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Der Fuchs kam einmal auf eine Wiese, wo eine Herde schöner fetter Gänse saß, da lachte er und sprach „ich komme ja wie gerufen, ihr sitzt hübsch beisammen, so kann ich eine nach der anderen auffressen.“
Die Gänse gackerten vor Schrecken, sprangen auf, fingen an zu jammern und kläglich um ihr Leben zu bitten. Der Fuchs aber wollte auf nichts hören und sprach „da ist keine Gnade, ihr müsst sterben.“
Endlich nahm sich eine das Herz und sagte „sollen wir armen Gänse doch einmal unser jung frisch Leben lassen, so erzeige uns die einzige Gnade und erlaub uns noch ein Gebet, damit wir nicht in unsern Sünden sterben: hernach wollen wir uns auch in eine Reihe stellen, damit du dir immer die fetteste aussuchen kannst.“
„Ja,“ sagte der Fuchs“ – „das ist billig, und ist eine fromme Bitte: betet, ich will so lange warten.“ Also fing die erste ein recht langes Gebet an, immer „ga! ga!“ und weil sie gar nicht aufhören wollte, wartete die zweite nicht, bis die Reihe an sie kam, sondern fing auch an „ga! ga!“ Die dritte und vierte folgte ihr, und bald gackerten sie alle zusammen. Und wenn sie ausgebetet haben, soll das Märchen weitererzählt werden, sie beten aber alleweile noch immer fort.
Hintergründe zum Märchen „Der Fuchs und die Gänse“
Der Fuchs und die Gänse (KHM 86) ist ein kurzes Tiermärchen aus der Sammlung der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Die Sammlung wurde erstmals im Jahr 1812 veröffentlicht und enthielt Märchen, die teilweise auf mündlichen Überlieferungen und teilweise auf literarischen Quellen basierten. Die Brüder Grimm, Jacob und Wilhelm, waren deutsche Philologen und Literaturwissenschaftler, die im 19. Jahrhundert lebten. Sie trugen zur Entwicklung der modernen Germanistik und der Erforschung der deutschen Sprache, Literatur und Kultur bei.
Es ist schwierig, den genauen Ursprung des Märchens „Der Fuchs und die Gänse“ zu bestimmen, da es auf mündlichen Überlieferungen basiert. Allerdings gibt es ähnliche Geschichten aus verschiedenen Kulturen und Regionen, die darauf hindeuten, dass dieses Märchen universelle Themen aufgreift und Teil eines gemeinsamen kulturellen Erbes ist. Die Geschichte ist in verschiedenen europäischen Märchensammlungen zu finden und wird als Aarne-Thompson-Uther-Typ 227 klassifiziert.
Ein Fuchs entdeckt eine Gruppe fetter Gänse auf einer Wiese und plant, sie alle zu fressen. Die Gänse flehen um Gnade und bitten darum, vor ihrem Tod noch ein Gebet sprechen zu dürfen. Der Fuchs gewährt ihnen die Bitte und wartet darauf, dass sie beten. Die Gänse beginnen alle gemeinsam zu beten und hören nicht auf, sodass das Märchen nicht fortgesetzt werden kann, da sie immer noch beten.
Das Märchen behandelt Themen wie List, Täuschung und Selbsterhaltung. Die Gänse nutzen ihre Klugheit, um den Fuchs zu überlisten und sich selbst zu retten. Die Geschichte zeigt auch, wie die Schwachen und Hilflosen zusammenarbeiten können, um sich gegen eine übermächtige Bedrohung zu behaupten. „Der Fuchs und die Gänse“ hat als Nummer 86 in der Sammlung der Kinder- und Hausmärchen eine besondere Funktion. Es bildete den Abschluss des ersten Bandes und hatte somit eine ähnliche Funktion wie „Der goldene Schlüssel“ (Nr. 200) als offener Abschluss der gesamten Märchensammlung. Dieses Ende betont die Unvollständigkeit und den fortlaufenden Charakter von mündlichen Überlieferungen und Märchen.
Das Märchen wurde in verschiedenen Formen adaptiert, darunter auch als Parodie von Janosch. In dieser Parodie versucht die älteste Gans, den Fuchs hinzuhalten, indem sie schweigt, während er die anderen Gänse frisst. Schließlich führt sie ihn in den Stall, wo er allen nur die Köpfe abbeißt. „Der Fuchs und die Gänse“ ist ein Beispiel dafür, wie Märchen tief verwurzelte menschliche Erfahrungen und Emotionen widerspiegeln und universelle Themen behandeln, die über kulturelle Grenzen hinweg relevant sind.
Interpretationen zum Märchen „Der Fuchs und die Gänse“
„Der Fuchs und die Gänse“ (KHM 86) ist ein kurzes Tiermärchen der Brüder Grimm, das verschiedene Interpretationsmöglichkeiten bietet. Im Folgenden sind einige Interpretationen des Märchens aufgeführt:
List und Intelligenz: Eine der Hauptinterpretationen des Märchens besteht darin, die Bedeutung von List und Intelligenz bei der Bewältigung schwieriger Situationen zu betonen. Die Gänse sind in einer ausweglosen Lage, da sie dem Fuchs körperlich unterlegen sind. Durch ihre Schlauheit und das gemeinsame Handeln gelingt es ihnen jedoch, den Fuchs zu überlisten und ihr Leben zu retten.
Zusammenarbeit und Solidarität: Eine weitere Interpretation dieses Märchens bezieht sich auf die Kraft der Zusammenarbeit und Solidarität. Die Gänse arbeiten zusammen, indem sie ihr „Gebet“ in einer scheinbar endlosen Schleife wiederholen, um den Fuchs hinzuhalten. Diese gemeinsame Aktion zeigt, wie sich eine Gruppe schwächerer Individuen gegen eine übermächtige Bedrohung behaupten kann, wenn sie zusammenarbeiten.
Unvollendete Geschichten und mündliche Tradition: Das Märchen endet offen und unvollständig, was darauf hindeutet, dass es fortgesetzt werden könnte, wenn die Gänse ihr Gebet beenden. Diese offene Erzählstruktur spiegelt die Natur der mündlichen Überlieferungen wider, die ständig weiterentwickelt und angepasst werden, wenn sie von Generation zu Generation weitergegeben werden. Dieses Märchen betont die Unvollständigkeit und den fortlaufenden Charakter von mündlichen Erzählungen und Märchen.
Humor und Parodie: Das Märchen hat auch eine humorvolle Seite, die in verschiedenen Adaptionen und Parodien zum Ausdruck kommt. Die Gänse, die den Fuchs mit ihrem endlosen Gebet aufhalten, vermitteln eine komische Situation, die den Leser oder Zuhörer zum Schmunzeln bringen kann. In Janoschs Parodie wird diese humorvolle Seite noch weiter betont, indem die älteste Gans den Fuchs in den Stall führt, wo er allen Gänse nur die Köpfe abbeißt.
Insgesamt bietet „Der Fuchs und die Gänse“ verschiedene Interpretationsmöglichkeiten und zeigt, wie Märchen vielschichtige Botschaften und Themen enthalten können, die über ihre einfache Handlung hinausgehen.
Adaptionen zum Märchen „Der Fuchs und die Gänse“
„Der Fuchs und die Gänse“ ist ein deutsches Märchen, das von den Brüdern Grimm in den Kinder- und Hausmärchen mit der Nummer 86 gesammelt wurde. Es ist als Aarne-Thompson Typ 227 klassifiziert (Das ewige Gebet der Gänse). Das Märchen wurde in der Erstausgabe ausversehen vergessen abzudrucken und daher nachträglich im Anhang des 2. Bandes ergänzt. Es gibt verschiedene Adaptionen des Märchens „Der Fuchs und die Gänse“ (KHM 86) von den Gebrüder Grimm in unterschiedlichen Medien und Formaten. Einige konkrete Beispiele sind:
Parodien: Janoschs Parodie: Wie bereits erwähnt, hat der deutsche Schriftsteller und Illustrator Janosch eine humorvolle Parodie des Märchens geschaffen. In dieser Version führt die älteste Gans den Fuchs in den Stall, wo er schließlich allen Gänse nur die Köpfe abbeißt. Diese Adaption betont den humorvollen Aspekt der Geschichte und gibt dem Märchen eine neue Wendung.
Kinderbuch-Adaptionen: Das Märchen wurde in verschiedenen Kinderbuchausgaben und Sammlungen veröffentlicht, oft mit Illustrationen, die die Handlung visuell unterstützen. Zum Beispiel gibt es Bilderbücher, die die Geschichte für jüngere Kinder zugänglich machen, oder Sammlungen, die das Märchen zusammen mit anderen Grimm’schen Märchen enthalten.
Theater- und Puppenspielaufführungen: „Der Fuchs und die Gänse“ wurde in verschiedenen Bühnenadaptionen für Kinder aufgeführt, sowohl als Theaterstück als auch als Puppenspiel. Diese Aufführungen nutzen die einfache Handlung und die humorvollen Elemente der Geschichte, um Kinder zu unterhalten und die Botschaften des Märchens auf kreative Weise zu vermitteln.
Hörspiele und Audiobücher: Das Märchen wurde auch als Hörspiel oder Audiobook aufgenommen, manchmal mit professionellen Sprechern und Soundeffekten, um die Handlung lebendig und ansprechend zu gestalten. Diese Adaptionen ermöglichen es, die Geschichte auf unterhaltsame Weise zu hören und die mündliche Tradition des Märchenerzählens fortzusetzen.
Film- und Fernsehadaptionen: Obwohl es keine speziellen Film- oder Fernsehadaptionen gibt, die sich ausschließlich auf „Der Fuchs und die Gänse“ konzentrieren, wurden einige Märchenanthologie-Serien oder -Filme produziert, die verschiedene Grimm’sche Märchen, einschließlich „Der Fuchs und die Gänse“, beinhalten können.
Diese Beispiele zeigen die Vielfalt der Adaptionen, die auf dem Märchen „Der Fuchs und die Gänse“ basieren, und veranschaulichen, wie das Märchen auf unterschiedliche Weise interpretiert und präsentiert werden kann, um neue Generationen von Lesern und Zuhörern zu erreichen.
Zusammenfassung der Handlung
Im Märchen „Der Fuchs und die Gänse“ (KHM 86) von den Gebrüder Grimm geht es um einen Fuchs, der eine Herde Gänse fressen möchte. Als er ihnen droht, bitten die Gänse um die Erlaubnis, vor ihrem Tod noch ein Gebet sprechen zu dürfen. Der Fuchs stimmt zu und fordert sie auf, sich in einer Reihe aufzustellen.
Die Gänse beginnen daraufhin, ihr vermeintliches Gebet in Form von „ga! ga!“-Gackern zu sprechen. Sie gackern jedoch unablässig weiter, ohne Pause oder Ende. Das Märchen endet offen, mit der Anmerkung, dass es fortgesetzt werden soll, wenn die Gänse ihr Gebet beenden. Doch sie beten immer noch weiter, was impliziert, dass sie den Fuchs durch ihre List aufhalten und somit ihr Leben retten.
Informationen für wissenschaftliche Analysen
Kennzahl | Wert |
---|---|
Nummer | KHM 86 |
Aarne-Thompson-Uther-Index | ATU Typ 227 |
Übersetzungen | DE, EN, DA, ES, FR, PT, IT, JA, NL, PL, RO, RU, TR, VI, ZH |
Lesbarkeitsindex nach Amstad | 77 |
Lesbarkeitsindex nach Björnsson | 32.3 |
Flesch-Reading-Ease Index | 65.9 |
Flesch–Kincaid Grade-Level | 8.7 |
Gunning Fog Index | 9.8 |
Coleman–Liau Index | 10.8 |
SMOG Index | 9.2 |
Automated Readability Index | 9.3 |
Zeichen-Anzahl | 1.207 |
Anzahl der Buchstaben | 936 |
Anzahl der Sätze | 11 |
Wortanzahl | 207 |
Durchschnittliche Wörter pro Satz | 18,82 |
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben | 28 |
Prozentualer Anteil von langen Wörtern | 13.5% |
Silben gesamt | 298 |
Durchschnittliche Silben pro Wort | 1,44 |
Wörter mit drei Silben | 12 |
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben | 5.8% |