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Ein König hatte eine Tochter, die war über alle Maßen schön, aber dabei so stolz und übermütig, dass ihr kein Freier gut genug war. Sie wies einen nach dem anderen ab, und trieb noch dazu Spott mit ihnen. Einmal ließ der König ein großes Fest anstellen, und lud dazu aus der Nähe und Ferne die heiratslustigen Männer ein. Sie wurden alle in eine Reihe nach Rang und Stand geordnet; erst kamen die Könige, dann die Herzöge, die Fürsten, Grafen und Freiherrn, zuletzt die Edelleute. Nun ward die Königstochter durch die Reihen geführt, aber an jedem hatte sie etwas auszusetzen. Der eine war ihr zu dick, „das Weinfass!“ sprach sie.
Der andere zu lang, „lang und schwank hat keinen Gang.“ Der dritte zu kurz, „kurz und dick hat kein Geschick.“ Der vierte zu blass, „der bleiche Tod!“ der fünfte zu rot, „der Zinshahn!“ der sechste war nicht gerad genug, „grünes Holz, hinterm Ofen getrocknet!“ Und so hatte sie an einem jeden etwas auszusetzen, besonders aber machte sie sich über einen guten König lustig, der ganz oben stand und dem das Kinn ein wenig krumm gewachsen war. „Ei,“ rief sie und lachte, „der hat ein Kinn, wie die Drossel einen Schnabel,“ und seit der Zeit bekam er den Namen „Drosselbart“. Der alte König aber, als er sah, dass seine Tochter nichts tat als über die Leute spotten, und alle Freier, die da versammelt waren, verschmähte, ward er zornig und schwur, sie sollte den ersten besten Bettler zum Manne nehmen, der vor seine Türe käme.
Ein paar Tage darauf hub ein Spielmann an unter dem Fenster zu singen, um damit ein geringes Almosen zu verdienen. Als es der König hörte, sprach er: „Lasst ihn heraufkommen.“ Da trat der Spielmann in seinen schmutzigen verlumpten Kleidern herein, sang vor dem König und seiner Tochter, und bat, als er fertig war, um eine milde Gabe. Der König sprach: „Dein Gesang hat mir so wohl gefallen, dass ich dir meine Tochter da zur Frau geben will.“ Die Königstochter erschrak, aber der König sagte: „Ich habe den Eid getan, dich dem ersten besten Bettelmann zu geben, den will ich auch halten.“ Es half keine Einrede, der Pfarrer ward geholt, und sie musste sich gleich mit dem Spielmann trauen lassen. Als das geschehen war, sprach der König: „Nun schickt sich’s nicht, dass du als ein Bettelweib noch Iänger in meinem Schloss bleibst, du kannst nur mit deinem Manne fortziehen.“ Der Bettelmann führte sie an der Hand hinaus, und sie musste mit ihm zu Fuß fortgehen.
Als sie in einen großen Wald kamen, da fragte sie: „Ach, wem gehört der schöne Wald?“
„Der gehört dem König Drosselbart; hättest du‘n genommen, so wär er dein.“
„Ich arme Jungfer zart, ach, hätte ich genommen den König Drosselbart!“
Darauf kamen sie über eine Wiese, da fragte sie wieder: „Wem gehört die schöne grüne Wiese?“
„Sie gehört dem König Drosselbart; hättest du’n genommen, so wär sie dein.“
„Ich arme Jungfer zart, ach, hätte ich genommen den König Drosselbart!“
Dann kamen sie durch eine große Stadt, da fragte sie wieder: „Wem gehört diese schöne große Stadt?“
„Sie gehört dem König Drosselbart, hättest du’n genommen, so wär sie dein.“
„Ich arme Jungfer zart, ach, hätte ich genommen den König Drosselbart!“
„Es gefällt mir gar nicht,“ sprach der Spielmann, „dass du dir immer einen anderen zum Mann wünschest: bin ich dir nicht gut genug?“ Endlich kamen sie an ein ganz kleines Häuschen, da sprach sie:
„Ach, Gott, was ist das Haus so klein! Wem mag das elende winzige Häuschen sein?“
Der Spielmann antwortete: „Das ist mein und dein Haus, wo wir zusammen wohnen.“ Sie musste sich bücken, damit sie zu der niedrigen Tür hineinkam. „Wo sind die Diener?“ sprach die Königstochter. „Was Diener!“ antwortete der Bettelmann, „du musst selber tun, was du willst getan haben. Mach nur gleich Feuer an und stell Wasser auf, dass du mir mein Essen kochst. Ich bin ganz müde.“ Die Königstochter verstand aber nichts vom Feueranmachen und Kochen, und der Bettelmann musste selber mit Hand anlegen, dass es noch so leidlich ging. Als sie die schmale Kost verzehrt hatten, legten sie sich zu Bett: aber am Morgen trieb er sie schon ganz früh heraus, weil sie das Haus besorgen sollte. Ein paar Tage lebten sie auf diese Art schlecht und recht, und zehrten ihren Vorrat auf. Da sprach der Mann: „Frau, so geht’s nicht länger, dass wir hier zehren und nichts verdienen. Du sollst Körbe flechten.“ Er ging aus, schnitt Weiden und brachte sie heim: da fing sie an zu flechten, aber die harten Weiden stachen ihr die zarten Hände wund. „Ich sehe, das geht nicht,“ sprach der Mann, „spinn lieber, vielleicht kannst du das besser.“
Sie setzte sich hin und versuchte zu spinnen, aber der harte Faden schnitt ihr bald in die weichen Finger, dass das Blut daran herunterlief. „Siehst du,“ sprach der Mann, „du taugst zu keiner Arbeit, mit dir bin ich schlimm angekommen. Nun will ich’s versuchen, und einen Handel mit Töpfen und irdenem Geschirr anfangen: du sollst dich auf den Markt setzen und die Ware feil halten.“ – „Ach,“ dachte sie, „wenn auf den Markt Leute aus meines Vaters Reich kommen, und sehen mich da sitzen und feil halten, wie werden sie mich verspotten!“ Aber es half nichts, sie musste sich fügen, wenn sie nicht Hungers sterben wollten. Das erste Mal ging’s gut, denn die Leute kauften der Frau, weil sie schön war, gern ihre Ware ab, und bezahlten, was sie forderte: ja, viele gaben ihr das Geld, und ließen ihr die Töpfe noch dazu. Nun lebten sie von dem Erworbenen, solange es dauerte, da handelte der Mann wieder eine Menge neues Geschirr ein.
Sie setzte sich damit an eine Ecke des Marktes, und stellte es um sich her und bot es an. Da kam plötzlich ein trunkener Reiter daher gejagt, und ritt geradezu in die Töpfe hinein, dass alles in tausend Scherben zersprang. Sie fing an zu weinen und wusste vor Angst nicht, was sie anfangen sollte. „Ach, wie wird mir‘s ergehen!“ rief sie, „was wird mein Mann dazu sagen!“ Sie lief heim und erzählte ihm das Unglück. „Wer setzt sich auch an die Ecke des Marktes mit irdenem Geschirr!“ sprach der Mann, „lass nur das Weinen, ich sehe wohl, du bist zu keiner ordentlichen Arbeit zu gebrauchen. Da bin ich in unseres Königs Schloss gewesen und habe gefragt, ob sie nicht eine Küchenmagd brauchen könnten, und sie haben mir versprochen, sie wollten dich dazu nehmen. Dafür bekommst du freies Essen.“
Nun ward die Königstochter eine Küchenmagd, musste dem Koch zur Hand gehen und die sauerste Arbeit tun. Sie machte sich in beiden Taschen ein Töpfchen fest, darin brachte sie nach Haus was ihr von dem übrig Gebliebenen zuteil ward, und davon nährten sie sich. Es trug sich zu, dass die Hochzeit des ältesten Königssohnes sollte gefeiert werden, da ging die arme Frau hinauf, stellte sich vor die Saaltür und wollte zusehen. Als nun die Lichter angezündet waren, und immer einer schöner als der andere hereintrat, und alles voll Pracht und Herrlichkeit war, da dachte sie mit betrübtem Herzen an ihr Schicksal und verwünschte ihren Stolz und Übermut, der sie erniedrigt und in so große Armut gestürzt hatte. Von den köstlichen Speisen, die da ein- und ausgetragen wurden, und von welchen der Geruch zu ihr aufstieg, warfen ihr Diener manchmal ein paar Brocken zu, die tat sie in ihr Töpfchen und wollte es heimtragen.
Auf einmal trat der Königssohn herein, war in Samt und Seide gekleidet und hatte goldene Ketten um den Hals. Und als er die schöne Frau in der Türe stehen sah, ergriff er sie bei der Hand und wollte mit ihr tanzen, aber sie weigerte sich und erschrak, denn sie sah, dass es der König Drosselbart war, der um sie gefreit und den sie mit Spott abgewiesen hatte. Ihr Sträuben half nichts, er zog sie in den Saal: da zerriss das Band, an welchem die Taschen hingen, und die Töpfe fielen heraus, dass die Suppe floss und die Brocken umhersprangen. Und wie das die Leute sahen, entstand ein allgemeines Gelächter und Spotten, und sie war so beschämt, dass sie sich lieber tausend Klafter unter die Erde gewünscht hätte. Sie sprang zur Türe hinaus und wollte entfliehen, aber auf der Treppe holte sie ein Mann ein und brachte sie zurück: und wie sie ihn ansah, war es wieder der König Drosselbart.
Er sprach ihr freundlich zu: „Fürchte dich nicht, ich und der Spielmann, der mit dir in dem elenden Häuschen gewohnt hat, sind eins: dir zuliebe habe ich mich so verstellt, und der Husar, der dir die Töpfe entzwei geritten hat, bin ich auch gewesen. Das alles ist geschehen, um deinen stolzen Sinn zu beugen und dich für deinen Hochmut zu strafen, womit du mich verspottet hast.“ Da weinte sie bitterlich und sagte: „Ich habe großes Unrecht gehabt und bin nicht wert, deine Frau zu sein.“ Er aber sprach: „Tröste dich, die bösen Tage sind vorüber, jetzt wollen wir unsere Hochzeit feiern.“ Da kamen die Kammerfrauen und taten ihr die prächtigsten Kleider an, und ihr Vater kam und der ganze Hof, und wünschten ihr Glück zu ihrer Vermählung mit dem König Drosselbart, und die rechte Freude fing jetzt erst an. Ich wollte, du und ich, wir wären auch dabei gewesen.
Hintergründe zum Märchen „König Drosselbart“
„König Drosselbart“ ist ein deutsches Märchen der Gebrüder Grimm (KHM 52). Es ist vom Typ Aarne-Thompson 900. Das Märchen wurde von den Gebrüdern Grimm 1812 in der ersten Ausgabe von Kinder- und Hausmärchen veröffentlicht und in der zweiten Ausgabe (1819) leicht modifiziert. Ihre Quellen waren die Familie Hassenpflug aus Hanau, ergänzt durch Ludowine Haxthausen und die Freundin und spätere Ehefrau von Wilhelm Grimm, Dortchen Wild. Die Geschichte handelt von einer stolzen Prinzessin, die demütigende Erfahrungen macht und dabei wichtige Lebenslektionen lernt.
Die Brüder Grimm sammelten Geschichten aus verschiedenen mündlichen und schriftlichen Quellen, um ihre Märchensammlung zu erstellen. „König Drosselbart“ wurde wahrscheinlich von verschiedenen Volkserzählungen beeinflusst, die in verschiedenen Regionen Europas, wie Deutschland und Frankreich, kursierten. Ähnliche Motive finden sich auch in anderen Märchen, wie „Die stolze Prinzessin“ aus der Sammlung von Ludwig Bechstein und Charles Perraults „Riquet mit der Locke“. „König Drosselbart“ enthält mehrere wiederkehrende Motive und Themen, die in vielen Märchen der Gebrüder Grimm zu finden sind, wie die Charakterentwicklung durch persönliche Herausforderungen, Demut, die Überwindung von Stolz und Vorurteilen, sowie die Fähigkeit, Liebe und Mitgefühl zu entwickeln.
Das Märchen vermittelt eine moralische Botschaft, indem es zeigt, wie die Prinzessin durch ihre Erfahrungen und Demütigungen lernt, ihre Fehler einzusehen und sich persönlich weiterzuentwickeln. Diese Erkenntnisse ermöglichen es ihr, eine bessere Person zu werden, die letztendlich fähig ist, wahre Liebe und Glück zu erfahren. „König Drosselbart“ hat im Laufe der Jahre zahlreiche Adaptionen und Neuinterpretationen in verschiedenen Medien erfahren, darunter Film, Theater, Literatur und Musik. Diese Adaptionen haben dazu beigetragen, die Geschichte und ihre moralischen Botschaften einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und sie in das kulturelle Bewusstsein einzubetten.
„König Drosselbart“ ist ein klassisches Märchen der Gebrüder Grimm, das wichtige moralische Lektionen über Demut, persönliche Entwicklung und die Bedeutung von Liebe und Mitgefühl vermittelt. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie die Gebrüder Grimm Volkserzählungen sammelten und bearbeiteten, um ihre eigene einzigartige Sammlung von Geschichten zu schaffen.
Interpretationen zum Märchen „König Drosselbart“
„König Drosselbart“ der Gebrüder Grimm kann auf verschiedene Weise interpretiert werden, wobei einige Schwerpunkte auf den moralischen Botschaften, den Charakteren und den sozialen Aspekten der Geschichte liegen.
Moralische Botschaften: Eine zentrale Interpretation des Märchens konzentriert sich auf die moralischen Botschaften, die es vermittelt. Die Prinzessin muss ihren Stolz überwinden, um zu erkennen, dass die wahre Schönheit eines Menschen in seinem Charakter und seinen Handlungen liegt. Sie lernt Demut und entwickelt Mitgefühl und Verständnis für andere, insbesondere für diejenigen, die nicht so privilegiert sind wie sie.
Persönliche Entwicklung: Die Geschichte von „König Drosselbart“ kann auch als eine Erzählung über persönliches Wachstum und Reifung verstanden werden. Die Prinzessin durchläuft eine tiefgreifende Veränderung, indem sie die Schwierigkeiten und Herausforderungen des Lebens bewältigt und schließlich eine bessere, reifere Person wird. Diese Interpretation legt nahe, dass manchmal Demut und das Ertragen von Schwierigkeiten notwendig sind, um persönliche Entwicklung zu erreichen.
Geschlechterrollen und soziale Normen: Das Märchen kann auch im Kontext der Geschlechterrollen und sozialen Normen der damaligen Zeit interpretiert werden. Die Prinzessin wird zunächst als stolze, egozentrische Frau dargestellt, die sich weigert, sich an die gesellschaftlichen Erwartungen anzupassen. In der Geschichte wird sie jedoch dazu gebracht, ihre Rolle als demütige, gehorsame Frau anzunehmen. Aus einer modernen Perspektive könnten einige Kritiker argumentieren, dass dies eine problematische Darstellung von Geschlechterrollen und Machtverhältnissen ist.
Liebe und Vergebung: Schließlich kann das Märchen auch als eine Geschichte über Liebe und Vergebung interpretiert werden. Trotz ihrer anfänglichen Ablehnung und Bosheit gelingt es König Drosselbart, die Prinzessin dazu zu bringen, ihre Fehler einzusehen und sich zu ändern. Am Ende offenbart er seine wahre Identität, verzeiht ihr und nimmt sie als seine Frau. Diese Interpretation betont die Bedeutung von Liebe, Vergebung und die Fähigkeit, das Gute in anderen zu erkennen.
Insgesamt bieten die unterschiedlichen Interpretationen des Märchens „König Drosselbart“ verschiedene Perspektiven auf die Geschichte und ihre Bedeutung. Die moralischen Botschaften und Charakterentwicklung bleiben jedoch zentrale Aspekte, die das Märchen zu einer zeitlosen Erzählung machen.
Handlung und Zusammenfassung des Märchen
Eine schöne, aber verwöhnte und oberflächliche Prinzessin kritisiert alle ihre Anwärter unhöflich, weil sie zu stolz ist. Von dem letzten ist sie beeindruckt, aber ihr Stolz lässt sie ihn nicht akzeptieren. Er ist ein junger König mit einem so dichten Bart, dass er für sie wie der Schnabel einer Drossel aussieht, so dass sie ihn auf grausame Weise zum König Drosselbart tauft. Er geht im Zorn. Ihr Vater, verärgert und verärgert darüber, wie sie alle verachtet hat, schwört, dass der erste Mann, der am nächsten Tag in den Palast kommt, sei er nun ein Adliger oder ein Bauer, ihr Mann wird. Währenddessen belauscht ein unbekannter Fremder das Gespräch.
Als am nächsten Tag ein junger Minnesänger mit glatt rasiertem Gesicht im Palast erscheint, bietet der König die Hand seiner Tochter zur Heirat an. Er missbilligt die sofortige Heirat mit ihr, da sie weder stark aussieht noch zu praktischer Arbeit fähig zu sein scheint. Er stellt jedoch fest, dass die Armen nicht wählerisch sein können, und erklärt sich bereit, sie zu heiraten. Sie widersetzt sich vehement, weil er ein Bürgerlicher ist, aber der König hat sein Wort gegeben. Sie heiratet ihn, und er bringt sie vom Palast weg in sein Haus.
Auf dem Weg zum Haus des Minnesängers kommen sie an den schönen Ländereien und Besitztümern vorbei, die König Drosselbart gehören, und die Prinzessin beginnt zu bedauern, ihn verachtet zu haben. Sie kommen in sein Haus, ein Haus, das nur für Schweine geeignet ist. Er behandelt sie, als wäre sie eine Bürgerliche, und sie ist verärgert, dass sie nun für ihren Lebensunterhalt arbeiten muss. Er lässt sie praktische Arbeiten verrichten und Töpferwaren verkaufen, wozu sie völlig unfähig ist. Zutiefst verärgert über sie, sagt er ihr, die einzige Arbeit, die ihr noch bleibt, sei die Arbeit als Bedienstete in der nahe gelegenen Burg eines jungen Königs: König Drosselbart.
Die Prinzessin schämt sich zunächst, dass sie im Palast eines Freier arbeiten muss, den sie so scharf verachtet hat, und bedauert dies zutiefst, legt aber ihren Stolz beiseite, als sie erkennt, dass ihr Mann auf ihre Hilfe im Haushalt angewiesen ist. Schließlich schluckt sie den letzten Rest ihres Stolzes hinunter und wird so mitfühlend, dass sie den Mäusen, die in ihrem Haus leben, Essensreste zuwirft, weil sie merkt, dass auch sie hungrig sind. Gerade als ihr Leben reibungslos verläuft, entdeckt die Prinzessin eines Tages, dass König Drosselbart heiraten will. Sie wird von ihm in den großen Saal zu einem Tanz gezwungen. Dadurch platzen ihre Taschen mit Essensresten auf, die sich über den ganzen Boden verteilen und alle lachen. Es ist ihr so peinlich, dass sie weinend aus dem Saal flieht.
Doch sehr zur Überraschung der Prinzessin hilft ihr jemand auf. In Pracht gekleidet ist es der Minnesänger, der lächelt und fragt, warum sie an ihrem Hochzeitstag weint. Sie ist schockiert, als sie entdeckt, dass er wirklich König Drosselbart ist. Er hat sich trotz ihrer Verachtung in sie verliebt und sie heimlich durch das Gelübde ihres Vaters geheiratet. Ihre Torturen sollten sie von ihrem Stolz, ihrer Verwöhntheit und der Strafe für ihre Grausamkeit ihm gegenüber heilen. Sie schämt sich für sich selbst und dankt ihm dafür, dass er sie gelehrt hat, anderen gegenüber Mitgefühl zu zeigen, und dass sie es nicht wert ist, seine Frau zu sein. Aber er vergibt ihr, denn er hat gesehen, dass ihre Erfahrungen sie verändert haben. Bei der Hochzeit heiraten sie mit ihrem Vater. Sie bittet ihn vor dem ganzen Gericht, seinen Bart nachwachsen zu lassen. Von da an kennt man ihn unter keinem anderen Namen als König Drosselbart, und sie alle leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Adaptionen von König Drosselbart
Im Laufe der Jahre wurde das Märchen „König Drosselbart“ der Gebrüder Grimm in verschiedenen Medien adaptiert und neu interpretiert. Hier sind einige konkrete Beispiele für solche Adaptionen:
Film: Es gibt mehrere Filmadaptionen von „König Drosselbart“, sowohl in Spielfilm- als auch in Animationsform. Eine der bekanntesten ist der DEFA-Film „König Drosselbart“ aus dem Jahr 1954, bei dem Walter Beck Regie führte und Karin Hübner und Heinz Klevenow die Hauptrollen spielten. Die Geschichte wurde 1969 als sowjetische Karikatur Die kapriziöse Prinzessin verfilmt (Капризная принцесса).
Fernsehproduktionen: „König Drosselbart“ wurde auch für das Fernsehen adaptiert, beispielsweise als Teil der Reihe „Grimms Märchen“ im deutschen Fernsehen. Die 1971 erschienene Episode wurde von Wolfgang Liebeneiner inszeniert und von Käthe Gold und Dietmar Schönherr gespielt. Eine Version der Geschichte erscheint auch als eine Episode der Zeichentrickserie Simsala Grimm. In dieser Version heißt die Prinzessin Konstanz, während König Drosselbart Conrad heißt. Darüber hinaus verfügt Konstanz‘ Vater, dass sie mit dem nächsten Minnesänger, der ins Schloss kommt, verheiratet wird. In der Comicserie Fables von Bill Willingham ist Drosselbart eine Fabel, die in Fabletown angesiedelt ist und erstmals in Fables Vol. 4 erscheint.
Theater und Musik: „König Drosselbart“ wurde mehrfach für die Bühne adaptiert, unter anderem als Theaterstück, Musical und Oper. Ein Beispiel ist das Musical „König Drosselbart“ von Andreas Lichtenberger, das 2013 uraufgeführt wurde und seitdem erfolgreich in verschiedenen Theatern in Deutschland gespielt wurde.
Kinder- und Jugendliteratur: Das Märchen wurde in zahlreichen Kinder- und Jugendbüchern adaptiert und neu erzählt, oft mit Illustrationen und modernisierten Texten. Ein Beispiel ist das Bilderbuch „König Drosselbart“ von Doris Dörrie und Julia Kaergel, das 2011 veröffentlicht wurde. Das Märchen wird in einer Episode von Grimms Märchenklassikern unter dem Titel König Grizzlebart nacherzählt. In dieser Version lautet der Name der Prinzessin Elena. Darüber hinaus ordnet ihr Vater an, dass Elena mit dem Mann mit dem niedrigsten Stand verheiratet wird, der am nächsten Tag ins Schloss kommt. Sie erschien als Märchenbuch und Kassette als Teil der Märchenreihe „Es war einmal vor langer Zeit“ unter dem Titel „König Grobian“. Eine Version wird in dem Buch Diener des Drachen von David Drake erzählt.
Hörspiele und Hörbücher: Es gibt verschiedene Hörspiel- und Hörbuchadaptionen von „König Drosselbart“, die den Märchenstoff für Kinder und Erwachsene neu interpretieren. Ein Beispiel ist das Hörspiel „König Drosselbart“ aus der Hörspielreihe „Die schönsten Märchen der Brüder Grimm“ von EUROPA, das die Geschichte mit Musik und einer talentierten Sprecherbesetzung zum Leben erweckt.
Diese Beispiele zeigen, dass „König Drosselbart“ über die Jahre hinweg in verschiedenen Medien und Stilrichtungen adaptiert und neu interpretiert wurde, um die zeitlose Geschichte und ihre moralischen Botschaften einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Kennzahl | Wert |
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Nummer | KHM 52 |
Aarne-Thompson-Uther-Index | ATU Typ 900 |
Übersetzungen | DE, EN, DA, ES, PT, FI, HU, IT, JA, NL, PL, RO, RU, TR, VI, ZH |
Lesbarkeitsindex nach Amstad | 76.7 |
Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 34.9 |
Flesch-Reading-Ease Index | 65.3 |
Flesch–Kincaid Grade-Level | 8.7 |
Gunning Fog Index | 9.6 |
Coleman–Liau Index | 11.3 |
SMOG Index | 10.3 |
Automated Readability Index | 9.4 |
Zeichen-Anzahl | 9.039 |
Anzahl der Buchstaben | 7.056 |
Anzahl der Sätze | 84 |
Wortanzahl | 1.534 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 18,26 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 255 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 16.6% |
Silben gesamt | 2.231 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,45 |
Wörter mit drei Silben | 126 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 8.2% |