Vorlesezeit für Kinder: 14 min
Vor einem großen Walde lebte ein Holzhacker mit seiner Frau, der hatte nur ein einziges Kind, das war ein Mädchen von drei Jahren. Sie waren aber so arm, dass sie nicht mehr das tägliche Brot hatten und nicht wussten, was sie ihm sollten zu essen geben. Eines Morgens ging der Holzhacker voller Sorgen hinaus in den Wald an seine Arbeit, und wie er da Holz hackte, stand auf einmal eine schöne große Frau vor ihm, die hatte eine Krone von leuchtenden Sternen auf dem Haupt und sprach zu ihm: „Ich bin die Jungfrau Maria, die Mutter des Christkindleins: du bist arm und dürftig, bring mir dein Kind, ich will es mit mir nehmen, seine Mutter sein und für es sorgen.“ Der Holzhacker gehorchte, holte sein Kind und übergab es der Jungfrau Maria, die nahm es mit sich hinauf in den Himmel.
Da ging es ihm wohl, es aß Zuckerbrot und trank süße Milch, und seine Kleider waren von Gold, und die Englein spielten mit ihm. Als es nun vierzehn Jahr alt geworden war, rief es einmal die Jungfrau Maria zu sich und sprach: „Liebes Kind, ich habe eine große Reise vor, da nimm die Schlüssel zu den dreizehn Türen des Himmelreichs in Verwahrung: zwölf davon darfst du aufschließen und die Herrlichkeiten darin betrachten, aber die dreizehnte, wozu dieser kleine Schlüssel gehört, die ist dir verboten: hüte dich, dass du sie nicht aufschließest, sonst wirst du unglücklich.“
Das Mädchen versprach, gehorsam zu sein, und als nun die Jungfrau Maria weg war, fing sie an und besah die Wohnungen des Himmelreichs: jeden Tag schloss es eine auf, bis die Zwölf herum waren. In jeder aber saß ein Apostel, und war von großem Glanz umgeben, und es freute sich über all die Pracht und Herrlichkeit, und die Englein, die es immer begleiteten, freuten sich mit ihm. Nun war die verbotene Tür allein noch übrig, da empfand es eine große Lust zu wissen, was dahinter verborgen wäre, und sprach zu den Englein: „Ganz aufmachen will ich sie nicht und will auch nicht hineingehen, aber ich will sie aufschließen, damit wir ein wenig durch den Ritz sehen.“
„Ach nein,“ sagten die Englein, „das wäre Sünde: die Jungfrau Maria hat’s verboten, und es könnte leicht dein Unglück werden.“ Da schwieg es still, aber die Begierde in seinem Herzen schwieg nicht still, sondern nagte und pickte ordentlich daran und ließ ihm keine Ruhe. Und als die Englein einmal alle hinausgegangen waren, dachte es: Nun bin ich ganz allein und könnte hineingucken, es weiß es ja niemand, wenn ich’s tue. Es suchte den Schlüssel heraus, und als es ihn in der Hand hielt, steckte es ihn auch in das Schloss, und als es ihn hineingesteckt hatte, drehte es auch um. Da sprang die Türe auf, und es sah da die Dreieinigkeit im Feuer und Glanz sitzen. Es blieb ein Weilchen stehen und betrachtete alles mit Erstaunen, dann rührte es ein wenig mit dem Finger an den Glanz, da ward der Finger ganz golden. Alsbald empfand es eine gewaltige Angst, schlug die Türe heftig zu und lief fort. Die Angst wollte auch nicht wieder weichen, es mochte anfangen, was es wollte, und das Herz klopfte in einem fort und wollte nicht ruhig werden: auch das Gold blieb an dem Finger und ging nicht ab, es mochte waschen und reiben, so viel es wollte.
Gar nicht lange, so kam die Jungfrau Maria von ihrer Reise zurück. Sie rief das Mädchen zu sich und forderte ihm die Himmelsschlüssel wieder ab. Als es den Bund hinreichte, blickte ihm die Jungfrau in die Augen und sprach: „Hast du auch nicht die dreizehnte Tür geöffnet?“ – „Nein,“ antwortete es. Da legte sie ihre Hand auf sein Herz, fühlte, wie es klopfte und klopfte, und merkte wohl, dass es ihr Gebot übertreten und die Türe aufgeschlossen hatte. Da sprach sie noch einmal: „Hast du es gewiss nicht getan?“ – „Nein,“ sagte das Mädchen zum zweiten Mal. Da erblickte sie den Finger, der von der Berührung des himmlischen Feuers golden geworden war, sah wohl, dass es gesündigt hatte, und sprach zum dritten Mal: „Hast du es nicht getan?“ – „Nein,“ sagte das Mädchen zum dritten Mal. Da sprach die Jungfrau Maria: „Du hast mir nicht gehorcht, und hast noch dazu gelogen, du bist nicht mehr würdig, im Himmel zu sein.“
Da versank das Mädchen in einen tiefen Schlaf, und als es erwachte, lag es unten auf der Erde, mitten in einer Wildnis. Es wollte rufen, aber es konnte keinen Laut hervorbringen. Es sprang auf und wollte fortlaufen, aber wo es sich hinwendete, immer ward es von dichten Dornhecken zurückgehalten, die es nicht durchbrechen konnte. In der Einöde, in welche es eingeschlossen war, stand ein alter hohler Baum, das musste seine Wohnung sein. Da kroch es hinein, wenn die Nacht kam, und schlief darin, und wenn es stürmte und regnete, fand es darin Schutz: aber es war ein jämmerliches Leben, und wenn es daran dachte, wie es im Himmel so schön gewesen war, und die Engel mit ihm gespielt hatten, so weinte es bitterlich. Wurzeln und Waldbeeren waren seine einzige Nahrung, die suchte es sich, soweit es kommen konnte. Im Herbst sammelte es die herabgefallenen Nüsse und Blätter und trug sie in die Höhle, die Nüsse waren im Winter seine Speise, und wenn Schnee und Eis kam, so kroch es wie ein armes Tierchen in die Blätter, dass es nicht fror. Nicht lange, so zerrissen seine Kleider und fiel ein Stück nach dem anderen vom Leibe herab. Sobald dann die Sonne wieder warm schien, ging es heraus und setzte sich vor den Baum, und seine langen Haare bedeckten es von allen Seiten wie ein Mantel. So saß es ein Jahr nach dem anderen und fühlte den Jammer und das Elend der Welt.
Einmal, als die Bäume wieder in frischem Grün standen, jagte der König des Landes in dem Wald und verfolgte ein Reh, und weil es in das Gebüsch geflohen war, das den Waldplatz einschloss, stieg er vom Pferd, riss das Gestrüppe auseinander und hieb sich mit seinem Schwert einen Weg. Als er endlich hindurchgedrungen war, sah er unter dem Baum ein wunderschönes Mädchen sitzen, das saß da und war von seinem goldenen Haar bis zu den Fußzehen bedeckt. Er stand still und betrachtete es voll Erstaunen, dann redete er es an und sprach: „Wer bist du? warum sitzest du hier in der Einöde?“ Es gab aber keine Antwort, denn es konnte seinen Mund nicht auftun. Der König sprach weiter: „Willst du mit mir auf mein Schloss gehen?“ Da nickte es nur ein wenig mit dem Kopf. Der König nahm es auf seinen Arm, trug es auf sein Pferd und ritt mit ihm heim, und als er auf das königliche Schloss kam, ließ er ihm schöne Kleider anziehen und gab ihm alles im Überfluss. Und ob es gleich nicht sprechen konnte, so war es doch schön und holdselig, dass er es von Herzen lieb gewann, und es dauerte nicht lange, da vermählte er sich mit ihm.
Als etwa ein Jahr verflossen war, brachte die Königin einen Sohn zur Welt. Darauf in der Nacht, wo sie allein in ihrem Bette lag, erschien ihr die Jungfrau Maria und sprach: „Willst du die Wahrheit sagen und gestehen, dass du die verbotene Tür aufgeschlossen hast, so will ich deinen Mund öffnen und dir die Sprache wiedergeben: verharrst du aber in der Sünde und leugnest hartnäckig, so nehme ich dein neugeborenes Kind mit mir.“ Da war der Königin verliehen zu antworten, sie blieb aber verstockt und sprach: „Nein, ich habe die verbotene Tür nicht aufgemacht,“ und die Jungfrau Maria nahm das neugeborene Kind ihr aus den Armen und verschwand damit. Am anderen Morgen, als das Kind nicht zu finden war, ging ein Gemurmel unter den Leuten, die Königin wäre eine Menschenfresserin und hätte ihr eigenes Kind umgebracht. Sie hörte alles und konnte nichts dagegen sagen, der König aber wollte es nicht glauben, weil er sie so lieb hatte.
Nach einem Jahr gebar die Königin wieder einen Sohn. In der Nacht trat auch wieder die Jungfrau Maria zu ihr herein und sprach: „Willst du gestehen, dass du die verbotene Türe geöffnet hast, so will ich dir dein Kind wiedergeben und deine Zunge lösen: verharrst du aber in der Sünde und leugnest, so nehme ich auch dieses Neugeborene mit mir.“ Da sprach die Königin wiederum: „Nein, ich habe die verbotene Tür nicht geöffnet,“ und die Jungfrau nahm ihr das Kind aus den Armen weg und mit sich in den Himmel. Am Morgen, als das Kind abermals verschwunden war, sagten die Leute ganz laut, die Königin hätte es verschlungen, und des Königs Räte verlangten, dass sie sollte gerichtet werden. Der König aber hatte sie so lieb, dass er es nicht glauben wollte, und befahl den Räten bei Leibes- und Lebensstrafe, nicht mehr darüber zu sprechen.
Im nächsten Jahr gebar die Königin ein schönes Töchterlein, da erschien ihr zum dritten Mal nachts die Jungfrau Maria und sprach: „Folge mir.“ Sie nahm sie bei der Hand und führte sie in den Himmel, und zeigte ihr da ihre beiden ältesten Kinder, die lachten sie an und spielten mit der Weltkugel. Als sich die Königin darüber freute, sprach die Jungfrau Maria: „Ist dein Herz noch nicht erweicht? wenn du eingestehst, dass du die verbotene Tür geöffnet hast, so will ich dir deine beiden Söhnlein zurückgeben.“ Aber die Königin antwortete zum dritten Mal: „Nein, ich habe die verbotene Tür nicht geöffnet.“ Da ließ sie die Jungfrau wieder zur Erde hinabsinken und nahm ihr auch das dritte Kind. Am anderen Morgen, als es ruchbar ward, riefen alle Leute laut: „Die Königin ist eine Menschenfresserin, sie muss verurteilt werden,“ und der König konnte seine Räte nicht mehr zurückweisen. Es ward ein Gericht über sie gehalten, und weil sie nicht antworten und sich nicht verteidigen konnte, ward sie verurteilt, auf dem Scheiterhaufen zu sterben.
Das Holz wurde zusammengetragen, und als sie an einen Pfahl festgebunden war und das Feuer ringsumher zu brennen anfing, da schmolz das harte Eis des Stolzes und ihr Herz ward von Reue bewegt, und sie dachte: „könnt ich nur noch vor meinem Tode gestehen, dass ich die Tür geöffnet habe,“ da kam ihr die Stimme, dass sie laut ausrief: „Ja, Maria, ich habe es getan!“ Und alsbald fing der Himmel an zu regnen und löschte die Feuerflammen, und über ihr brach ein Licht hervor, und die Jungfrau Maria kam herab und hatte die beiden Söhnlein zu ihren Seiten und das neugeborene Töchterlein auf dem Arm. Sie sprach freundlich zu ihr: „Wer seine Sünde bereut und eingesteht, dem ist sie vergeben,“ und reichte ihr die drei Kinder, löste ihr die Zunge und gab ihr Glück für das ganze Leben.
Hintergründe zum Märchen „Marienkind“
„Marienkind“ (auch „Kind der Muttergottes“ oder „Kind der heiligen Maria“) ist ein deutsches Märchen, das 1812 von den Brüdern Grimm veröffentlicht wurde (KHM 3). Es ist als Aarne-Thompson-Typ 710 klassifiziert. „Marienkind“ hat seine Wurzeln in der deutschen Volksmärchentradition. Die Geschichte wurde mündlich überliefert, bevor sie von den Gebrüder Grimm aufgeschrieben wurde. Die Brüder sammelten die Geschichte zusammen mit vielen anderen Märchen, um die deutsche Kultur und Folklore zu bewahren.
Im Gegensatz zu vielen anderen Märchen der Gebrüder Grimm hat „Marienkind“ einen starken religiösen Bezug. Die Handlung dreht sich um die Jungfrau Maria, die Mutter Jesu, und stellt sie als mütterliche und beschützende Figur dar. Die Geschichte enthält auch Themen wie Erlösung und göttliche Gnade. „Marienkind“ enthält einige typische Märchenmotive, wie die Prüfung der Hauptfigur, die Verlockungen durch das Böse und die letztendliche Reue und Erlösung. Die Symbole in der Geschichte, wie das goldene Tor, das Paradies und die drei Nüsse, sind eng mit christlichen Vorstellungen und Bildern verknüpft.
„Marienkind“ weist Ähnlichkeiten mit anderen Märchen auf, die sich mit religiösen Themen und moralischen Lektionen befassen. Zum Beispiel erinnert die Geschichte an das Märchen „Frau Holle“, in dem die Hauptfigur ebenfalls auf die Probe gestellt wird und eine göttliche Belohnung oder Bestrafung erhält, abhängig von ihrem Verhalten. Insgesamt ist „Marienkind“ ein interessantes Beispiel für ein religiös geprägtes Märchen der Gebrüder Grimm. Die Geschichte verbindet traditionelle Märchenmotive und christliche Symbolik, um eine moralische Botschaft zu vermitteln und die Bedeutung von Gehorsam, Reue und göttlicher Gnade hervorzuheben.
Interpretationen zum Märchen „Marienkind“
„Marienkind“ ist ein Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm und trägt die Nummer 3 in der Klassifikation der Kinder- und Hausmärchen (KHM 3). Das Märchen stammt aus der deutschen Volkstradition und wurde von den Brüdern Grimm im 19. Jahrhundert gesammelt und veröffentlicht. „Marienkind“ ist ein Märchen mit starken religiösen Motiven und lässt sich auf verschiedene Weise interpretieren. Hier sind einige mögliche Interpretationsansätze:
Gehorsam und Sünde: Die Hauptfigur des Märchens wird auf die Probe gestellt, indem sie der Versuchung widerstehen muss, Gottes Gebote zu brechen. Ihre Entscheidung, ungehorsam zu sein, führt zu ihrer Bestrafung. Diese Interpretation betont die Bedeutung von Gehorsam gegenüber göttlichen Geboten und die Folgen der Sünde.
Reue und Vergebung: Nachdem das Mädchen ihre Fehler erkannt hat und aufrichtig bereut, wird sie von der Jungfrau Maria und letztendlich von Gott vergeben. Diese Interpretation zeigt die Bedeutung von Reue und die Kraft der göttlichen Vergebung, selbst für diejenigen, die gesündigt haben.
Göttliche Gnade und Erlösung: Trotz ihrer Sünden erhält das Mädchen am Ende des Märchens göttliche Gnade und Erlösung. Diese Interpretation betont die bedingungslose Liebe und Barmherzigkeit Gottes, der bereit ist, Sünder zu erlösen, die aufrichtig bereuen.
Himmel und Hölle: Die Darstellung von Himmel und Hölle im Märchen zeigt die Belohnungen für die Rechtschaffenen und die Bestrafung für die Sünder. Diese Interpretation verdeutlicht das Konzept des Jenseits im christlichen Glauben und die Notwendigkeit, ein gottgefälliges Leben zu führen, um das ewige Glück im Himmel zu erlangen.
Die Rolle der Jungfrau Maria: Die Jungfrau Maria wird als liebevolle und barmherzige Mutterfigur dargestellt, die bereit ist, das Mädchen zu beschützen und ihr beizustehen, selbst wenn sie gesündigt hat. Diese Interpretation betont die besondere Rolle der Jungfrau Maria im christlichen Glauben als Vermittlerin der göttlichen Gnade und Fürsprecherin der Sünder.
Insgesamt bietet das Märchen „Marienkind“ verschiedene Interpretationsmöglichkeiten, die sich auf Themen wie Gehorsam, Sünde, Reue, Vergebung, göttliche Gnade und Erlösung konzentrieren. Die Geschichte dient als moralische Lektion und betont die Bedeutung eines gottgefälligen Lebens im christlichen Glauben.
Adaptionen zum Märchen „Marienkind“
Obwohl „Marienkind“ nicht so bekannt ist wie einige andere Märchen der Gebrüder Grimm, gibt es dennoch einige Adaptionen und künstlerische Interpretationen der Geschichte:
Illustrierte Ausgaben: „Marienkind“ wurde in verschiedenen Ausgaben der Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm veröffentlicht, oft mit Illustrationen, die die Geschichte visuell darstellen. Künstler wie Arthur Rackham, Otto Ubbelohde und andere haben das Märchen in ihren Werken interpretiert.
Theater- und Puppentheateraufführungen: „Marienkind“ wurde gelegentlich als Theaterstück oder Puppentheater inszeniert, um die religiösen und moralischen Botschaften des Märchens zu vermitteln. In Schulen und Kirchengemeinden kann das Stück als pädagogisches Werkzeug verwendet werden, um Kindern christliche Werte und Lehren näherzubringen.
Hörbücher und Hörspiele: Es gibt Hörbuch- und Hörspielfassungen von „Marienkind“, die das Märchen in einem akustischen Format präsentieren. Diese Adaptionen können Kindern helfen, die Geschichte besser zu verstehen und sich auf die zugrunde liegenden moralischen und religiösen Botschaften zu konzentrieren.
Musikalische Interpretationen: Obwohl es keine spezifischen Opern oder Musicals gibt, die auf „Marienkind“ basieren, haben einige Komponisten und Musiker das Märchen als Inspiration für ihre Werke verwendet. Lieder und Kompositionen, die sich auf die Handlung oder die Themen des Märchens beziehen, können als Adaptionen betrachtet werden.
Film- und Fernsehadaptionen: Es gibt keine weit verbreiteten Film- oder Fernsehadaptionen von „Marienkind“. Allerdings könnten lokale oder weniger bekannte Produktionen existieren, die die Geschichte auf die Leinwand oder den Bildschirm gebracht haben. Es ist auch möglich, dass Elemente von „Marienkind“ in anderen Märchenadaptionen erscheinen, die sich auf religiöse Themen konzentrieren.
„Marienkind“ ist kein besonders bekanntes Märchen, daher sind Adaptionen und künstlerische Interpretationen seltener als bei anderen Geschichten der Gebrüder Grimm. Dennoch sind einige Versionen und Darstellungen des Märchens in verschiedenen Medien verfügbar, die die religiösen und moralischen Botschaften der Geschichte betonen.
Zusammenfassung des Märchen „Marienkind“
„Marienkind“ ist ein Märchen der Gebrüder Grimm, das die Geschichte eines armen, frommen Mädchen erzählt, das bei seiner Taufe von der Jungfrau Maria als Patin ausgewählt wird. Maria nimmt das Mädchen, als es 14 Jahre alt ist, zu sich in den Himmel, wo es sieben Jahre lang lebt. Im Himmel hilft das Mädchen Maria, das Haus in Ordnung zu halten. Eines Tages, als Maria das Haus verlässt, warnt sie das Mädchen, nicht in das Zimmer hinter der verbotenen Tür zu gehen. Neugierig geworden, ignoriert das Mädchen die Warnung und öffnet die Tür. Dort sieht es Gott sitzend auf einem Lichtstrahl, umgeben von den Heiligen. In der Mitte des Raumes steht ein großes, goldenes Rad.
Das Mädchen ist fasziniert von dem Anblick und berührt das Rad, woraufhin ihr Finger golden wird. Als Maria zurückkehrt, bemerkt sie den goldenen Finger und weiß, dass das Mädchen ihre Anweisungen missachtet hat. Trotzdem gibt Maria dem Mädchen noch zwei weitere Chancen, ihr zu gehorchen. Doch das Mädchen erliegt jedes Mal der Versuchung und öffnet erneut die verbotene Tür. Schließlich verbannt Maria das Mädchen aus dem Himmel und schickt es zurück zur Erde. Dort wird das Mädchen von Gottes Zorn getroffen: Es kann weder sprechen noch sehen und hören. Es ist nun auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen.
Das Mädchen bereut seine Taten zutiefst und leidet viele Jahre unter seiner Strafe. Eines Tages, als es in einem Wald betet, erscheint Maria und gibt dem Mädchen drei Nüsse. Sie sagt, dass das Mädchen eine Nuss öffnen soll, wenn es in größter Not ist. Nachdem Maria verschwunden ist, kehren dem Mädchen seine Sprache, sein Gehör und sein Augenlicht zurück. Das Mädchen trifft schließlich einen König, der von seiner Schönheit beeindruckt ist und sie zur Frau nehmen möchte. Doch der König stellt das Mädchen auf die Probe, indem er es auffordert, ein Hemd aus einer der Nüsse zu nähen. Das Mädchen öffnet die erste Nuss, und darin befindet sich ein winziges, prächtiges Hemd.
Der König ist zufrieden und heiratet das Mädchen. Als sie schwanger wird, versucht die Stiefmutter des Königs, sie zu vergiften. Das Mädchen öffnet die zweite Nuss, um sich zu retten, und findet darin einen lebensrettenden Apfel. Schließlich wird das Kind geboren, und die Stiefmutter entführt es. Das Mädchen öffnet die dritte Nuss und findet darin einen Schlüssel, der zu einer verborgenen Kammer führt, in der sich das entführte Kind befindet. Nachdem das Mädchen seine Unschuld bewiesen hat, wird die böse Stiefmutter bestraft. Das Mädchen und der König leben glücklich und zufrieden zusammen und ziehen ihr Kind auf. Das Mädchen ist dankbar für die Hilfe der Jungfrau Maria und die Möglichkeit, seine Fehler wiedergutzumachen.
Die Handlung des Märchen „Marienkind“
Ein armer Holzfäller und seine Frau hatten eine drei Jahre alte Tochter, die sie nicht ernähren konnten. Die Jungfrau Maria erschien dem Holzfäller und versprach, sich um das Kind zu kümmern, also gaben er ihr das Kind. Sie wuchs glücklich im Himmel auf. Eines Tages musste die Jungfrau auf eine Reise gehen und gab dem Mädchen mehrere Schlüssel und sagte ihr, sie könne zwölf Türen öffnen, aber nicht die dreizehnte. Sie öffnete die ersten zwölf und fand die Apostel hinter ihnen. Dann öffnete sie die dreizehnte Tür. Dahinter befand sich die Dreifaltigkeit, und ihr Finger wurde mit Gold befleckt. Sie versuchte, ihn zu verstecken. Die Jungfrau Maria sagte, sie könne nicht länger wegen ihres Ungehorsams und ihrer Lügen bleiben.
Sie schlief ein und erwachte, um sich in einem Wald wiederzufinden. Sie beklagte ihr Unglück, lebte in einem hohlen Baum, aß wilde Pflanzen und zerriss ihre ganze Kleidung, bis sie nackt war. Eines Tages fand ein König, dass sie zwar schön aussah, aber nicht sprechen konnte. Er nahm sie mit nach Hause und heiratete sie. Ein Jahr später bekam sie einen Sohn. Die Jungfrau Maria erschien und verlangte, dass sie beichtete, die Tür geöffnet zu haben. Sie log erneut. Die Jungfrau nahm ihren Sohn mit, und die Leute flüsterten, dass sie das Kind getötet und gegessen habe.
In einem anderen Jahr bekam sie einen weiteren Sohn, und es ging weiter wie bisher. Im dritten Jahr bekam sie eine Tochter, und die Jungfrau Maria nahm sie mit in den Himmel und zeigte ihr ihre Söhne, aber sie wollte nicht beichten. Diesmal konnte der König seine Ratsherren nicht zurückhalten, und die Königin wurde zum Tode verurteilt. Als sie auf den Scheiterhaufen gebracht wurde, gab sie nach und wünschte, sie könnte vor ihrem Tod gestehen. Die Jungfrau Maria brachte ihre Kinder zurück, stellte ihre Sprachfähigkeit wieder her und schenkte ihr für den Rest ihres Lebens Glück.
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Kennzahl | Wert |
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Nummer | KHM 3 |
Aarne-Thompson-Uther-Index | ATU Typ 710 |
Übersetzungen | DE, EN, EL, DA, ES, FR, PT, FI, HU, IT, JA, NL, KO, PL, RU, TR, VI, ZH |
Lesbarkeitsindex nach Amstad | 68.6 |
Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 43.1 |
Flesch-Reading-Ease Index | 57.2 |
Flesch–Kincaid Grade-Level | 11.8 |
Gunning Fog Index | 13.3 |
Coleman–Liau Index | 11.3 |
SMOG Index | 12 |
Automated Readability Index | 12 |
Zeichen-Anzahl | 10.270 |
Anzahl der Buchstaben | 8.114 |
Anzahl der Sätze | 67 |
Wortanzahl | 1.766 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 26,36 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 295 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 16.7% |
Silben gesamt | 2.566 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,45 |
Wörter mit drei Silben | 178 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 10.1% |