinein und verleiht den Figuren eine eigene Stimme.
Einfachheit und Klarheit: Die Sprache ist einfach und klar gehalten, was typisch ist für Märchen, die ursprünglich für ein breites Publikum gedacht waren, einschließlich Kinder.
Wiederholung: Der Satz „Das Reich gehört mir“ wird von jedem der drei Söhne wiederholt, um ihren Anspruch zu betonen und die Struktur des Märchens zu unterstützen.
Thematik und Moral: Im Gegensatz zu vielen Märchen, in denen Tugenden belohnt werden, wird hier die Faulheit als eine positive Eigenschaft dargestellt, zumindest oberflächlich betrachtet. Diese Umkehrung kann als Satire auf gesellschaftliche Normen und die Erwartung an Königswürde verstanden werden. Das Märchen hinterfragt indirekt die traditionellen Vorstellungen von Macht und Führung, indem es Faulheit als Kriterium dafür setzt, König zu werden.
Insgesamt ist „Die drei Faulen“ ein amüsantes und subversives Märchen, das durch seine einfache Sprache und klare Struktur eine tiefere gesellschaftliche Kritik vermitteln kann.
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Kennzahl | Wert |
---|---|
Nummer | KHM 151 |
Aarne-Thompson-Uther-Index | ATU Typ 1950 |
Übersetzungen | DE, DE, EN, EN, DA, ES, FR, PT, FI, IT, JA, NL, PL, RU, TR, VI, ZH |
Lesbarkeitsindex nach Amstad | 74.4 |
Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 38.3 |
Flesch-Reading-Ease Index | 67.2 |
Flesch–Kincaid Grade-Level | 11.4 |
Gunning Fog Index | 13.4 |
Coleman–Liau Index | 9 |
SMOG Index | 9 |
Automated Readability Index | 12 |
Zeichen-Anzahl | 1.177 |
Anzahl der Buchstaben | 894 |
Anzahl der Sätze | 7 |
Wortanzahl | 212 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 30,29 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 17 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 8% |
Silben gesamt | 273 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,29 |
Wörter mit drei Silben | 7 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 3.3% |