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Simeliberg
Grimm Märchen

Simeliberg - Märchen der Gebrüder Grimm

Vorlesezeit für Kinder: 7 min

Es waren zwei Brüder, einer war reich, der andere arm. Der Reiche aber gab dem Armen nichts, und er musste sich vom Kornhandel kümmerlich ernähren. Da ging es ihm oft so schlecht, dass er für seine Frau und Kinder kein Brot hatte. Einmal fuhr er mit seinem Karren durch den Wald, da erblickte er zur Seite einen großen kahlen Berg, und weil er den noch nie gesehen hatte, hielt er still und betrachtete ihn mit Verwunderung. Wie er so stand, sah er zwölf wilde große Männer daher kommen: weil er nun glaubte das wären Räuber, schob er seinen Karren ins Gebüsch und stieg auf einen Baum und wartete was da geschehen würde.

Die zwölf Männer gingen aber vor den Berg und riefen „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich auf.“ Alsbald tat sich der kahle Berg in der Mitte voneinander, und die zwölf gingen hinein, und wie sie drin waren, schloss er sich zu. Über eine kleine Weile aber tat er sich wieder auf, und die Männer kamen heraus und trugen schwere Säcke auf den Rücken, und wie sie alle wieder am Tageslicht waren, sprachen sie „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich zu.“ Da fuhr der Berg zusammen, und war kein Eingang mehr an ihm zu sehen, und die Zwölf gingen fort.

Als sie ihm nun ganz aus den Augen waren, stieg der Arme vom Baum herunter, und war neugierig was wohl im Berge heimliches verborgen wäre. Also ging er davor und sprach „Berg Semsi, Berg Semsi, Tun dich auf,“ und der Berg tat sich auch vor ihm auf. Da trat er hinein, und der ganze Berg war eine Höhle voll Silber und Gold, und hinten lagen große Haufen Perlen und blitzende Edelsteine, wie Korn aufgeschüttet. Der Arme wusste gar nicht was er anfangen sollte, und ob er sich etwas von den Schätzen nehmen dürfte; endlich füllte er sich die Taschen mit Gold, die Perlen und Edelsteine aber ließ er liegen.

Als er wieder herauskam, sprach er gleichfalls „Berg Semsi, Berg Semsi, Thun dich zu,“ da schloss sich der Berg, und er fuhr mit seinem Karren nach Haus. Nun brauchte er nicht mehr zu sorgen und konnte mit seinem Golde für Frau und Kind Brot und auch Wein dazu kaufen, lebte fröhlich und redlich, gab den Armen und tat jedermann Gutes. Als aber das Geld zu Ende war, ging er zu seinem Bruder, lieh einen Scheffel und holte sich von neuem. Doch rührte er von den großen Schätzen nichts an. Wie er sich zum dritten Mal etwas holen wollte, borgte er bei seinem Bruder abermals den Scheffel.

Der Reiche war aber schon lange neidisch über sein Vermögen und den schönen Haushalt, den er sich eingerichtet hatte, und konnte nicht begreifen woher der Reichtum käme und was sein Bruder mit dem Scheffel anfinge. Da dachte er eine List aus und bestrich den Boden mit Pech, und wie er das Maß zurück bekam, so war ein Goldstück darin hängen geblieben. Alsbald ging er zu seinem Bruder und fragte ihn „was hast du mit dem Scheffel gemessen?“ „Korn und Gerste“ sagte der andere. Da zeigte er ihm das Goldstück und drohte ihm, wenn er nicht die Wahrheit sagte, so wollt er ihn beim Gericht verklagen.

Er erzählte ihm nun alles, wie es zugegangen war. Der Reiche aber ließ gleich einen Wagen anspannen, fuhr hinaus, wollte die Gelegenheit besser benutzen und ganz andere Schätze mitbringen. Wie er vor den Berg kam, rief er „Berg Semsi, Berg Semsi, tue dich auf.“ Der Berg tat sich auf, und er ging hinein. Da lagen die Reichtümer alle vor ihm, und er wusste lange nicht wozu er am ersten greifen sollte, endlich lud er Edelsteine auf so viel er tragen konnte. Er wollte seine Last hinausbringen, weil aber Herz und Sinn ganz voll von den Schätzen waren, hatte er darüber den Namen des Berges vergessen und rief „Berg Simeli, Berg Simeli, tu dich auf.“ Aber das war der rechte Name nicht, und der Berg regte sich nicht und blieb verschlossen.

Da ward ihm angst, aber je länger er nachsann, desto mehr verwirrten sich seine Gedanken, und halfen ihm alle Schätze nichts mehr. Am Abend tat sich der Berg auf und die zwölf Räuber kamen herein, und als sie ihn sahen, lachten sie und riefen „Vogel, haben wir dich endlich, meinst du wir hätten‘s nicht gemerkt dass du zweimal hereingekommen bist, aber wir konnten dich nicht fangen, zum dritten Mal sollst du nicht wieder heraus.“ Da rief er „ich war’s nicht, mein Bruder war’s,“ aber er mochte bitten um sein Leben und sagen was er wollte, sie schlugen ihm das Haupt ab.

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Hintergründe zum Märchen „Simeliberg“

Das Märchen „Simeliberg“ (KHM 142) der Gebrüder Grimm stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist Teil ihrer Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“. Wie bei vielen anderen Märchen der Brüder Grimm wurden auch bei „Simeliberg“ mündliche Überlieferungen, Erzählungen und volkstümliche Geschichten gesammelt und schriftlich festgehalten. Die Brüder Grimm verfolgten das Ziel, die deutschen Sagen und Märchen zu bewahren und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

In „Simeliberg“ geht es um Themen wie Neid, Gier und die Unterschiede im Verhalten und der Moral zwischen zwei Brüdern. Das Märchen zeigt, wie der arme Bruder, der auf magische Weise zu Reichtum gelangt, seinen Wohlstand teilt und anderen Gutes tut. Der reiche Bruder hingegen zeigt Neid und Gier und wird letztendlich für sein unmoralisches Verhalten bestraft. Das Märchen weist Ähnlichkeiten mit anderen Erzählungen und Geschichten aus unterschiedlichen Kulturkreisen auf, darunter „Ali Baba und die 40 Räuber“ aus der Sammlung „1001 Nacht“. Die Parallelen zeigen, dass solche Geschichten und Motive in verschiedenen Kulturen und Zeiten verbreitet waren und immer wieder neu adaptiert wurden.

Die Interpretation des Märchens „Simeliberg“ bezieht sich auf sakramentale Symbolik und die moralischen Unterschiede zwischen den beiden Brüdern. Der arme Bruder, der durch Brot und Wein sakramental wird, steht im Gegensatz zum reichen Bruder, der gierig ist und versucht, die geistigen Schätze des Berges zu erlangen. Das Märchen „Simeliberg“ und seine Hintergründe sind Teil des kulturellen Erbes und bieten einen Einblick in die damalige Gesellschaft, ihre Werte und Moralvorstellungen.

Interpretationen zum Märchen „Simeliberg“

Die Interpretation von Märchen kann vielfältig sein, da sie oft mehrere Schichten und Bedeutungen enthalten. Im Fall des Märchens „Simeliberg“ (KHM 142) der Gebrüder Grimm lassen sich verschiedene Aspekte hervorheben:

Moralische Lehre: Das Märchen „Simeliberg“ stellt einen Kontrast zwischen den beiden Brüdern dar, der arme Bruder wird als moralisch gut, hilfsbereit und bescheiden präsentiert, während der reiche Bruder als gierig, neidisch und unmoralisch dargestellt wird. Die Geschichte zeigt, dass der reiche Bruder für sein schlechtes Verhalten bestraft wird, während der arme Bruder durch seine Großzügigkeit und Bescheidenheit belohnt wird. Dies verdeutlicht eine moralische Botschaft, dass gutes Verhalten und Großzügigkeit zu einem glücklicheren Leben führen, während Gier und Neid zu Unglück und Strafe führen können.

Die Macht der Worte: Das Märchen betont die Bedeutung und Kraft von Worten. Die Zauberformel „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich auf“ öffnet den Berg und gibt Zugang zu den verborgenen Schätzen. Die falsche Verwendung des Namens des Berges führt jedoch dazu, dass der reiche Bruder eingeschlossen und bestraft wird. Dies unterstreicht die Macht der Sprache und die Folgen, die aus dem falschen Gebrauch von Worten entstehen können.

Magische Elemente und Motive: „Simeliberg“ enthält typische Märchenmotive wie Magie und Zauber. Die zwölf wilden Männer, der Zauberberg und die Schätze im Inneren des Berges sind alle fantastische Elemente, die zur Faszination und zum Charme der Geschichte beitragen. Diese magischen Elemente verleihen dem Märchen eine zeitlose Qualität und ermöglichen es, die moralischen Botschaften auf unterhaltsame Weise zu vermitteln.

Sakramentale Symbolik: In der Interpretation des Märchens wird auf sakramentale Symbolik hingewiesen. Der arme Bruder, der durch Brot und Wein sakramental wird, steht im Gegensatz zum reichen Bruder, der gierig ist und versucht, die geistigen Schätze des Berges zu erlangen. Diese Symbolik betont die spirituellen und moralischen Unterschiede zwischen den beiden Brüdern und unterstreicht die Botschaft der Geschichte.

Insgesamt bietet das Märchen „Simeliberg“ (KHM 142) der Gebrüder Grimm vielfältige Interpretationsmöglichkeiten, die sich auf moralische Botschaften, die Kraft der Worte, magische Motive und sakramentale Symbolik beziehen. Diese Interpretationen helfen, die Bedeutung der Geschichte und ihre Relevanz für verschiedene Generationen von Lesern zu erschließen.

Adaptionen zum Märchen „Simeliberg“

Während das Märchen „Simeliberg“ (KHM 142) der Gebrüder Grimm möglicherweise nicht so bekannt ist wie einige ihrer anderen Geschichten, gibt es dennoch verschiedene Adaptionen und Interpretationen des Märchens. Hier sind einige konkrete Beispiele:

Illustrationen: Eine der bekanntesten Adaptionen des Märchens „Simeliberg“ sind die Illustrationen von Otto Ubbelohde aus dem Jahr 1909. Ubbelohde war ein deutscher Maler und Illustrator, der für seine Darstellungen der Märchen der Brüder Grimm bekannt ist. Seine Illustrationen zu „Simeliberg“ verleihen der Geschichte ein visuelles Leben und tragen zur Popularisierung des Märchens bei.

Theateraufführungen: Das Märchen „Simeliberg“ wurde auch als Bühnenstück adaptiert und aufgeführt. Eine solche Adaption ist das Kinder- und Familienstück „Der Simeliberg“ von Matthias Kuchta, das 2012 vom Figurentheater Lilarum in Wien aufgeführt wurde. Diese Inszenierung nutzte Puppenspiel und Schauspiel, um die Geschichte auf interessante und unterhaltsame Weise zu erzählen.

Hörspiele und Hörbücher: „Simeliberg“ wurde in verschiedenen Hörspielen und Hörbuchsammlungen der Märchen der Brüder Grimm adaptiert. Ein Beispiel ist die Hörspielproduktion „Simeliberg“ von EUROPA aus dem Jahr 1981, die Teil der Reihe „Die Märchen der Gebrüder Grimm“ ist.

Film- und Fernsehadaptionen: Obwohl es keine direkte Verfilmung des Märchens „Simeliberg“ gibt, könnten Elemente der Geschichte in verschiedenen Film- und Fernsehadaptionen von Märchen der Brüder Grimm eingeflossen sein. Die thematischen Ähnlichkeiten zu „Ali Baba und die 40 Räuber“ können ebenfalls dazu beigetragen haben, dass der Kern der Geschichte in anderen audiovisuellen Medien präsent ist.

Literarische Adaptionen:„Simeliberg“ hat auch literarische Adaptionen und Nacherzählungen erfahren. Zum Beispiel ist das Märchen in verschiedenen Märchensammlungen enthalten, die modernisierte oder abgewandelte Versionen der Geschichten der Brüder Grimm präsentieren. Ein solches Beispiel ist die Sammlung „Grimms Märchen“ von Philip Pullman, in der er 50 Märchen der Brüder Grimm, einschließlich „Simeliberg“, neu erzählt.

Obwohl das Märchen „Simeliberg“ nicht zu den bekanntesten Märchen der Gebrüder Grimm zählt, gibt es dennoch verschiedene Adaptionen und Interpretationen, die dazu beitragen, die Geschichte lebendig zu halten und sie neuen Generationen von Lesern und Zuschauern zugänglich zu machen.

Zusammenfassung der Handlung

„Simeliberg“ (KHM 142) ist ein Märchen der Gebrüder Grimm, das die Geschichte von zwei ungleichen Brüdern erzählt. Der arme Bruder ist Kornhändler und versucht, seine Familie zu ernähren, während der reiche Bruder geizig ist und ihm nicht hilft. Eines Tages beobachtet der arme Bruder zwölf wilde Männer, die einen Zauber vor einem Berg sprechen, woraufhin sich der Berg öffnet und sie hineingehen. Als die Männer wieder herauskommen, ist der Berg voller Schätze.

Der arme Bruder betritt ebenfalls den Berg und nimmt nur etwas Gold mit, womit er sein Leben verbessern und anderen helfen kann. Sein reicher Bruder wird neidisch, als er von dem Geheimnis erfährt, und geht selbst zum Berg, um sich mit Edelsteinen zu beladen. Dabei vergisst er jedoch den Namen des Berges und bleibt eingeschlossen. Die zwölf wilden Männer kehren zurück, verdächtigen den reichen Bruder, schon früher den Berg betreten zu haben, und töten ihn. „Simeliberg“ ist eine Geschichte über Moral, Neid und Gier, in der der arme Bruder für seine Bescheidenheit und Großzügigkeit belohnt wird, während der reiche Bruder für seine Habgier bestraft wird.


Informationen für wissenschaftliche Analysen

Kennzahl
Wert
NummerKHM 142
Aarne-Thompson-Uther-IndexATU Typ 676
ÜbersetzungenDE, EN, DA, ES, PT, IT, JA, NL, PL, RU, TR, VI
Lesbarkeitsindex nach Amstad74.3
Lesbarkeitsindex nach Björnsson35.4
Flesch-Reading-Ease Index63.9
Flesch–Kincaid Grade-Level10.1
Gunning Fog Index11
Coleman–Liau Index10.3
SMOG Index9.9
Automated Readability Index11
Zeichen-Anzahl4.311
Anzahl der Buchstaben3.381
Anzahl der Sätze33
Wortanzahl762
Durchschnittliche Wörter pro Satz23,09
Wörter mit mehr als 6 Buchstaben94
Prozentualer Anteil von langen Wörtern12.3%
Silben gesamt1.076
Durchschnittliche Silben pro Wort1,41
Wörter mit drei Silben45
Prozentualer Anteil von Wörtern mit drei Silben5.9%
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