Vorlesezeit für Kinder: 21 min
Es war vor Zeiten ein König, der hatte einen schönen Lustgarten hinter seinem Schloss, darin stand ein Baum, der goldene Äpfel trug. Als die Äpfel reiften, wurden sie gezählt, aber gleich den nächsten Morgen fehlte einer. Das ward dem König gemeldet, und er befahl, dass alle Nächte unter dem Baum, Wache sollte gehalten werden.
Der König hatte drei Söhne, davon schickte er den ältesten bei einbrechender Nacht in den Garten. Wie es aber Mitternacht war, konnte er sich des Schlafes nicht erwehren, und am nächsten Morgen fehlte wieder ein Apfel. In der folgenden Nacht musste der zweite Sohn wachen, aber dem erging es nicht besser. Als es zwölf Uhr geschlagen hatte, schlief er ein, und morgens fehlte ein Apfel. Jetzt kam die Reihe zu wachen an den dritten Sohn. Der war auch bereit, aber der König traute ihm nicht viel zu und meinte, er würde noch weniger ausrichten als seine Brüder; endlich aber gestattete er es doch.
Der Jüngling legte sich also unter den Baum, wachte und ließ den Schlaf nicht Herr werden. Als es zwölf schlug, so rauschte etwas durch die Luft, und er sah im Mondschein einen Vogel daherfliegen, dessen Gefieder ganz von Gold glänzte. Der Vogel ließ sich auf dem Baum nieder und hatte eben einen Apfel abgepickt, als der Jüngling einen Pfeil nach ihm abschoss. Der Vogel entfloh, aber der Pfeil hatte sein Gefieder getroffen, und eine seiner goldenen Federn fiel herab.
Der Jüngling hob sie auf, brachte sie am anderen Morgen dem König und erzählte ihm, was er in der Nacht gesehen hatte. Der König versammelte seinen Rat, und jedermann erklärte, eine Feder wie diese sei mehr wert als das gesamte Königreich. „Ist die Feder so kostbar,“ erklärte der König, „so hilft mir die eine auch nichts, sondern ich will und muss den ganzen Vogel haben.“
Der älteste Sohn machte sich auf den Weg, verließ sich auf seine Klugheit und meinte den goldenen Vogel schon zu finden. Wie er eine Strecke gegangen war, sah er an dem Rande eines Waldes einen Fuchs sitzen, legte seine Flinte an und zielte auf ihn. Der Fuchs rief: „Schieß mich nicht, ich will dir dafür einen guten Rat geben. Du bist auf dem Weg nach dem goldenen Vogel und wirst heute Abend in ein Dorf kommen, wo zwei Wirtshäuser einander gegenüberstehen.
Eins ist hell erleuchtet, und es geht darin lustig her. Da kehr aber nicht ein, sondern geh ins andere, wenn es dich auch schlecht ansieht.“ Wie kann mir wohl so ein albernes Tier einen vernünftigen Rat erteilen! dachte der Königssohn und drückte los, aber er fehlte den Fuchs, der den Schwanz streckte und schnell in den Wald lief.
Darauf setzte er seinen Weg fort und kam abends in das Dorf, wo die beiden Wirtshäuser standen. In dem einen ward gesungen und gesprungen, das andere hatte ein armseliges betrübtes Ansehen. Ich wäre wohl ein Narr, dachte er, wenn ich in das lumpige Wirtshaus ginge und das schöne liegen ließ. Also ging er in das lustige ein, lebte da in Saus und Braus und vergaß den Vogel, seinen Vater und alle guten Lehren.
Als eine Zeit verstrichen und der älteste Sohn immer und immer nicht nach Haus gekommen war, so machte sich der zweite auf den Weg und wollte den goldenen Vogel suchen. Wie dem Ältesten begegnete ihm der Fuchs und gab ihm den guten Rat, den er nicht achtete. Er kam zu den beiden Wirtshäusern, wo sein Bruder am Fenster des einen stand, aus dem der Jubel erschallte, und ihn anrief. Er konnte nicht widerstehen, ging hinein und lebte nur seinen Lüsten.
Wiederum verstrich eine Zeit, da wollte der jüngste Königssohn ausziehen und sein Heil versuchen, der Vater aber wollte es nicht zulassen. „Es ist vergeblich,“ sprach er, „der wird den goldenen Vogel noch weniger finden als seine Brüder, und wenn ihm ein Unglück zustößt, so weiß er sich nicht zu helfen, es fehlt ihm am Besten.“
Doch endlich, wie keine Ruhe mehr da war, ließ er ihn ziehen. Vor dem Walde saß wieder der Fuchs, bat um sein Leben und erteilte den guten Rat. Der Jüngling war gutmütig und sagte: „Sei ruhig, Füchslein, ich tue dir nichts zuleid!“ – „Es soll dich nicht gereuen,“ antwortete der Fuchs, „und damit du schneller fortkommst, so steige hinten auf meinen Schwanz.“ Und kaum hat er sich aufgesetzt, so fing der Fuchs an zu laufen und ging’s über Stock und Stein, dass die Haare im Winde pfiffen.
Als sie zu dem Dorf kamen, stieg der Jüngling ab, befolgte den guten Rat und kehrte, ohne sich umzusehen, in das geringe Wirtshaus ein, wo er ruhig übernachtete. Am anderen Morgen, wie er auf das Feld kam, saß da schon der Fuchs und sagte: „Ich will dir weiter sagen, was du zu tun hast. Geh du immer geradeaus, endlich wirst du an ein Schloss kommen, vor dem eine ganze Schar Soldaten liegt; aber kümmre dich nicht darum, denn sie werden alle schlafen und schnarchen: geh mittendurch und geradewegs in das Schloss hinein, und geh durch alle Stuben.
Zuletzt wirst du in eine Kammer kommen, wo ein goldener Vogel in einem hölzernen Käfig hängt. Nebenan steht ein leerer Goldkäfig zum Prunk, aber hüte dich, dass du den Vogel nicht aus seinem schlechten Käfig herausnimmst und in den prächtigen tust, sonst möchte es dir schlimm ergehen.“ Nach diesen Worten streckte der Fuchs wieder seinen Schwanz aus, und der Königssohn setzte sich auf.
Da ging’s über Stock und Stein, dass die Haare im Winde pfiffen. Als er bei dem Schloss angelangt war, fand er alles so, wie der Fuchs gesagt hatte. Der Königssohn kam in die Kammer, wo der goldene Vogel in einem hölzernen Käfig stand, und ein goldener stand daneben. Die drei goldenen Äpfel aber lagen in der Stube umher. Da dachte er, es wäre lächerlich, wenn er den schönen Vogel in dem gemeinen und hässlichen Käfig lassen wollte, öffnete die Türe, packte ihn und setzte ihn in den goldenen.
In dem Augenblick aber tat der Vogel einen durchdringenden Schrei. Die Soldaten erwachten, stürzten herein und führten ihn ins Gefängnis. Den anderen Morgen wurde er vor ein Gericht gestellt und, da er alles bekannte, zum Tode verurteilt. Doch sagte der König, er wollte ihm unter einer Bedingung das Leben schenken, wenn er ihm nämlich das goldene Pferd brächte, welches noch schneller liefe als der Wind, und dann sollte er obendrein zur Belohnung den goldenen Vogel erhalten.
Der Königssohn machte sich auf den Weg, seufzte aber und war traurig, denn wo sollte er das goldene Pferd finden? Da sah er auf einmal seinen alten Freund, den Fuchs, an dem Wege sitzen. „Siehst du,“ sprach der Fuchs, „so ist es gekommen, weil du mir nicht gehört hast! Doch sei guten Mutes, ich will mich deiner annehmen und dir sagen, wie du zu dem goldenen Pferd gelangst.
Du musst geraden Weges fortgehen, so wirst du zu einem Schloss kommen, wo das Pferd im Stalle steht. Vor dem Stall werden die Stallknechte liegen, aber sie werden schlafen und schnarchen, und du kannst beruhig das goldene Pferd herausführen. Aber eins musst du in Acht nehmen: leg ihm den schlechten Sattel von Holz und Leder auf und ja nicht den goldenen, der dabeihängt, sonst wird es dir schlimm ergehen.“ Dann streckte der Fuchs seinen Schwanz aus, der Königssohn setzte sich auf, und es ging über Stock und Stein, dass die Haare im Winde pfiffen.
Alles traf so ein, wie der Fuchs gesagt hatte, er kam in den Stall, wo das goldene Pferd stand. Als er ihm aber den schlechten Sattel auflegen wollte, so dachte er: Ein so schönes Tier wird verschandelt, wenn ich ihm nicht den guten Sattel auflege, der ihm gebührt. Kaum aber berührte der goldene Sattel das Pferd, so fing es an laut zu wiehern. Die Stallknechte erwachten, ergriffen den Jüngling und warfen ihn ins Gefängnis.
Am anderen Morgen wurde er vom Gerichte zum Tode verurteilt, doch versprach ihm der König das Leben zu schenken und dazu das goldene Pferd, wenn er die schöne Königstochter vom goldenen Schloss herbeischaffen könnte. Mit schwerem Herzen machte sich der Jüngling auf den Weg, doch zu seinem Glück fand er bald den treuen Fuchs. „Ich sollte dich nur deinem Unglück überlassen,“ sagte der Fuchs, „aber ich habe Mitleiden mit dir und will dir noch einmal aus deiner Not helfen. Dein Weg führt dich gerade zu dem goldenen Schloss.
Abends wirst du anlangen, und nachts, wenn alles still ist, dann geht die schöne Königstochter ins Badehaus, um da zu baden. Und wenn sie hineingeht, so spring auf sie zu und gib ihr einen Kuss, dann folgt sie dir, und kannst sie mit dir fortführen. Nur dulde nicht, dass sie vorher von ihren Eltern Abschied nimmt, sonst kann es dir schlimm ergehen.“ Dann streckte der Fuchs seinen Schwanz, der Königssohn setzte sich auf, und so ging es über Stock und Stein, dass die Haare im Winde pfiffen.
Als er beim goldenen Schloss ankam, war es so, wie der Fuchs gesagt hatte. Er wartete bis um Mitternacht, als alles in tiefem Schlaf lag und die schöne Jungfrau ins Badehaus ging, da sprang er hervor und gab ihr einen Kuss. Sie sagte, sie wollte gerne mit ihm gehen, sie bat ihn aber flehentlich und mit Tränen, er möchte ihr erlauben, vorher von ihren Eltern Abschied zu nehmen. Er widerstand anfangs ihren Bitten, als sie aber immer mehr weinte und ihm zu Füßen fiel, so gab er endlich nach. Kaum war die Jungfrau zu dem Bette ihres Vaters getreten, so wachten er und alle anderen, die im Schloss waren, auf, und der Jüngling ward festgehalten und ins Gefängnis gesetzt.
Am anderen Morgen sprach der König zu ihm: „Dein Leben ist verwirkt, und du kannst bloß Gnade finden, wenn du den Berg abträgst, der vor meinen Fenstern liegt und über welchen ich nicht hinaussehen kann, und das musst du binnen acht Tagen zustande bringen. Gelingt dir das, so sollst du meine Tochter zur Belohnung haben.“ Der Königssohn fing an, grub und schaufelte ohne abzulassen, als er aber nach sieben Tagen sah, wie wenig er ausgerichtet hatte und alle seine Arbeit so gut wie nichts war, so fiel er in große Traurigkeit und gab alle Hoffnung auf.
Am Abend des siebenten Tages aber erschien der Fuchs und sagte: „Du verdienst nicht, dass ich mich deiner annehme, aber geh nur hin und lege dich schlafen, ich will die Arbeit für dich tun.“ Am anderen Morgen, als er erwachte und zum Fenster hinaussah, so war der Berg verschwunden. Der Jüngling eilte voll Freude zum König und meldete ihm, dass die Bedingung erfüllt wäre, und der König mochte wollen oder nicht, er musste Wort halten und ihm seine Tochter geben.
Nun zogen die beiden zusammen fort, und es währte nicht lange, so kam der treue Fuchs zu ihnen. „Das Beste hast du zwar,“ sagte er, „aber zu der Jungfrau aus dem goldenen Schloss gehört auch das goldene Pferd.“ – „Wie soll ich das bekommen?“ fragte der Jüngling. „Das will ich dir sagen,“ antwortete der Fuchs, „zuerst bring dem Könige, der dich nach dem goldenen Schloss geschickt hat, die schöne Jungfrau.
Da wird unerhörte Freude sein, sie werden dir das goldene Pferd gerne geben und werden dir’s vorführen. Setz dich alsbald auf und reiche allen zum Abschied die Hand herab, zuletzt der schönen Jungfrau, und wenn du sie gefasst hast, so zieh sie mit einem Schwung hinauf und jage davon, und niemand ist imstande, dich einzuholen, denn das Pferd läuft schneller als der Wind.“
Alles wurde glücklich vollbracht, und der Königssohn führte die schöne Jungfrau auf dem goldenen Pferde fort. Der Fuchs blieb nicht zurück und sprach zu dem Jüngling: „Jetzt will ich dir auch zu dem goldenen Vogel verhelfen. Wenn du nahe bei dem Schloss bist, wo sich der Vogel befindet, so lass die Jungfrau absitzen, und ich will sie in meine Obhut nehmen. Dann reit mit dem goldenen Pferd in den Schlosshof; bei dem Anblick wird große Freude sein, und sie werden dir den goldenen Vogel herausbringen.
Wie du den Käfig in der Hand hast, so jage zu uns zurück und hole dir die Jungfrau wieder ab.“ Als der Anschlag geglückt war und der Königssohn mit seinen Schätzen heimreiten wollte, so sagte der Fuchs: „Nun sollst du mich für meinen Beistand belohnen.“ – „Was verlangst du dafür?“ fragte der Jüngling. „Wenn wir dort in den Wald kommen, so schieß mich tot und hau mir Kopf und Pfoten ab.“ – „Das wäre eine schöne Dankbarkeit!“ sagte der Königssohn, „das kann ich dir unmöglich gewähren.“ Sprach der Fuchs: „Wenn du es nicht tun willst, so muss ich dich verlassen; ehe ich aber fortgehe, will ich dir noch einen guten Rat geben. Vor zwei Stücken hüte dich, kauf kein Galgenfleisch und setze dich an keinen Brunnenrand!“ Damit lief er in den Wald.
Der Jüngling dachte: „Das ist ein wunderliches Tier, das seltsame Grillen hat. Wer wird Galgenfleisch kaufen! Und die Lust, mich an einen Brunnenrand zu setzen, ist mir noch niemals gekommen.“ Er ritt mit der schönen Jungfrau weiter, und sein Weg führte ihn wieder durch das Dorf, in welchem seine beiden Brüder geblieben waren. Da war großer Auflauf und Lärmen, und als er fragte, was da los wäre, hieß es, es sollten zwei Leute aufgehängt werden. Als er näher hinzukam, sah er, dass es seine Brüder waren, die allerhand schlimme Streiche verübt und all ihr Gut vertan hatten. Er fragte, ob sie nicht könnten freigemacht werden. „Wenn Ihr für sie bezahlen wollt,“ antworteten die Leute, „aber was wollt Ihr an die schlechten Menschen Euer Geld hängen und sie loskaufen.“ Er besann sich aber nicht, zahlte für sie, und als sie freigegeben waren, so setzten sie die Reise gemeinschaftlich fort.
Sie kamen in den Wald, wo ihnen der Fuchs zuerst begegnet war, und da es darin kühl und lieblich war und die Sonne heiß brannte, so sagten die beiden Brüder: „Lasst uns hier an dem Brunnen ein wenig ausruhen, essen und trinken!“ Er willigte ein, und während des Gespräches vergaß er sich, setzte sich an den Brunnenrand und versah sich nichts Arges. Aber die beiden Brüder warfen ihn rückwärts in den Brunnen, nahmen die Jungfrau, das Pferd und den Vogel, und zogen heim zu ihrem Vater. „Da bringen wir nicht bloß den goldenen Vogel,“ sagten sie, „wir haben auch das goldene Pferd und die Jungfrau von dem goldenen Schloss erbeutet.“
Da war große Freude, aber das Pferd fraß nicht, der Vogel pfiff nicht, und die Jungfrau, die saß und weinte. Der jüngste Bruder aber war nicht umgekommen. Der Brunnen war zum Glück trocken, und er fiel auf weiches Moos, ohne Schaden zu nehmen, konnte aber nicht wieder heraus. Auch in dieser Not verließ ihn der treue Fuchs nicht, kam zu ihm herabgesprungen und schalt ihn, dass er seinen Rat vergessen hätte. „Ich kann’s aber doch nicht lassen,“ sagte er, „ich will dir wieder an das Tageslicht helfen.“ Er sagte ihm, er sollte seinen Schwanz anpacken und sich fest daran halten, und zog ihn dann in die Höhe.
„Noch bist du nicht aus aller Gefahr,“ sagte der Fuchs, „deine Brüder waren deines Todes nicht gewiss und haben den Wald mit Wächtern umstellt, die sollen dich töten, wenn du dich sehen ließest.“ Da saß ein armer Mann am Weg, mit dem vertauschte der Jüngling die Kleider und gelangte auf diese Weise an des Königs Hof. Niemand erkannte ihn, aber der Vogel fing an zu pfeifen, das Pferd fing an zu fressen, und die schöne Jungfrau hörte Weinens auf.
Der König fragte verwundert: „Was hat das zu bedeuten?“ Da sprach die Jungfrau: „Ich weiß es nicht, aber ich war so traurig und nun bin ich so fröhlich. Es ist mir, als wäre mein rechter Bräutigam gekommen.“ Sie erzählte ihm alles, was geschehen war, obgleich die anderen Brüder ihr den Tod angedroht hatten, wenn sie etwas verraten würde. Der König hieß alle Leute vor sich bringen, die in seinem Schloss waren, da kam auch der Jüngling als ein armer Mann in seinen Lumpenkleidern, aber die Jungfrau erkannte ihn gleich und fiel ihm um den Hals. Die gottlosen Brüder wurden ergriffen und hingerichtet, er aber ward mit der schönen Jungfrau vermählt und zum Erben des Königs bestimmt.
Aber wie ist es dem armen Fuchs ergangen? Lange danach ging der Königssohn einmal wieder in den Wald. Da begegnete ihm der Fuchs und sagte: „Du hast nun alles, was du dir wünschen kannst, aber mit meinem Unglück will es kein Ende nehmen, und es steht doch in deiner Macht, mich zu erlösen,“ und abermals bat er flehentlich, er möchte ihn totschießen und ihm Kopf und Pfoten abhauen. Also tat er’s, und kaum war es geschehen, so verwandelte sich der Fuchs in einen Menschen und war niemand anders als der Bruder der schönen Königstochter, der endlich von dem Zauber, der auf ihm lag, erlöst war. Und nun fehlte nichts mehr zu ihrem Glück, solange sie lebten.
Hintergründe zum Märchen „Der goldene Vogel“
„Der goldene Vogel“ ist ein deutsches Märchen, das von den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm gesammelt und veröffentlicht wurde. Es erschien erstmals in der ersten Ausgabe ihrer Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ im Jahr 1812 an Stelle KHM 57. Die Brüder Grimm sammelten und bearbeiteten Geschichten aus mündlichen und schriftlichen Quellen, um sie für ihre Sammlung zusammenzustellen. „Der goldene Vogel“ ist eine solche Geschichte, die verschiedenen volkstümlichen Traditionen entstammt.
Inhaltlich erzählt „Der goldene Vogel“ die Geschichte eines Königs, dessen goldenen Apfelbaum ständig von einem geheimnisvollen goldenen Vogel geplündert wird. Der König entsendet seine drei Söhne nacheinander, um den Vogel zu fangen und das Rätsel zu lösen. Die beiden älteren Brüder lassen sich durch Versuchungen ablenken und versagen, während der jüngste Bruder, der oft als naiv oder dumm dargestellt wird, sich als klug und entschlossen erweist. Mit Hilfe eines sprechenden Fuchses gelingt es dem jüngsten Bruder, verschiedene Aufgaben zu bewältigen, den goldenen Vogel zu fangen und schließlich das Herz einer wunderschönen Prinzessin zu gewinnen.
Die Brüder Grimm haben sich für ihre Sammlung von verschiedenen volkstümlichen Erzähltraditionen inspirieren lassen. Das Märchen „Der goldene Vogel“ zeigt Elemente aus verschiedenen Kulturen und Traditionen, wie zum Beispiel die Suche nach einem wertvollen Gegenstand, die Prüfungen und Abenteuer der Protagonisten und die Hilfe eines übernatürlichen Wesens (in diesem Fall, des sprechenden Fuchses). Das Märchen beinhaltet mehrere klassische Motive und Symbole, die in vielen anderen Märchen und Geschichten zu finden sind. Dazu gehören der goldenen Vogel als Symbol für das Erreichen von Reichtum und Glück, der sprechende Fuchs als kluger Helfer und Ratgeber, und die drei Brüder, die unterschiedliche Charaktereigenschaften und Schicksale repräsentieren.
Wie viele der Märchen der Brüder Grimm vermittelt „Der goldene Vogel“ eine moralische Botschaft. Die Geschichte betont die Bedeutung von Ehrlichkeit, Ausdauer und Klugheit, und zeigt, dass Demut und Hilfsbereitschaft oft zu Erfolg führen, während Hochmut und Faulheit zum Scheitern verurteilt sind. „Der goldene Vogel“ hat zahlreiche Varianten und ähnliche Geschichten in anderen Kulturen, die auf die weit verbreitete Verwendung dieser Motive und Symbole zurückzuführen sind. Einige Beispiele sind „Der Vogel Phönix“ aus der russischen Sammlung von Alexander Afanassjew und „Der Feuervogel“ aus der slawischen Mythologie
Interpretationen zum Märchen „Der goldene Vogel“
„Der goldene Vogel“ kann auf verschiedene Weise interpretiert werden, je nachdem, welche Aspekte der Geschichte man hervorheben möchte. Hier sind einige mögliche Interpretationsansätze:
Reifungs- und Initiationsprozess: Das Märchen kann als eine Allegorie für den Reifungsprozess eines jungen Menschen gelesen werden, der durch verschiedene Prüfungen und Herausforderungen geht, um schließlich zu sich selbst und seinem wahren Potenzial zu finden. Der jüngste Bruder überwindet die Versuchungen, denen seine älteren Brüder erliegen, und beweist dabei Mut, Klugheit und Entschlossenheit. Am Ende wird er mit Reichtum, Glück und der Liebe einer Prinzessin belohnt.
Die Kraft der Demut und Hilfsbereitschaft: Die Geschichte betont die Bedeutung von Demut und Hilfsbereitschaft, indem der jüngste Bruder bereit ist, auf den Rat des sprechenden Fuchses zu hören und ihm zu helfen. Im Gegensatz dazu handeln die älteren Brüder selbstsüchtig und ignorieren die Weisheit des Fuchses, was letztendlich zu ihrem Scheitern führt. Die Botschaft hier ist, dass Demut und Hilfsbereitschaft zu Erfolg und Glück führen können, während Hochmut und Selbstsucht das Gegenteil bewirken.
Die Rolle des Schicksals und der Vorsehung: Eine weitere Interpretation des Märchens bezieht sich auf die Rolle des Schicksals und der Vorsehung. Der sprechende Fuchs kann als ein Schutzgeist oder eine göttliche Kraft gesehen werden, der den jüngsten Bruder auf seinem Weg lenkt und ihm hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Diese Interpretation betont die Bedeutung von Schicksal und Vorsehung im Leben und zeigt, dass manchmal höhere Mächte am Werk sind, die uns helfen, unseren Weg zu finden und unsere Bestimmung zu erfüllen.
Die Suche nach dem Selbst: Das Märchen kann auch als eine Reise zur Selbstfindung interpretiert werden. Der jüngste Bruder geht auf eine abenteuerliche Reise, um den goldenen Vogel zu finden, aber am Ende findet er nicht nur den Vogel, sondern auch sich selbst und sein wahres Potenzial. Die verschiedenen Prüfungen und Herausforderungen, denen er begegnet, dienen als Katalysator für seine persönliche Entwicklung und Transformation.
Archetypische Figuren: „Der goldene Vogel“ beinhaltet verschiedene archetypische Figuren, wie den Helden (der jüngste Bruder), den weisen Ratgeber (der sprechende Fuchs) und die Prinzessin als Belohnung am Ende der Reise. Diese Archetypen sind in vielen Geschichten und Märchen aus unterschiedlichen Kulturen und Zeiten zu finden und können als universelle Symbole für bestimmte Aspekte der menschlichen Erfahrung und Entwicklung betrachtet werden.
Adaptionen zum Märchen „Der goldene Vogel“
„Der goldene Vogel“ ist ein von den Gebrüdern Grimm (KHM 57) gesammeltes Märchen über die Jagd eines goldenen Vogels. Es ist als Aarne-Thompson-Volksmärchen vom Typ 550 klassifiziert. Andere Erzählungen dieses Typs sind „Der Vogel Greif“, „Die griechische Prinzessin“ und „Der junge Gärtner“, „Iwan Zarewitsch, der Feuervogel und der graue Wolf“, „Wie MacIain Direach den blauen Falken bekam“ und „Der Nunda, der Menschenfresser“. Es gibt verschiedene Adaptionen des Märchens „Der goldene Vogel“ von den Gebrüder Grimm, die die Geschichte in unterschiedlichen Medien und Stilen neu interpretieren. Hier sind einige konkrete Beispiele:
Film: „Der goldene Vogel“ (1988): Ein deutscher Fernsehfilm, der im Rahmen der Reihe „Grimms Märchen“ produziert wurde. Der Film bleibt der ursprünglichen Handlung treu und stellt die Abenteuer des jüngsten Bruders und die verschiedenen Prüfungen, die er bestehen muss, in den Mittelpunkt.
Theater: „Der goldene Vogel und der gute Hennikin“ (2011): Ein Theaterstück von Barbara Hass, das auf dem Märchen „Der goldene Vogel“ basiert. In dieser Adaption wird die Geschichte mit einer modernen Perspektive erzählt und erweitert, indem neue Charaktere und Elemente hinzugefügt werden, um das Stück für ein zeitgenössisches Publikum ansprechender zu gestalten.
Kinderliteratur: „Der goldene Vogel“ von Brüder Grimm und Daniela Drescher (Illustratorin): Eine illustrierte Ausgabe des Märchens für Kinder, die die Geschichte mit farbenfrohen und detailreichen Bildern zum Leben erweckt.
Hörspiel: „Der goldene Vogel“ von Brüder Grimm und Paul Günther (Sprecher): Ein Hörspiel, das die Geschichte des Märchens nacherzählt und dabei die atmosphärischen und spannenden Aspekte der Handlung betont.
Animation: „SimsalaGrimm“ (1999-2010): Eine deutsche Zeichentrickserie, die verschiedene Märchen der Brüder Grimm aufgreift und neu erzählt, einschließlich „Der goldene Vogel“. In dieser Episode müssen die Protagonisten der Serie, Yoyo und Doc Croc, dem jüngsten Bruder helfen, den goldenen Vogel zu finden und die verschiedenen Prüfungen zu bestehen.
Obwohl diese Beispiele unterschiedliche Herangehensweisen an die Adaption des Märchens „Der goldene Vogel“ aufzeigen, haben sie alle gemeinsam, dass sie die grundlegenden Elemente der Geschichte beibehalten und die Botschaften von Mut, Klugheit und Hilfsbereitschaft betonen, die im Originalmärchen der Brüder Grimm vermittelt werden.
Zusammenfassung der Handlung
Im Märchen „Der goldene Vogel“ von den Gebrüder Grimm (KHM 57) geht es um einen König, dessen wertvoller goldener Apfelbaum ständig von einem geheimnisvollen goldenen Vogel geplündert wird. Um den Vogel zu fangen und das Rätsel zu lösen, entsendet der König seine drei Söhne nacheinander auf die Suche.
Jedes Jahr wird einem Königsapfelbaum in der Nacht ein goldener Apfel geraubt. Er lässt die Söhne seines Gärtners zusehen, und obwohl die ersten beiden einschlafen, bleibt der jüngste wach und sieht, dass der Dieb ein goldener Vogel ist. Er versucht, ihn zu erschießen, schlägt ihm aber nur eine Feder ab. Die Feder ist so wertvoll, dass der König beschließt, dass er den Vogel haben muss. Er schickt die drei Söhne seines Gärtners, einen nach dem anderen, um den unbezahlbaren goldenen Vogel zu fangen. Die Söhne treffen jeweils auf einen sprechenden Fuchs, der ihnen für ihre Suche einen Rat gibt: ein schlechtes Gasthaus einem hell erleuchteten und fröhlichen vorzuziehen. Die ersten beiden Söhne ignorieren den Rat und geben in dem besseren Gasthaus ihre Suche auf.
Die beiden älteren Brüder scheitern, da sie sich von Versuchungen ablenken lassen und den Rat eines sprechenden Fuchses ignorieren. Der jüngste Bruder hingegen, der oft als naiv oder dumm dargestellt wird, erweist sich als klug und entschlossen. Er folgt dem Rat des Fuchses und meistert verschiedene Prüfungen. Zuerst findet er den goldenen Vogel in einem Schloss und befreit ihn, indem er ihn in einem hölzernen Käfig anstelle eines goldenen Käfigs mitnimmt. Als nächstes trifft er auf ein Schloss mit einer wunderschönen Prinzessin, die er aus einem verzauberten Schlaf erweckt und schließlich für sich gewinnt.
Auf dem Rückweg zum Königreich wird der jüngste Bruder von seinen neidischen älteren Brüdern verraten und ermordet. Der sprechende Fuchs jedoch findet und belebt ihn wieder, indem er ihn mit magischem Wasser besprenkelt. Gemeinsam kehren sie zum Königreich zurück, wo die älteren Brüder für ihre Taten bestraft werden. Schließlich heiratet der jüngste Bruder die Prinzessin, und der Fuchs verwandelt sich in einen Prinzen, der von einem Fluch befreit wurde. Zusammen erleben sie ein glückliches Leben voller Reichtum und Zufriedenheit.
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Kennzahl | Wert |
---|---|
Nummer | KHM 57 |
Aarne-Thompson-Uther-Index | ATU Typ 550 |
Übersetzungen | DE, EN, EL, DA, ES, PT, HU, IT, JA, NL, PL, RO, RU, TR, VI, ZH |
Lesbarkeitsindex nach Amstad | 74.5 |
Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 37.8 |
Flesch-Reading-Ease Index | 62.9 |
Flesch–Kincaid Grade-Level | 9.5 |
Gunning Fog Index | 10.8 |
Coleman–Liau Index | 11.5 |
SMOG Index | 10.9 |
Automated Readability Index | 10.4 |
Zeichen-Anzahl | 16.364 |
Anzahl der Buchstaben | 12.912 |
Anzahl der Sätze | 139 |
Wortanzahl | 2.787 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 20,05 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 495 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 17.8% |
Silben gesamt | 4.071 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,46 |
Wörter mit drei Silben | 250 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 9% |